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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Sein Gegenüber tat es ihm gleich.
    »Ich begleite Sie zum Tor, Monsieur le Commissaire.«
    »Diese Pläne, die Unterlagen der Präsentation von Lucas Lefort – Sie haben keine Kopie davon?«
    »Nein. Monsieur Lefort hatte alles auf seinem Notebook.«
    »Sie denken, dass bisher niemand im Besitz dieser Pläne ist und nur Sie und der Gemeinderat sie kennen?«
    »Ja.«
    »Wann genau war die Sitzung?«
    »Ende März. Ich glaube, am sechsundzwanzigsten.«
    Sie waren bereits im Garten angelangt.
    »Sie werden sicher noch einmal von uns hören.«
    Sie gaben sich die Hand.
    »Ich stehe Ihnen zur Verfügung. Ich habe persönlich ein besonderes Interesse an der raschen Aufklärung dieses Falles. Ich meine als Bürgermeister der betroffenen Gemeinde.«
    »Das verstehe ich vollkommen.«
    »Au revoir.«
    Du Marhallac’h hatte Dupin bereits den Rücken zugekehrt.
    »Ich habe doch noch eine letzte Frage.«
    Der Bürgermeister drehte sich wieder um, immer noch einen betont freundlichen Ausdruck im Gesicht.
    »Worum ging es in Ihren Gesprächen mit Lucas Lefort und Yannig Konan an besagtem Abend?«
    Dupins Frage hatte eine unbestimmten, etwas komischen Unterton.
    »Ich? Oh – wir haben immer wieder mal ein paar Worte gewechselt. Als Tischnachbarn. Das Übliche. Sehr banal.«
    »Das wäre?«
    »Über die Makrelen haben wir gesprochen. Über das Muschelfischen, jetzt bei der Springtide. Das Wetter, den aufziehenden Sturm. Solche Dinge. Ach, und über die Wahlen. Natürlich. Die Wahlen! Und die Langustinenpreise. Zuletzt über die Pousse-pieds.«
    »Die was?«
    »Das sind die seltensten aller Meeresfrüchte, man sagt: der König der Meeresfrüchte. Sie wachsen an äußerst schwer zugänglichen Stellen während drei Monaten im Jahr. Die Japaner kaufen sie uns für dreihundert Euro das Kilo ab, eine Sushi-Delikatesse. Sie werden davon noch nicht gehört haben, in Paris …«
    »Dreihundert Euro das Kilo?«
    »Dreihundert und mehr. Sehr köstlich, sehr jodhaltig. Die der Glénan gelten als die größte Delikatesse.«
    »Pousse-pieds.« Dupin hatte die Worte fast mit Ehrfucht wiederholt.
    »Hat einer der beiden davon gesprochen, was sie am Wochenende gemacht haben? Oder hat einer der beiden Pajot erwähnt?«
    »Nein, weder-noch. Aber es gab auch keinerlei Anlass dazu.«
    »Was soll das heißen?«
    »Es war ein ganz normaler Abend, wie immer.«
    »Gut. Dann danke ich Ihnen noch einmal. Au revoir.«
    Es hatte den Anschein, als hätte Du Marhallac’h noch etwas sagen wollen, aber Dupin hatte sich schon abgewandt.
    Er brauchte dringend einen café. Den hätte er schon eben vor dem Gespräch gebraucht. Es hatte ein wenig sonderbar gerochen im Büro des Bürgermeisters, ein wenig wie im Kommissariat, vielleicht war es das gleiche Putzmittel. Dupin war froh über die frische Luft, die hier in Fôret-Fouesnant Anfang Mai von den blühenden Hortensienbüschen parfümiert war.
    Er ging ohne Umwege zu seinem Wagen, stieg ein, fummelte an den aberwitzig kleinen Tasten des Autotelefons herum und fuhr los.
    »Nolwenn? Ich will Docteur Le Menn sprechen. Devan Le Menn. Er hat seine Praxis in Sainte-Marine. Dort wohnt er auch.«
    »Ich sende Ihnen die Nummer besser als SMS, Monsieur le Commissaire, dann können Sie sie direkt anwählen. Die der Praxis und die private.«
    »Sehr gut. Und ich will einen Monsieur Marc Leussot sehen, einen Forscher vom Institut Marine, egal, wo er ist. Die Sekretärin des Instituts sagte mir, er befinde sich in ›Feldstudien‹ auf dem Meer.«
    »Ich melde mich umgehend. Wir haben auch alles mit den Pariser Kollegen geklärt, sie sehen sich dort die Geschäftsräume von Medimare an. Die Firma hat ihren Sitz direkt im Sechsten, nicht weit vom Luxembourg.«
    Dupin musste zugeben, dass er immer ein bisschen sehnsüchtig und sentimental wurde, wenn er vom Jardin du Luxembourg hörte. Er hatte zuletzt drei Minuten vom Park entfernt gewohnt, am Place Saint Sulpice – und war zwei Minuten vom Park entfernt aufgewachsen, am Place de l’Odéon. Der Park war voller wunderbarer Erinnerungen.
    »Sehr gut.«
    »Ihre Mutter hat es eben noch einmal versucht.«
    »Mist.«
    Er hatte schon wieder seine Mutter vergessen.
    »Ich habe ihr gesagt, dass Sie sich in einem komplizierten Fall befinden. Sie geht – ich zitiere nur – dennoch dringend davon aus, dass Sie zumindest einmal kurz anrufen werden.«
    Es war unfasslich. Aber nicht überraschend.
    »Sie fragte, ob es im Hotel des Sables Blancs wohl Bademäntel gebe. Und einen

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