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Brezeltango

Brezeltango

Titel: Brezeltango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Kabatek
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ran. Ich brauche Ihnen ja wohl nicht zu sagen, dass wir nicht auf die Uhr schauen, oder?« Sie drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, zog Tabak und Papier aus einer Tasche ihres Kostüms und begann sich eine neue zu rollen. Ihre Fingerspitzen waren gelb.
    »Nein, das ist mir schon klar«, sagte ich. »Ich möchte nur einfach wieder einen Job.«
    Arbeit würde mir guttun. Es wartete ja auch niemand auf mich am Abend.
    »Schön. Hier ist der Vertrag. Schauen Sie sich den übers Wochenende an. Wir gehen ihn am Montag um neun kurz durch, bevor Sie anfangen. So, und jetzt steigen wir auf du um. Ich bin Arminia. Das ist keine Aufforderung, einen blöden Witz zu machen.«
    »Pipeline«, sagte ich. »Auch nicht wirklich witzig.«
    »Dann sind wir uns also einig?«
    »Ja.«
    »Willkommen bei
Friends and Foes
. Himmel und Hölle liegen hier dicht beieinander.«
    Was sollte das denn nun wieder bedeuten? Egal. Hauptsache war doch, dass ich wieder einen Job hatte. Wieder ein normales Leben führen würde!
    Ein paar Minuten später führte mich Arminia durch das Loft und stellte mir die anderen Leute vor. Ich sah in Gesichter und hörte Namen, aber ich war viel zu aufgeregt, um mir irgendetwas zu merken. Alle waren sehr nett, vor allem, als sie hörten, dass ich schon am Montag anfangen würde. Dann komplimentierte mich Arminia rasch wieder hinaus.
    Eine halbe Stunde, nachdem ich
Friends and Foes
betreten hatte, stand ich wieder auf der Straße, mit einem Vertrag in der Tasche. Ich konnte es kaum fassen. Seit Monaten bewarb ich mich, und nun hatte ich innerhalb von 24 Stunden einen neuen Job! Ich rannte um die nächste Ecke und zerrte mit zitternden Fingern den Vertrag aus dem Umschlag. Okay, das Geld war nicht so toll. Das war weniger als in der letzten Agentur. Und meine zukünftige Chefin war ganz schön zackig. Aber hatte ich eine Wahl? Und Heusteig war cool! Nicht ganz so schön wie Stuttgart-West. Aber cool. Ich nahm das Handy und rief Lila an.
    »Ich hab den Job!«, brüllte ich. »Ich fang am Montag an! Ist das nicht unglaublich?«
    »Line, ich freue mich riesig für dich! Du musst sie ja schwer beeindruckt haben!«
    »Nicht wirklich. Die haben nur einen Haufen Arbeit, den sie dringend loswerden wollen.«
    »Heute Abend wird gefeiert! Ich koch was Feines!«
    Als Nächstes war Dorle dran.
    »Tante Dorle! Stell dir vor! Ich habe eine neue Arbeit gefunden!«
    »Ach, mei Mädle. Do ben i abr arg froh. Woisch, i han au dr Hanne, dr Ludwine, dr Berta ond em Luisle gsagt, sie sollad fir di bäda – des hott ja glabba missa!«

23. Kapitel
    Just a little green,
like the color when the spring is born,
there’ll be crocuses to bring to school tomorrow,
just a little green,
like the nights when the Northern lights perform,
there’ll be icicles and birthday clothes
and sometimes there’ll be sorrow
.
    Am Samstagmorgen stand ich unschlüssig vor meinem Kleiderschrank. Sollte ich zur Vernissage vielleicht etwas Schwarzes anziehen, um meine kreative Nähe zu Tarik auszudrücken? Aber hatte Tarik nicht mehrfach betont, dass ihm mein Look gefiel (ich hatte bis dahin nicht mal gewusst, dass ich einen hatte!), weil er sich so angenehm von den einheitlich-flippigen Klamotten seiner Studentinnen abhob? Ich kramte in den Fächern herum. Plötzlich fiel mir das schwarze Stretchkleid in die Hände, das ich vor Monaten gekauft hatte, um mit Eric M. Hollister in die Oper zu gehen und ihn anschließend zu verführen. Hmm. Eric und Tarik waren beide Künstler, und Eric hatte sich am Ende als 465-Gigabyte-Dreckskerl erwiesen. Aber das hieß ja noch lange nicht, dass Tarik genauso fies war! Ich zog das Kleid an. Das dauerte eine Weile, weil ich zugenommen hatte und das Kleid unangezogen ungefähr die Breite eines Fahrradschlauchs hatte. Weil ich nicht mehr so dürr war, bedeckte es grade mal meinen Hintern. Ich lief in Trippelschrittchen die Treppe hinunter und versuchte, im Bad auf die Badewannenkante zu klettern. Wir hatten nur über dem Waschbecken einen vernünftigen Spiegel. Der Schlauch war aber so eng, dass ich einen Stuhl zum Hochklettern brauchte.
    »Sieht toll aus!« Lila spähte ins Bad.
    »Ehrlich? Bin ich nicht zu dick geworden?« Ich versuchte, mich zu drehen, hatte aber Angst, in die Badewanne zu fallen.
    »Line, du kannst, glaub ich, noch ein paar Döner verdrücken, bis du mal zu dick bist. Im Gegenteil, mit deinen runderen Hüften sieht das supersexy aus! Tarik wird Augen machen!«
    »Meine Beziehung zu Tarik ist rein

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