Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
Vom Netzwerk:
Gespräche über das Wetter, das Essen, die Bretagne. Über die Saison. Von dem Gespräch mit dem Fremden hatten wir Ihnen schon berichtet.«
    »Wann war das?«
    »Am Mittwochmittag. Vor dem Hotel.«
    »Ach ja.«
    Dupin blätterte etwas konfus in seinem Notizbuch.
    »Wir sollten unbedingt wissen, wer das war.«
    »Wir sind dran. Mit dem Koch hat er jeden Abend gesprochen. Das wissen Sie bereits. Sie haben ja ausführlich mit ihm geredet.«
    Jetzt übernahm wieder Riwal.
    »Wir haben auch angefangen, die Telefonate zu überprüfen. Er hatte in seinem Zimmer einen privaten Anschluss; meistens hat er aber doch mit einem der drei schnurlosen Apparate von der Rezeption telefoniert; einen davon hatte er wohl fast immer bei sich, auch, wenn er oben in seinem Zimmer war. Von diesen Apparaten landen sämtliche Anrufe auf der allgemeinen Liste der Hauptnummer, über die alle Anrufe des Hotels und des Restaurants laufen. Da kann man nicht unterscheiden, wer telefoniert hat.«
    »Ich will alles wissen.«
    Kadeg wollte etwas sagen, ließ es aber.
    »In den letzten vier Tagen vor seinem Tod hat er ein Mal mit seinem Halbbruder telefoniert, das zumindest wissen wir schon. Er hat André Pennec von seiner Leitung angerufen, zehn Minuten, am Dienstagmittag. Sie wollten ja selbst mit André Pennec sprechen. Wir haben aus den letzten drei Wochen von seinem Apparat kurze Telefonate mit Delon, eines mit einer Notarin hier in Pont Aven, eines mit dem Kunstlehrer und dem Bürgermeister.«
    »Welche Anrufe waren diese Woche? Das mit der Notarin?«
    »Ja, Montagnachmittag.«
    »Haben Sie mit ihr gesprochen?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Ist das Pennecs Notarin? Ich meine, ist das die Notarin, die Pennecs formale Angelegenheiten geregelt hat? Sein Testament?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Wir brauchen das Testament. Sprechen Sie morgen früh mit Nolwenn, sie wollte mir einen Termin mit dem Notar machen, der Pennecs Testament exekutiert. Wie heißt die Notarin, die er angerufen hat?«
    »Camille de Denis. Die Kollegen sagen, dass alle ›besseren Leute‹ von Pont Aven ihre Angelegenheiten von ihr regeln lassen.«
    »Madame de Denis?«
    »Ja.«
    »Gut.«
    Dupin kannte sie flüchtig. Sie war, das wusste er, eine sehr angesehene Person in der Gegend, auch in Concarneau. Ohne Zweifel eine attraktive Frau, vermutlich Anfang vierzig, ein wenig jünger als er, die wegen ihrer Eleganz, ihrem unfehlbaren Stil und ihrem scharfen Verstand bewundert und geachtet war. »Eine echte Pariserin«, hätte man gesagt, doch Madame de Denis hatte ihr ganzes Leben in Pont Aven verbracht, nur für die Jahre des Studiums war sie in Paris gewesen, was sie nicht sonderlich beeindruckt hatte.
    »Sagen Sie Nolwenn, sie soll in Erfahrung bringen, ob sie Pennecs Notarin ist. Als Erstes morgen früh. Und mir den Termin machen. Wie viele Anrufe sind auf der Liste des allgemeinen Anschlusses, die von dieser Woche stammen? Ausgehende Anrufe, meine ich.«
    »Vierhundert bestimmt, vielleicht hundertfünfzig Nummern.«
    »Rufen Sie alle an, finden Sie heraus, wen Pennec angerufen hat und worum es ging. Ich will von jedem Anruf wissen, den Pennec in den letzten Wochen gemacht hat. Alles. Vor allem in dieser Woche.«
    Das Gesicht Riwals zeigte, dass er nichts anderes erwartet hatte. Kadegs Gesicht war ein wenig gerötet.
    Dupin wusste, dass alles, was sie an Nachforschungen dieser – äußerst forcierten – Art anstellen würden, nur dann helfen würde, wenn der Mord kein »Zufall« gewesen war. Wenn er sich dagegen »spontan« an diesem Abend ereignet haben sollte, als eine Eskalation von etwas, das zuvor unsichtbar gewesen war – dann würde das alles nichts helfen. Gar nichts.
    »Wir brauchen jetzt Glück.«
    Kadeg blickte den Kommissar leicht höhnisch an.
    »Es könnte auch eine Person sein, die wir überhaupt nicht auf dem Tableau haben.«
    »Ich werde mit dem Halbbruder sprechen. Direkt morgen früh. Hat Lafond noch mal angerufen? Oder Reglas?«
    »Wir haben mit beiden noch mal gesprochen. Reglas will noch nichts sagen; er hat aber auch bisher nichts, denken wir. Sie wissen, er hätte sofort damit angegeben. Docteur Lafond geht davon aus, dass es tatsächlich ein Messer war, nicht irgendein scharfer, spitzer Gegenstand, vier Stiche. Der Tod scheint zwischen 23 Uhr und ein Uhr nachts eingetreten zu sein, so seine erste, vorläufige Schätzung.«
    Dupin wunderte sich, dass Lafond überhaupt schon irgendetwas gesagt hatte, eigentlich war das nicht seine Art.
    »Aber

Weitere Kostenlose Bücher