Brezeltango
Tarik, riss mich schwungvoll nach oben und zog mich hinter sich her. Ich trug nur noch Wonderbra, Höschen und Gipsarme. Wir taumelten die Treppe hinunter und Tarik stieß die Wohnungstür auf. Er ignorierte die offenstehende Schlafzimmertür und bugsierte mich ins Wohnzimmer.
»Sex auf dem Tisch«, rief er. »Das Geilste, was es gibt!«
Papier wischte zu Boden, Tassen klirrten. Irgendwie landete ich auf dem Glastisch. Hoffentlich war der stabil! Tarik öffnete den Wonderbra mit einem einzigen, professionellen Griff, schleuderte ihn zur Seite, nahm meine beiden Brüste in die Hände, als sei er ein Ersatz-BH, warf sich dann auf meine rechte Brust und begann, wie wild und mit sehr viel Spucke darüberzulecken. Seine Augen verdrehten sich verzückt. Plötzlich setzte mein Verstand wieder ein.
»He! Was soll das!«, protestierte ich wütend und stemmte mich gegen Tariks Schultern. »Ich bin doch kein Schlotzer! 12 Und auch kein Döner! Außerdem dachte ich, ich bin rein platonisch!«
Tariks Lippen ließen meine Brustwarze los. »Jetzt stell dich doch nicht so an! Ich bin eben ein kreativer Typ«, keuchte er. »Ich lasse mich von Inspiration und vom Augenblick leiten. Auch was Frauen angeht. Und die kreative Energie der letzten Nacht muss halt irgendwo hin.«
»Soll das heißen, wenn jetzt eine von deinen kichernden Studentinnen hier aufkreuzen würde, würdest du die genauso angrapschen?«, rief ich empört.
Tarik richtete sich auf. »Meinen Studentinnen würde ich niemals meine Adresse geben. Sonst kampieren die vor meiner Tür. Und dann komme ich hier nicht mehr raus, weil der Gang so eng ist. Da hab ich wirklich keinen Bock drauf. Wozu habe ich ein Büro in der Kunstakademie?«
»Du bist ja auch kein bisschen eingebildet«, schnappte ich.
»Das verstehst du falsch«, sagte Tarik. »Bei mir kommt einfach die Kunst an allererster Stelle. Daraus mache ich kein Geheimnis. Frauen macht so was an. Die meinen dann, wenn sie nur lang genug in meinem Innersten graben und viel Geduld mit mir haben, würde ich mich doch noch unsterblich in sie verlieben. Klappt aber nicht. Können wir jetzt weitermachen?« Er beugte sich langsam wieder vor, die Augen halb geschlossen, und leckte sich mit der Zunge in Zeitlupe über die Unterlippe.
Bei Leon hatte ich an erster Stelle gestanden. Oder verklärte ich im Nachhinein die Vergangenheit? Auf jeden Fall wusste ich eines: Ich hatte keine Lust, in Tariks Innerstem zu wühlen.
Ich richtete mich auf, schob ihn von mir und sprang wieder auf meine Füße. Die waren fest und wackelten nicht mehr.
Ich holte tief Luft. »So. Ich gehe jetzt aufs Klo und kratze mir den Gips ab. Du gehst unter die Dusche und dann frühstücken wir zusammen. Ich habe Croissants mitgebracht. Ist das ein Angebot?«
Tarik sah mich an, vollkommen schockiert. »Das ist mir noch nie passiert. Normalerweise landen wir an diesem Punkt entweder im Bett oder die Frau brüllt ›Türkischer Macho!‹, scheuert mir eine und haut dann ab. Dann bleiben wir also Freunde?«
»Freunde«, sagte ich und reichte Tarik die Hand. Er schlug ein. Dann verschwand er im Bad.
Ich atmete tief durch, zog meinen BH wieder an und ging hinauf ins Atelier, um meine Stiefel und mein Kleid zu holen. Ich blieb einen Augenblick stehen und sah mich um. Das war also das Allerheiligste eines echten Künstlers! Ein großes Fenster in der Dachschräge versorgte den Raum mit natürlichem Licht. Überall lagen Metallteile, seltsame Gebilde aus Glas und Gips und Werkzeuge herum. Auf einem Tapeziertisch thronte das Modell eines Torsos mit herausnehmbaren inneren Organen, wie wir ihn früher im Bio-Unterricht gehabt hatten. In einer Ecke stand eine große Schaltzentrale mit unzähligen Computern, Bildschirmen und Geräten, die ich noch nie gesehen hatte. In der anderen Ecke war ein Whisky- und Ginlager. Ich sammelte meine Sachen ein und ging wieder hinunter.
Leider war es in Tariks Klo so eng wie in einem alten D-Zug und es gab kein Waschbecken. Ich schrubbte mir den Gips, der zum Glück noch nicht richtig getrocknet war, in der Küche mit Spülmittel und Spülbürste von den Armen, trocknete mich mit einem Geschirrtuch ab, sammelte die heruntergefallenen Tassen auf und fand im Kühlschrank hinter Bergen aus Hackfleisch, Lammkoteletts und Würsten Butter und Marmelade.
Tarik brauchte Stunden im Bad und ich hatte Zeit, in seiner Wohnung herumzuschnüffeln. Natürlich war die mit schlichten Designermöbeln eingerichtet, die auf edlem Parkett
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