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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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weiter weiß er noch nichts«, kam Riwal Dupins Nachfragen zuvor, »nicht, wie lang die Klinge gewesen ist, wie groß das Messer war, welche Art Messer es war.«
    »Das hilft uns alles nicht weiter.«
    Dupin warf einen Blick auf seine Uhr. 20 Uhr 30. Kadeg und Riwal hatten viel geschafft, da gab es keinen Zweifel.
    »Das war gute Arbeit, Inspektor Kadeg und Inspektor Riwal. Sehr gute Arbeit. Sie sollten jetzt nach Hause gehen.« Dupin meinte es wirklich so.
    Kadeg war sichtlich irritiert über das ausgesprochene Lob und die Fürsorglichkeit des Kommissars. Beide schienen nicht zu wissen, was sie sagen sollten. Dupin nahm es ihnen ab.
    »Dann sehen wir uns morgen.«
    Die beiden Inspektoren standen auf, immer noch unschlüssig, als wären sie nicht ganz sicher, ob sie den Worten des Kommissars trauen konnten.
    »Wirklich. Ich bleibe selbst nur noch kurz. Gehen Sie früh schlafen. Erholen Sie sich, morgen wird wieder ein anstrengender Tag. Bonne nuit.«
    Im Türrahmen blieben Kadeg und Riwal noch einmal stehen.
    »Bonne nuit Monsieur le Commissaire.«
    Dann eilten sie mit raschen Schritten davon.
    Dupin wollte noch einmal ins Restaurant und in die Bar, nachdem er heute Morgen abrupt vertrieben worden war. Sich noch einmal alles ansehen. Er entfernte die Klebebänder zur Absperrung des Tatortes, öffnete die Tür und verschloss sie wieder von innen. Alles war genau so, wie es ausgesehen hatte, als Pennecs Leiche gefunden worden war, genau so, das war das Entscheidende, wie es ausgesehen hatte, als der Mörder vorgestern Nacht nach seiner Tat das Hotel verlassen hatte. Dupin ging bis zur Bar, bis zu der Stelle, an der Pennec gelegen hatte. Er kniete sich hin und sah sich aus dieser Perspektive um. Es war in der Tat unheimlich, wie vollkommen friedlich und freundlich dieser Raum wirkte.
    Die Wände waren weiß getüncht, gröberer Putz. Die Gemälde, Reproduktionen und Kopien, hingen wild durcheinander, eng nebeneinander, übereinander, in schlichten Rahmen, fast die gesamte Fläche der Wände im Restaurant und in der Bar war mit ihnen bedeckt. Landschaftsbilder vorwiegend, die Landschaften Pont Avens und der Küste, die Mühlen. Bretonische Bäuerinnen. Dupin war heute Morgen nicht aufgefallen, wie viele es eigentlich waren.
    Der Speisesaal des Central war nicht pittoresk, trotzdem, wenn man wollte, konnte man sich zurückversetzen in die große, glanzvolle Zeit, es gab immer noch genügend Anhaltspunkte dafür. Man konnte den Charme, das Flair von damals ahnen, diese eigentümliche Mischung aus Provinziellem, ja Ärmlichem eines Fischer- und Bauerndorfes, und dem plötzlich mit den Künstlern aus Paris und aller Welt einbrechenden Mondän-Modernen. Dupin erinnerte sich an eine Fotografie in einem Buch über Pont Aven, das in Nolwenns Büro stand. Auf der moosbewachsenen Steinbrücke war eine Gruppe Künstler zu sehen, auf der Mauer sitzend, alle schauten in die Kamera, die meisten extravagant gekleidet, mit großen Hüten, in feinen, aber abgetragenen Anzügen, im Hintergrund drei, vier Häuser, die die harte Kargheit des Ortes zeigten, Bauern und Fischer, die mühsam arbeiteten, um ihr Leben zu bestreiten. Links von der Brücke das Central . Alle waren sie zu sehen, die ganze Schule von Pont Aven , Gauguin, sein kongenialer junger Freund Emile Bernard, Charles Filiger und Henry Moret. Begann Nolwenn sie aufzuzählen, wurde die Liste endlos, Dupin selbst kannte nur einen sehr kleinen Teil. Die Künstler hatten sich offenbar einen Witz daraus gemacht, die berühmten bretonischen, vorne spitz zulaufenden Holzschuhe anzuziehen und die Beine weit von sich zu strecken, damit sie gut zu sehen waren auf dem Foto.
    Plötzlich klopfte es an der Tür, Dupin schreckte hoch. Es klopfte wieder. Missmutig ging er zur Tür und öffnete sie. Vor ihm stand Madame Lajoux.
    »Darf ich kurz hineinkommen, Monsieur le Commissaire? Mademoiselle Kann sagte, dass Sie hier sind.«
    Dupin nahm sich zusammen.
    »Natürlich. Kommen Sie, bitte, Madame Lajoux.«
    Francine Lajoux bewegte sich zaghaft und blieb nach wenigen Schritten stehen.
    »Das fällt mir sehr schwer, Monsieur le Commissaire.«
    Sie schien um Jahre gealtert seit heute Morgen. Es war schlimm anzusehen; ihr Gesicht war ganz eingefallen, ihre Augen rot. Dupin fiel jetzt erst auf, wie schneeweiß ihre Haare waren.
    »Es muss ganz fürchterlich sein für Sie, Madame Lajoux. Monsieur Pennec und Sie standen sich sehr nahe.«
    »Hier ist er ermordet worden.«
    Sie rang um ihre Fassung,

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