Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brezeltango

Brezeltango

Titel: Brezeltango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Kabatek
Vom Netzwerk:
Schneeglöckchen. Und im Frühjahr sitzen wir dann dort im Café und sehen zu, wie unsere Blümlein sprießen.« Lila hängte sich an Haralds Arm und küsste ihn auf den Mund.
    »Koi Pedding bitte vor andre Leit!«, rief Melanie aus.
    Ich seufzte neidisch. Schön, dass Lila ihrer Liebe zutraute, den Winter zu überleben. Manch einer hatte sich ja schon falsche Hoffnungen gemacht, was die Lebensdauer so einer Beziehung anging.
    Wir verstauten die Kisten mit den Samenbomben. Harald schwankte unter dem Gewicht einer großen, buschigen Pflanze, deren grüne Blätter Händen ähnelten. Bestimmt sollte das riesige Ding uns tarnen, während wir pflanzten. Lila hatte das Dach der Ente zurückgerollt und Harald reichte ihr den Plastiktopf von oben ins Auto.
    »Wir werden das Dach offen lassen müssen«, sagte Lila und kletterte aus der Ente. »Also, wir werfen zuerst die Seedballs und fahren dann zum Marienplatz. Harald, Tarik, habt ihr die Handys an, falls wir uns verlieren?«
    Harald und Tarik nickten.
    »Dann lasst uns einen Kreis bilden. Reicht euch die Hände. Ja, auch ihr, Melanie und Lena. Tarik, du auch, jetzt wird nicht gefilmt! Schließt die Augen und sprecht mir nach: Möge unsere Saat aufgehen!«
    »Möge unsere Saat aufgehen!«, wiederholten wir feierlich im Chor und drückten einander die Hände.
    Harald ging mit Lena, die aufgeregt auf- und abhüpfte, zum Porsche. Melanie kletterte auf den Beifahrersitz der Ente. Sie hatte offensichtlich bereits entschieden, wer von uns beiden sich den knappen Platz auf der Rückbank mit dem Strauch und den Samenbomben-Kisten teilen würde. Weil die Ente langsamer war, gab Lila das Tempo vor. Sie fuhr am Ostendplatz vorbei hinunter auf die Wangener Straße. Hier dominierte der Großmarkt und es war schon ziemlich hässlich. Das ideale Terrain für unseren Verschönerungsverein! Lila fuhr jetzt Schritttempo.
    Melanie klappte das Entenfenster hoch, warf die ersten Samenbomben und kommentierte jeden Wurf, als würde sie sich selber trainieren: »Des hosch subbr gmacht, Melanie! Beim nägschde Mol a bissle meh Schwong. Bessr ziela! Des machsch du brima!«
    Weil ich den Topf mit dem Busch festhalten musste, die Ente hinten kein Fenster hatte und Melanie ständig nach Seedball-Nachschub verlangte, konnte ich beim Werfen nicht mitmachen. Ich war sowieso eine schlechte Werferin. Ich blickte aus dem Rückfenster. Auch aus dem Porsche flogen Bomben. Dahinter sah man die Lichter des Mercedes. Lila beschleunigte und es wurde ganz schön kalt und feucht mit dem geöffneten Dach und dem Nieselregen. Melanie plapperte unentwegt. Dann klingelte ihr Handy und ich atmete auf.
    »Noi. Des isch net wohr. Oglaublich! Oifach subbr! Des muss i glei de andre verzehla!« Sie klappte das Handy zu und rief: »Stellad eich vor! Greenpeace hot älle Schdaads- on Regierongschefs vo dr Arktis an riesiche Blaschdich-Eisbär en d’ Badwann gsetzt, uff dem ›Asylsucher‹ druffschdohd!«
    »Wie schön«, sagte ich matt und wickelte mich fester in meine Jacke.
    Lila machte einen U-Turn, fuhr zurück Richtung Gaskessel und über die Gaisburger Brücke und bog dann rechts ab. Hier war total tote Hose. Melanie machte sich daran, mit Schmackes die Gegend um das Daimler-Stadion zu begrünen und sich selbst für ihre stetigen Wurf-Fortschritte zu beglückwünschen. Ich drehte mich um und sah nach hinten. Die Sicht war nicht besonders gut, weil die Ente keinen Scheibenwischer am Heck hatte.
    »Lila, der Porsche ist weg«, rief ich. »Ich glaube, hinter uns ist die Polizei!« Bitte nicht! Ausgerechnet in Cannstatt! Hoffentlich hatte Simon heute dienstfrei. Seit dem Dirndl-Desaster hatten wir keinen Kontakt gehabt. Irgendwann, wenn wieder ein bisschen Platz in meinem Herzchen war, würde ich ihn anrufen.
    »Mist«, knurrte Lila. »Vielleicht haben wir Glück und die wollen gar nichts von uns.«
    Vor uns wurde die Ampel rot. Die Fahrertür des Streifenwagens ging auf und ein Polizist stieg aus. Ich atmete auf. Ich sah schon an der rundlichen Figur, dass das nicht Simon sein konnte.
    »Macht eure Jacken zu, damit sie die T-Shirts nicht sehen!«, zischte Lila und klappte ihr Fenster hoch. »Und lasst euch nichts anmerken!«
    »Gudn Abend«, sagte der Beamte. »Ich glaube, Sie haben da was verloren.« Er reichte Lila eine Samenbombe.
    »Tatsächlich! Die Polizei, dein Freund und Helfer«, rief Lila betont unbekümmert aus. »Vielen Dank!«
    »Darf ich mal Ihren Führerschein sehen? Fahrzeugschein?«
    Lila kramte brav ihre

Weitere Kostenlose Bücher