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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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musste sich gewahr sein, dass Dupin es bemerkte.
    »Ich denke, dass eine Mehrheit der Bevölkerung an der Küste gegen die Pläne war. In der Vergangenheit auch das Gros der Politiker. Ganz sicher die Presse, sowohl der Ouest France wie der Télégramme. Monsieur Leussot zum Beispiel«, der Bürgermeister zögerte, »ein Meeresbiologe, der das Bedürfnis hat, sich auch journalistisch zu betätigen, ist in der Opposition gegen Leforts Pläne leidenschaftlich engagiert gewesen. Nach meinem Empfinden war das ein rein ideologischer Streit, das interessiert mich nicht. Mein Interesse ist, das Ganze zu versachlichen.«
    Da war sie wieder. Die unsägliche Politikerart. Dupin blickte finster.
    »Monsieur Leussot hat Artikel gegen Leforts Pläne geschrieben?«
    »Tendenziöse, drastische Artikel.«
    »Auch gegen die neuen Pläne?«
    »Wie gesagt: Lefort hatte sie der Öffentlichkeit noch nicht vorgelegt, nur uns, mündlich. Ein vollkommen reguläres Vorgehen. Davon haben die Medien natürlich Wind bekommen, es war schließlich keine klandestine Veranstaltung. Da aber noch nicht viel bekannt ist, gab es in den Zeitungen bisher nur kurze Meldungen. Sie dürfen nicht vergessen, dass Lefort in der Bretagne immer noch eine berühmte Person ist – der große Segler. So unbeliebt er bei einigen auch gewesen sein mag.«
    »An diesen kurzen Meldungen war der Meeresbiologe nicht beteiligt?«
    »Nein. Soviel ich weiß, nicht.«
    Das schrille Klingeln von Dupins Handy ließ beide Männer kurz aufschrecken.
    Es war Nolwenn.
    »Wenn Sie mich noch einmal entschuldigen würden, Monsieur le Maire.«
    Es war keine Frage gewesen, Dupin war bereits aufgestanden und abermals zur Tür in den Garten geeilt. Dort nahm er ab.
    »Das war kompliziert, Monsieur le Commissaire«, Nolwenns Stimme war, für ihre Verhältnisse, ein wenig aufgeregt, »der Präfekt hat beide angerufen: den Staatsanwalt und den zuständigen Ermittlungsrichter. Er hat sich dabei höchst unwohl gefühlt, soll ich Ihnen ausrichten. Er musste behaupten, dass akute Verdunklungsgefahr besteht. Er geht davon aus, dass der Direktor unmittelbar Einspruch einlegen wird. Er kennt Le Berre-Ryckeboerec. Eigentlich schätzt er ihn, er …«
    »Wir haben den Durchsuchungsbefehl?«
    Dupin empfand eine fast kindliche Freude.
    »Wir organisisieren bereits die Aktion.«
    Dupin war erleichtert, obwohl ihn das alles immer noch etwas nervös machte, da es weiterhin keinerlei wirklich belastende Hinweise gab, die die Durchsuchung rechtfertigten. Er würde rasch etwas Hieb- und Stichfestes brauchen.
    »Das ist sehr gut, Nolwenn. Perfekt. Ich bin noch im Gespräch mit DuMall … Mit dem Bürgermeister.«
    Dupin legte auf. Er dachte kurz nach und wählte Kadegs Nummer.
    »Es geht los. Wir können mit der Durchsuchung beginnen.«
    »Ich weiß.«
    »Wie gesagt: Ich will alles zu den Geschäften mit Medimare wissen. Da muss es Unterlagen geben, Dokumente, Dateien, finden Sie alles raus. Und: Seien Sie nicht zimperlich.«
    »Das bin ich doch nie, Commissaire.«
    »Warten Sie, eine Sache noch, Kadeg: Ich möchte, dass wir sämtliche geschäftlichen Aktivitäten der drei Toten penibel durchleuchten. Über Medimare hinaus. Jede Firma, auch jede Beteiligung, jedes Investment. So weit wir sie zurückverfolgen können. Setzen Sie jemanden auf diese Sache an.«
    »Wird gemacht.«
    Dieses Mal ging Dupin sehr langsam zurück durch den Garten, öffnete die Tür zum Büro und setzte sich wieder auf einen der vier einfachen Stühle, die um den eckigen Resopaltisch standen. Alles betont ohne Hast. Du Marhallac’h sah aus, als erwartete er zumindest eine kurze Erklärung. Zu der sich Dupin nicht genötigt sah.
    »Was sagt Ihnen Medimare? «
    Der Bürgermeister blickte Dupin fragend an.
    »Das sagt mir überhaupt nichts.«
    »Eine Firma von Pajot und Konan, die Forschungsergebnisse aus der Meeresbiologie ankauft und verkauft. Patente und Lizenzen.«
    »Oh, davon habe ich gehört. Nicht von dieser Firma, nur dass das Institut Forschungsergebnisse an Firmen verkauft.«
    »Sie wissen nichts davon, dass die beiden eine solche Firma besaßen?«
    »Nein.«
    Dupin hatte den Eindruck, dass er zum jetzigen Zeitpunkt nichts Interessantes mehr erfahren würde. Nicht, dass er Du Marhallac’h in allem traute und glaubte – das tat er ganz und gar nicht –, aber mehr war im Moment nicht zu machen.
    »Ich danke Ihnen.«
    Der Bürgermeister war offenkundig ein wenig ratlos über das abrupte Ende des Gesprächs.
    Dupin stand auf.

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