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Brezeltango

Brezeltango

Titel: Brezeltango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Kabatek
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geschmackvoll arrangiert waren. Auf einem weißen Ledersofa lagen zwei träge, tiefschwarze Katzen. Riesige Fenster boten einen fantastischen Ausblick auf den Höhenpark. Weit oben im Park sah man einen seltsam verzwirbelten Turm.
    Endlich erschien Tarik in einer Wolke aus Aftershave. Er war sorgfältig rasiert, seine Arme waren rot geschrubbt und seine wirren Haare glänzten feucht. Er trug schwarze Jeans und ein langärmeliges schwarzes T-Shirt. Er beugte sich über mich und küsste mich leicht auf die Wange. Es kribbelte in meinem Bauch, aber nur ein ganz kleines bisschen.
    »Schön, dass du noch hier bist. Cappuccino oder türkischer Mokka?«
    »Lieber Cappuccino, danke«, sagte ich. »Übrigens hast du einen schwarzen Streifen auf der Stirn.«
    »Haarfarbe«, sagte Tarik schulterzuckend.
    »Färbst du deine Katzen auch?«
    »Nein. Die Kater sind so schwarz.«
    Nach kurzer Zeit stand eine Tasse Cappuccino mit herrlichem Milchschaum vor mir. Einträchtig mampften wir unsere Croissants.
    »Toll, ein Balkon so weit oben«, sagte ich und deutete hinaus.
    »Ja, nicht wahr? Nächsten Sommer lad ich dich zum Feuerwerk-Gucken beim Lichterfest ein.«
    »Darf ich dann Lila mitbringen? Das ist meine beste Freundin.«
    »Klar«, sagte Tarik. Wir lächelten uns an. »Was machst du heute Abend? Kommst du mit ins
Tango Ocho

    Ich schüttelte den Kopf. »Heute Nacht steigt unsere große Guerilla-Gardening-Aktion.«
    »Super!«, rief Tarik enthusiastisch. »Eine Kunstaktion! Ich filme euch. Da machen wir eine Video-Installation draus!«
    »Es geht aber nicht um Kunst oder Fleisch«, sagte ich. »Es geht um Begrünung. Wir werfen Samenbälle.«
    »Jede Aktion ist Kunst«, sagte Tarik achselzuckend. »Vielleicht inspiriert es mich. Fleischbälle. Oder so.«
    »Wir können uns ja verabreden. Ich muss jetzt langsam los zur S-Bahn. Meine kleine Nichte in Gärtringen abholen. Die macht auch mit.«
    »Wir holen sie mit dem Auto ab«, sagte Tarik bestimmt.
    Ein paar Stunden später saßen wir in der Küche und Lila verteilte Vollkorn-Spaghetti und Gemüsesoße. »Esst ordentlich«, sagte sie. »Schließlich brauchen wir heute Nacht noch unsere Kräfte.«
    Tarik hatte sich selber zum Essen eingeladen, schob sich eine große Gabel voll Spaghetti in den Mund und spülte den Bissen mit dem türkischen Rotwein, den er mitgebracht hatte, hinunter. »Köstlich«, sagte er. »Mit ein paar Rindfleischstreifchen wäre es noch leckerer. Keine Kritik. Nur so als Tipp.« Er thronte majestätisch in unserer Küche, als hätte er niemals woanders gesessen.
    »Wann geht’s denn los?«, fragte ich mit vollem Mund.
    »Melanie wollte gegen zehn hier sein«, sagte Lila. »Bis wir dann alles eingeladen haben, wird’s gerade richtig. Wir verteilen uns auf die Ente und den Porsche. Harald müsste auch gleich von der Praxis kommen.«
    »Ich fahre mit dem Mercedes hinterher und filme«, sagte Tarik und wackelte mit seinem Camcorder. »Ich bin sozusagen der neutrale Beobachter.«
    Mit Porsche und Mercedes zum Guerilla-Gardening? Sehr passend.
    »Au ja, ich will Porsche fahren!«, rief Lena. »Mama weiß übrigens nichts vom Gorilla-Gardening. Sie denkt, wir gucken eine DVD und essen Chips.«
    »Wir essen doch Chips«, sagte Lila und stellte eine Schüssel mit Paprika-Chips vor Lena hin. »Und klar darfst du bei Harald mitfahren.«
    Der Novemberabend war feucht und klamm. Das richtige Wetter für eine Guerilla-Aktion! Ich dachte daran, wie sehr ich mich auf kuschelige Herbsttage mit Leon gefreut hatte. Hand in Hand durch die bunten Wälder bei den Bärenseen und anschließend eine Schwarzwälder Kirschtorte und eine Tasse heiße Schokolade mit drei Löffeln Zucker! Tränen stiegen mir in die Augen und ich wischte sie rasch weg. Heulen vor Lena, das ging nun wirklich nicht. Sie war so fröhlich heute Abend und war voller Begeisterung in Tariks schwarzen Mercedes geklettert, während Katharina große Augen machte.
    Ein paar Minuten später stand Harald in der Küche und schüttelte Tarik die Hand.
    »Willst du noch etwas essen?«, fragte Lila.
    Harald schüttelte den Kopf. »Noi, i muss uffbassa. Du kochsch oifach zu gud. Beim Tennisturnier vo de Schduagerder Zahnärzt ledschda Sonndich han i denkt, i treff koin Ball meh, weil mr dr Ranza em Wäg isch.«
    Es klingelte. »Das wird Melanie sein«, sagte Lila und ging zur Tür. »Sie ist übrigens ein ganz kleines bisschen extrem.«
    Sekunden später rannte eine sportlich aussehende Frau mit knallrot gefärbten

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