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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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mit dieser Information will ich Sie gerne beglücken. Ich hatte allerdings gehofft, Sie widmeten Ihre Zeit relevanten Dingen. Aber es ist Ihre Untersuchung. Ich war auf einem Abendessen des Bürgermeisters von Quimper. Eine Gesellschaft mit zehn Gästen. Die mich alle gesehen haben, den ganzen Abend. Das wird Sie freuen. Bis zirka ein Uhr nachts. Ich nehme an, dass der Todeszeitpunkt Loic Pennecs vor ein Uhr nachts liegt. Also: Vor zwei Uhr nachts hätte ich nicht bei ihm sein können.«
    »Ich bin sehr froh zu hören, dass es Zeugen gibt, Monsieur Pennec. In der Tat. Und wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie uns eine minutiöse Auskunft über alles, was Sie gemacht haben, seitdem Sie hier in der Bretagne angekommen sind, zukommen lassen würden. Sie unterstützen uns ungemein bei den polizeilichen Arbeiten, das ist vorbildhaft. Eines Staatsdieners würdig.«
    André Pennec hatte sich perfekt im Griff.
    »War es denn Mord? Ich meine, der Tod von Loic Pennec?«
    »Wir können es noch nicht sagen.«
    »Natürlich. Ja. Sind Sie sich darüber im Klaren, dass hier zwei Mitglieder einer großen bretonischen Familie innerhalb von zwei Tagen den Tod gefunden haben?«
    »Ich danke Ihnen für das präzise Resümee, Monsieur Pennec.«
    »Und der Einbruch in den Tatort? Den Sie bei unserem letzten Gespräch nicht erwähnt haben, obgleich es doch gerade eben erst geschehen war. Ein paar Stunden vorher. Haben Sie in diesem Punkt Erkenntnisse gewinnen können?«
    »Ich kann in diesem Zusammenhang bedauerlicherweise keinerlei Informationen preisgeben.«
    »Ich nehme an, dass das Bild bei dem Einbruch in den Tatort unversehrt geblieben ist.«
    André Pennec wusste, dass es darum im Kern gegangen war und war Dupins Frage nach dem Bild zuvorgekommen.
    »So ist es.«
    Dupin ärgerte sich, dass er das Gespräch nicht selbst mit dem Bild begonnen hatte.
    »Und Sie haben sichergestellt, dass das Bild das Original ist?«
    »Was meinen Sie?«
    »Nun, das wäre doch der billigste Trick. Man ersetzt das Bild durch eine Kopie. Aber das werden Sie sicher längst ausgeschlossen haben.«
    Dupin reagierte nicht.
    »Seit wann wissen Sie von dem Bild, Monsieur Pennec?«
    »Von meinem Vater. Und Pierre-Louis und ich, wir standen uns früher durchaus nahe. Es war eine Familiensache, wir haben natürlich darüber gesprochen.«
    »Sie wussten also immer schon von dem unbekannten Gauguin?«
    »Ja.«
    »Das Bild gehörte zur Erbschaft Ihres Vaters Charles Pennec, der Sie indes testamentarisch vom Erbe ausgeschlossen hat.«
    »So war es. Eine bekannte Tatsache. Das Bild gehörte zum Hotel.«
    »Gegen die Verfügung Ihres Vaters sind Sie juristisch vorgegangen. Es war Ihnen keinesfalls gleichgültig.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Monsieur le Commissaire?«
    »Und Ihr Bruder hat Sie ebenso aus seinem Testament ausgeschlossen, bereits vor dreißig Jahren, kategorisch, ein für alle Mal.«
    »Ich habe keine Ahnung, worum es in diesem Gespräch hier geht.«
    »Sie haben nie eine Chance gehabt, das Bild zu erben – zumindest einen Teil davon.«
    Pennec antwortete nicht.
    »Wären Sie nicht in der Verfügung Ihres Halbbruders ausgeschlossen worden, hätten Sie vor drei Tagen eine beträchtliche Millionensumme geerbt.«
    »Sehen Sie – Sie sagen es selbst. Ich habe keinerlei Vorteil durch den Tod meines Halbbruders. Abgesehen von einem felsenfesten Alibi, das ich habe, fehlt mir zudem vollständig das Motiv.«
    »Sie könnten in Ihrer Enttäuschung und Wut auf andere Ideen gekommen sein, an das Bild zu gelangen.«
    »Und Sie können Ihre Zeit weiterhin vergeuden, wenn Sie mögen, das steht Ihnen natürlich frei. Sie leiten die Untersuchung, Sie sind der Kommissar. Ich sage Ihnen, die Ungeduld wächst nun stündlich; schon gestern in Rennes wurde ich gefragt, warum es denn noch keinerlei Ergebnisse gäbe.«
    »Ich danke Ihnen – das war ein sehr fruchtbares Gespräch, Monsieur Pennec. Sie haben uns sehr geholfen.«
    Pennec antwortete nur ein klein wenig verzögert, er war wirklich schnell.
    »Oh gerne, sehr gerne. Es ist mir ein Vergnügen – und wie Sie sagen natürlich eine staatsbürgerliche Pflicht, der ich als Abgeordneter in besonderer Weise nachkommen will.«
    Dupin stand auf. Er hatte genug.
    »Au revoir Monsieur Pennec.«
    André Pennec machte keine Anstalten aufzustehen.
    »Ich wünsche Ihnen viel Glück bei Ihren Ermittlungen. Sie werden es brauchen.«
    Dupin verließ den Frühstücksraum, ging die Treppe hinunter und geradewegs aus dem Hotel. Er

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