Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
alter Freund von dir hält Wache vor dem Haus. Ich möchte, dass du ihn beobachtest. Aber lass dich nicht sehen und versuche auch nicht, ihn anzugreifen. Unsere Beobachter sind mittlerweile höchst aufmerksam und gespannt wie Sprungfedern. Solltest du entdeckt werden, könnte das schlimm für dich ausgehen. Also beobachte ihn lediglich und lass mich wissen, falls er sich rührt oder irgendetwas anderes tut, als nur herüberzuschauen. Geh jetzt!
Ein energiegeladener schwarzer Schatten mit angelegten Ohren und wild glimmenden Augen lief lautlos die schmalen Stufen in dem kleinen Gebäude an der Rückseite des Hauses empor. Er trat aus der halb geöffneten Tür in den dunklen Garten und wandte sich dem Tor zu, wobei er sich immer unter den Bäumen und Sträuchern hielt. Mit heraushängender Zunge machte sich Wlad daran, seine Aufgabe zu erfüllen.
Yulian rief die Frauen im großen Wohnzimmer im Erdgeschoss zusammen. Es war stockdunkel hier, aber jeder der Anwesenden konnte die anderen sehr gut sehen. Ob es ihnen nun passte oder nicht: Die Nacht war jetzt ihr Element.
Als sie alle vereint waren, setzte sich Yulian neben Helen auf die Couch, wartete einen Augenblick, um sicherzugehen, dass er alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, und begann zu sprechen: »Meine Damen«, sagte er spöttisch mit leiser und drohender Stimme, »der Morgen wird bald anbrechen. Vermutlich wird es einer der letzten Morgen sein, die ihr noch erleben werdet. Es werden Männer kommen, und sie werden versuchen, euch zu töten. Das mag nicht so einfach sein, aber sie sind entschlossen und werden sich alle Mühe geben.«
»Yulian!« Seine Mutter stand augenblicklich auf und klagte mit erschrockener und ängstlicher Stimme: »Was hast du getan?«
»Setz dich hin!«, befahl er, wobei er sie zornig anblickte. Sie gehorchte, wenn auch zögernd. Und als sie wieder auf der Kante ihres Sessels saß, fuhr er fort: »Ich habe alles Notwendige getan, um mich zu schützen. Und ihr alle solltet das Gleiche tun oder sterben. Bald.«
Helen, die gleichzeitig fasziniert und abgestoßen und mit einer Gänsehaut neben Yulian saß, berührte schüchtern seinen Arm. »Ich werde alles tun, was du von mir verlangst, Yulian.«
Er schüttelte ihre Hand ab und stieß sie fast von der Couch. »Kämpfe für dich selbst, du Nutte! Nur das verlange ich. Nicht für mich, sondern für dich, falls du weiterleben willst!«
Helen schrak vor ihm zurück. »Ich wollte nur …«
»Halt doch einfach den Mund!«, wütete er. »Ihr müsst für euch selber einstehen, denn ich werde nicht hier sein. Ich verlasse das Haus in der Morgendämmerung, wenn sie es am allerwenigsten von mir erwarten. Aber ihr drei werdet bleiben. Solange ihr hier seid, werden sie hoffentlich glauben, dass auch ich noch hier sei.«
Er nickte und lächelte.
»Yulian, sieh dich selbst an!«, zischte seine Mutter mit einem Mal giftig. »Du warst innerlich schon immer ein Ungeheuer, aber jetzt bist du auch äußerlich eines! Ich will nicht für dich sterben. Sogar dieses Halbleben ist besser als nichts, aber ich werde nicht darum kämpfen. Nichts, was du sagen oder tun wirst, kann mich dazu bringen, das zu erhalten, was du aus mir gemacht hast!«
Er zuckte die Achseln. »Dann wirst du sehr schnell sterben.«
Er richtete den Blick auf Anne Lake. »Und du, meine liebe Tante? Willst du ebenso passiv vor deinen Schöpfer treten?«
Annes Augen waren weit aufgerissen, die Haare verwirrt. Sie wirkte wie eine Wahnsinnige. »George ist tot!«, plapperte sie drauflos, während ihre Hände in ihr Haar griffen. »Und Helen ist … so verändert. Mein Leben ist am Ende.« Sie nahm die Hände herunter, beugte sich auf ihrem Sessel vor und funkelte ihn an: »Ich hasse dich!«
»Ach, das weiß ich doch.« Er nickte gelassen. »Aber wirst du dich von ihnen umbringen lassen?«
»Mit dem Tod bin ich noch am besten bedient«, antwortete sie.
»Aber was für ein Tod das ist! Du hast gesehen, wie George abgetreten ist, liebes Tantchen, also weißt du, wie schwer das war. Der Pflock, das Beil und das Feuer …«
Sie sprang auf und schüttelte wild den Kopf. »Das würden sie nicht tun! Menschen … tun so was nicht!«
»Doch, diese Leute schon«, sagte er, und dabei äffte er ihre unschuldige Miene mit den weit aufgerissenen Augen nach. »Sie werden es tun, denn sie wissen, was du bist. Ihnen ist klar, dass du eine Wamphyri bist.«
»Wir können doch alle hier weg!«, rief Anne. »Kommt, Georgina, Helen – wir gehen
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