Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
halbwegs aufgewacht, als Clarke hereinstürzte. Er sah mit einem Blick den Zustand, in dem sich der Mann befand, die besudelte Hose, das schlaffe leichenblasse Gesicht, und wachte vollends auf. Er zerrte Clarke hoch, versetzte ihm rechts und links Ohrfeigen, die wieder Farbe in Clarkes Wangen brachten und Leben in die stumpfen Augen. Clarke stierte Roberts panisch an, knurrte, knirschte mit den Zähnen und ging wie ein Verrückter auf ihn los.
Trevor Jordan und Simon Gower rissen ihn von Roberts weg und hielten ihn fest, und dann klappte er zusammen. Wie ein Kind schluchzend, erzählte er den anderen schließlich, was er erlebt hatte. Das Einzige, was er verschwieg, war ohnehin offensichtlich: warum es ihn persönlich derart betroffen machte.
»Natürlich, ganz klar«, sagte Roberts zu den anderen, wobei er Clarkes Kopf in den Armen hielt und den Mann wie ein Kind schaukelte. »Ihr wisst doch, über welches besondere Talent Clarke verfügt, oder? Er hat so etwas wie einen Schutzengel. Er könnte durch ein Minenfeld laufen und würde unversehrt herauskommen. Also ist klar, dass Darcy sich für das verantwortlich fühlt, was geschehen ist. Er hatte gestern Abend Durchfall und konnte seinen Dienst nicht antreten. Aber das lag nicht an dem, was er gegessen hatte – es lag an seinem verdammten Talent! Sonst wäre Darcy dort draußen zerfetzt worden und nicht Peter Keen!«
Dienstagmorgen, 6.00 Uhr
Alec Kyle wurde von Carl Quint grob wach gerüttelt. Krakovic war mit Quint zusammen hereingekommen. Ihre Gesichter wirkten hohlwangig und angespannt von den Reisestrapazen und durch den Mangel an Schlaf. Die Nacht hatten sie im Dunarea verbracht, wo sie gegen ein Uhr eingetroffen waren. Sie hatten kaum mehr als vier Stunden geschlafen. Krakovic war vom Nachtportier geweckt worden, um einen Anruf aus England für seine britischen Gäste entgegenzunehmen. Quint, dessen Talent ihn gewarnt hatte, dass etwas in der Luft lag, war zu dieser Zeit bereits wach gewesen.
»Ich habe den Anruf in mein Zimmer legen lassen«, sagte Krakovic zu Kyle, der sich nach Kräften bemühte, seinen Kopf klar zu bekommen. »Jemand namens Roberts. Will mit Ihnen sprechen. Sehr wichtig.«
Kyle schüttelte sich gewaltsam wach und sah Quint an.
»Es ist etwas los«, sagte Quint besorgt. »Ich habe es schon vor Stunden gespürt. Habe mich im Schlaf herumgewälzt, dann bin ich aufgewacht, wieder eingeschlafen … eine sehr unruhige Nacht, aber ich war zu müde, um richtig und schnell auf mein Gefühl zu reagieren.«
Alle drei eilten in Pyjamas hinüber in Krakovics Zimmer.
Auf dem Weg fragte der Russe Quint: »Woher wissen Ihre Leute, wo wir sind? Das sind doch ihre Leute, oder? Wir haben doch gar nicht geplant, heute hier zu schlafen!«
Quint zog auf die für ihn so typische Art eine Augenbraue hoch. »Wir sind doch im gleichen Metier tätig, Felix, überlegen Sie mal!«
Krakovic war beeindruckt. »Ein Sucher? Sehr gute Arbeit!«
Quint klärte ihn nicht weiter darüber auf. Klar, Ken Layard war gut, aber nicht so gut. Je besser er eine Person oder einen Gegenstand kannte, desto leichter konnte er ihn aufspüren. Er hatte mit Sicherheit festgestellt, dass sich Kyle in Bukarest aufhielt, und dann hatten sie bestimmt alle größeren Hotels abgeklappert. Da das Dunarea zu den wichtigsten gehörte, stand es vermutlich auf dieser Liste mit ganz oben.
In Krakovics Zimmer nahm Kyle nun den Anruf entgegen. »Guy? Alec hier.«
»Alec? Wir haben ein großes Problem. Ich fürchte, es ist verdammt schlimm! Können wir sprechen?«
»Kann das Gespräch nicht über London geschaltet werden?« Kyle war jetzt hellwach.
»Das würde zu viel Zeit kosten«, antwortete Roberts. »Und Zeit ist extrem wichtig.«
»Warten Sie«, unterbrach ihn Kyle. Er sagte zu Krakovic: »Wie stehen die Chancen, dass wir abgehört werden?«
Der Russe zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf. »Ich halte das nicht für möglich.«
Er trat ans Fenster und zog die Vorhänge auf. Die Morgendämmerung würde bald anbrechen.
»Okay, Guy«, sagte Kyle ins Telefon. »Schießen Sie los.«
»Hier ist es jetzt etwa vier Uhr morgens. Gehen wir zwei Stunden zurück …« Er berichtete Kyle alles, was vorgefallen war, und erklärte sodann genau, was er seit Clarkes überstürzter Rückkehr ins Hotel in Paignton unternommen hatte.
»Ich habe Ken Layard darauf angesetzt. Er hat tolle Arbeit geleistet! Er hat Keen irgendwo auf der Straße zwischen Brixham und Newton Abbot aufgespürt. Keen
Weitere Kostenlose Bücher