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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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unter den Füßen gewinnen.«
    »Ich mache mich auf.«
    »Geben Sie mir wieder Riwal.«
    Er hörte, wie das Telefon weitergereicht wurde.
    »Riwal?«
    »Ja. Monsieur le Commissaire?«
    »Gehen Sie mit dem Telefon zu Madame Lajoux.«
    Dupin wusste, dass die Szene kurios war. Riwal antwortete nicht, aber es war zu hören, wie er die Treppenstufen wieder hinunterstieg, ihr lautes Knarren und Knarzen verrieten die hundertfünfzig Jahre, die sie alt waren. Dann konnte Dupin hören, wie Riwal Madame Lajoux die Situation erklärte – was durchaus etwas dauerte – und schließlich das Telefon an sie weitergab.
    »Monsieur le Commissaire, sind Sie es?«
    »Bonjour Madame Lajoux, ich hoffe, Sie haben gut geschlafen.«
    »Ich? Ja. Danke.«
    »Ich habe nur eine Frage, Madame Lajoux. Ich würde gerne wissen, ob Sie von einer Kopie des Gauguins wussten? Haben Sie je davon gehört?«
    »Eine Kopie?«
    »Ja genau.«
    »Nein. Es gab keine Kopie.«
    »Mittlerweile kennen wir sogar zwei Kopien, Madame Lajoux.«
    »Zwei Kopien? Von der Vision ?«
    »Ich dachte, die eine dieser beiden Kopien könnte vielleicht in dem kleinen Raum oben neben Pennecs Zimmer gestanden haben.«
    »Monsieur Pennec hat nie eine Kopie erwähnt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es eine Kopie gibt.«
    »Es gibt zwei.«
    »Nein. Auch keine zwei.«
    Dupin war sich darüber im Klaren, dass dies ein Dialog in einem absurden Theaterstück hätte sein können. Aber er hatte erfahren, was er wissen wollte.
    »Kennen Sie die Bilder, die dort stehen?«
    »Nein. Ich meine, doch. Ich weiß, welche Bilder nach der Restaurierung nicht mehr aufgehängt wurden, natürlich, und weiß, dass diese dann dort aufbewahrt worden sind.«
    Sie zögerte.
    »Vielleicht gab es ein paar, die immer schon dort standen.«
    »Aber die haben Sie selbst nie gesehen?«
    »Nein, nein, das nicht. Ich kann mich nicht um alles kümmern.«
    »Das wollte ich nur wissen.«
    »Mich würde es wundern, wenn es eine Kopie gäbe. Er hat mir nie etwas davon gesagt.«
    Den letzten Satz schien sie mehr zu sich selbst als zu Dupin gesagt zu haben.
    »Sie können mich wieder an Inspektor Riwal geben, Madame Lajoux, vielen Dank noch einmal.«
    »Sehr gerne, Monsieur le Commissaire.«
    »Riwal?«
    »Ja.«
    »Ich bin jetzt da. Ich meine, ich bin gerade in Pont Aven angekommen.«
    Dupin war in der Tat schon am ersten Kreisel. Er war wirklich gut durchgekommen.
    »Gut.«
    »Zuerst André Pennec. Es kann gleich losgehen.«
    »Ich sage ihm sofort Bescheid.«
    André Pennec saß bereits im Frühstücksraum, ein perfekt sitzender, augenscheinlich teurer, dunkler Anzug, weißes Hemd, eine alberne rote Krawatte mit irgendwelchen gelben Figuren. Er hatte sich herausfordernd lässig in der Ecke auf der Bank niedergelassen, genau dort, wo auch Madame Cassel gesessen hatte. Nur mit sichtlich zur Schau gestellter Überwindung schaute er auf, als Kommissar Dupin das Zimmer betrat. Sein herrischer Blick streifte Dupin kurz.
    »Wo waren Sie gestern, den Tag über, abends, nachts?«
    Dupin wartete die Antwort nicht ab. Er hatte keine Lust, seine Wut zu moderieren. Er sah auch keinen Grund mehr dazu.
    »Ich will präzise Angaben, nichts Vages.«
    Pennec war anzusehen, dass er kurz davor war, Ton und Aggressivität Dupins zu parieren. Dupin rechnete fest damit. Aus welchen Gründen auch immer, Pennec entschied sich anders.
    »Ich habe meinen Aufenthalt hier in der Bretagne genutzt und mich mit einigen Kollegen aus der Partei zu Gesprächen getroffen. Mitglieder verschiedenster nationaler Ausschüsse, denen ich jeweils für mein Département angehöre. Ich kann Ihnen eine Liste meiner Gesprächspartner zukommen lassen, wenn es Sie glücklich macht. Das ging von 9 Uhr morgens bis 21 Uhr, fast durchgehend, einschließlich eines Mittagessens. Am Abend ein langes Essen mit René Brevalaer, dem Vorsitzenden der Union für die gesamte Bretagne, der Oppositionsführer. Ein alter Freund.«
    »Ich will die Liste umgehend haben.«
    »Wir haben uns erst um halb eins verabschiedet, wir saßen im La Fontaine des Perles . Ich gebe Ihnen gerne auch diese Adresse – nun aber zu den wichtigen Dingen: Wie steht es um Ihre Ermittlungen? Eines der teuersten Gemälde der Welt, ein bis dato unbekannter Gauguin. Eine Story, die um die ganze Welt geht – mit zwei Toten in zwei Tagen. Haben Sie den Täter? Verdächtige? Wann überführen Sie sie?«
    Pennec genoss den Hohn. Und gab sich keine Mühe, es zu verbergen.
    »Wo waren Sie Samstagabend?«
    »Auch

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