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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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des Bildes«. Das nahm auch der Redakteur in seinem Artikel auf, ging aber nicht weiter darauf ein. »Die polizeilichen Ermittlungen laufen zurzeit«, hieß es lapidar. Immerhin, keine großen Spekulationen in dieser Richtung – von dem Tod Loic Pennecs, einem möglichen zweiten Mord, war mit keinem Wort die Rede.
    Nun war es also in der Welt. Dupin hatte das rege Tuscheln der Stammgäste bemerkt, seit er das Amiral betreten hatte, es dann aber aufgrund seiner Müdigkeit nicht weiter beachtet. Auch Girard hatte natürlich schon alles gelesen, es aber bei einem »Das ist ja was!« und einem aufmunternden »Es wird schon werden« beim Servieren des ersten cafés belassen.
    Was Sauré umfänglich ausbreitete, war das Vorhaben der Schenkung. »Monsieur Pennec zeigte in unserem Gespräch die noble Größe, das Bild der Welt zugänglich machen zu wollen – dem Musée d’Orsay als eine generöse Schenkung zu überlassen. Das war sein fester Wille.« In Paraphrasen kam das noch zwei Mal im Interview vor, und auch der Journalist kam an mehreren Stellen sehr ausdrücklich auf diesen Punkt zu sprechen. Zuerst hatte Dupin nicht genau gewusst, warum. Dann hatte er verstanden. Sauré war schlau. Er wollte sicherstellen, dass das Bild auch nach dem Tod Pennecs an das Museum gehen würde. Dass es selbst unter den – ja doch dramatisch – veränderten Umständen zu der Schenkung kommen würde. Konkret: Er setzte die Erben auf raffinierte Weise unter Druck, auch wenn er gar nichts wusste, nicht einmal, an wen das Bild ging, oder ob Pierre-Louis Pennec die Schenkung testamentarisch noch fixiert hatte oder nicht. Er wollte vorsorgen, manipulieren, Realitäten schaffen. Das musste er auch. Ansonsten nämlich bliebe von der ganzen Aktion nicht viel übrig. Er könnte sich erbärmlich lächerlich machen, wenn es jetzt nicht zu der Schenkung käme. Dupin musste unwillkürlich schmunzeln. Das erste gute Gefühl heute Morgen. So wie Dupin Catherine Pennec kennengelernt hatte, würde sie sich durch so etwas nicht unter Druck setzen lassen, durch gar nichts. Und – die Situation war, ohne dass Sauré dies im Moment wissen konnte, vollständig absurd und vielleicht bliebe sie es ja auch. Es gab nämlich kein Bild, nur zwei Kopien. Sauré hatte keinen blassen Schimmer vom Diebstahl des Bildes.
    Im Ouest-France wurde auf Seite eins vom Tod Loic Pennecs berichtet, ein blasser, eher ratloser Bericht; wie sein Tod ehrlicherweise überhaupt niemanden so richtig zu interessieren schien, war Dupins Gefühl. Der Autor wagte nicht einmal eine Vermutung. Eigentlich wurde der Tod lediglich konstatiert, »zwei Tage nur nach dem Mord an seinem Vater«. Und dass polizeiliche Untersuchungen im Gange seien. Wenigstens hieß es an einer Stelle, dass es »eine große Tragödie sei, die diese alte bretonische Familie auf eine unfassliche Weise innerhalb kürzester Zeit treffe«. Sonderbarerweise auch keinerlei Spekulationen, ob es nicht einen Zusammenhang zwischen allen Ereignissen gäbe. Da hatte jemand Angst, wollte erst die nächsten, zumindest ein bisschen gesicherteren Informationen abwarten. Für die Lokalpresse waren es wirklich respekteinflößende Vorgänge. Dupin kannte den Redakteur nicht, er musste neu sein. Die Redaktion des Ouest-France in Concarneau saß in einem der sturmschiefen alten Fischerhäuser direkt am Hafen, nur hundert Meter vom Amiral entfernt, er kannte die ganze Truppe, ein paar sogar ganz gut.
    So war die Nachrichtenlage – das würde Dupin heute und die ganzen nächsten Tage über beschäftigen, jeder würde es gelesen oder gehört haben. Vorsichtshalber hatte er sein Handy auf »stumm« geschaltet und sah jetzt, nachdem er wie immer sein Geld einfach auf das Plastiktellerchen gelegt hatte, dass er recht daran getan hatte. Sechs unbeantwortete Anrufe in der letzten Stunde. Er hatte keine Lust zu schauen, wer das gewesen war, er konnte es sich denken, seine Laune war mies genug. Er musste los.
    Dupin wusste nicht mehr genau, wo er seinen Wagen geparkt hatte, er war so hundemüde gewesen letzte Nacht. Überhaupt war er ganz schlecht darin, was ihn in Paris an manchen Tagen hatte wahnsinnig werden lassen, an denen er geschlagene Stunden auf der Suche nach seinem Citroën gewesen war. Er lief auf Verdacht die Straßen entlang, die infrage kamen. Erst in der letzten Straße fand er ihn, eigentlich gar nicht weit von seiner Wohnung entfernt, er war nur verkehrt herum gelaufen.
    Dupin fuhr mit forciertem Tempo. Er fummelte am

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