Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
ausgesetzt. So waren sie langsam und unter qualvollen Schreien verdampft. Sollten doch andere Traveller vor den Schwierigkeiten zurückschrecken, Vampire zu töten, aber nicht Lardis! Unter den Wamphyri hatte sein Name einen gewissen Ruf, und er genoss sogar so etwas wie ihre Anerkennung. Wenn man jahrhundertelang leben konnte, beinahe unsterblich war, sollte man sich nicht gegen Menschen wie Lardis stellen, die jede Möglichkeit, die Lebensspanne eines Vampirs schnell und grausam zu verkürzen, nutzen würden!
Dann war da noch die Furcht der Wamphyri vor Silber. Dieses Metall war für sie ein Gift mit etwa der gleichen Wirkung wie Blei für Menschen. Lardis hatte in den westlichen Vorbergen eine kleine Silberader entdeckt und ausgebeutet. Nun hatten seine Pfeile silberne Spitzen. Die Waffen ließ er generell mit dem Saft der Kneblasch-Wurzel einreiben, deren knoblauchähnlicher Geruch die Vampire teilweise lähmte. Sie mussten sich nach einem Kontakt damit ständig übergeben, und die Störungen in ihrem Nervensystem hielten tagelang an. Wenn eine mit Kneblaschsaft eingeriebene Klinge beispielsweise den Arm eines Wamphyri ritzte, musste er dieses Körperteil abwerfen und einen neuen Arm wachsen lassen.
Es war nicht so, dass all diese Dinge Geheimnisse gewesen wären und nur Lardis’ Stamm bekannt – alle Traveller besaßen dieses Wissen seit undenklichen Zeiten –, doch Lardis war der Einzige, der es auch zur Verteidigung seines Stammen anwandte! Die Wamphyri hatten den Travellern grundsätzlich den Gebrauch von Spiegeln aus Bronze und Silber untersagt, genau wie die Verwendung von Kneblasch-Saft, und ihnen Folter und Tod angedroht, sollten sie doch dazu greifen. Lardis scherte sich nicht darum. Er war ohnehin ein gezeichneter Mann, und mehr als einmal kann man nicht sterben ...
Das waren einige der Dinge, die Lardis bei der Führung und Verteidigung seines Stammes beeinflussten. Doch es gab noch ein weiteres Element, das er nicht unter Kontrolle hatte, das sich jedoch trotzdem vorteilhaft auswirkte und seine übrigen Maßnahmen ergänzte. Hoch droben unter den westlichen Gipfeln lebte in einem kleinen, fruchtbaren Tal jemand, den die Wamphyri fürchteten und als ›Herrn des westlichen Gartens‹ bezeichneten. Die Legenden um diese geheimnisvolle Figur waren der Hauptgrund für Lardis’ Abwesenheit gewesen. Offiziell hatte er nach neuen Pfaden und Zufluchten für seinen Stamm gesucht (und auch mehrere gefunden), doch in Wirklichkeit hatte er sich bemüht, den Herrn aufzuspüren. Er vertrat die Logik, dass alles, was schlecht für die Wamphyri war, gut für seinen Stamm sein musste. Außerdem hatte es schon seit Jahren Gerüchte gegeben, dass der Herr des westlichen Gartens denjenigen Asyl gewährte, die es wagten, ihn aufzusuchen. Das stellte für Lardis selbst keine Verlockung dar, obgleich es natürlich wundervoll wäre, wenn der Stamm eine sichere, dauerhafte Heimstätte fände, doch wenn der Herr die Macht hatte, den Wamphyri zu widerstehen ... das reichte aus, um ihn unbedingt aufsuchen zu müssen. Lardis wollte von ihm lernen und mit den neu gewonnenen Kenntnissen die Wamphyri sogar in ihren vermeintlich sicheren Felsfestungen angreifen.
Er hatte also nach dem Herrn gesucht – und ihn auch gefunden!
Nun war er von dieser Suche zurückgekehrt, gerade rechtzeitig, um Zekintha, die Frau aus dem Höllenland, vor Arleks Verrat zu retten. Zekintha ... und diesen Neuankömmling, von dessen Kampfkünsten Arleks Anhänger beinahe schon mit Ehrfurcht berichtet hatten. Im Kampf Mann gegen Mann und ohne die Unterstützung seiner Leute hatte Arlek gegen Jazz überhaupt keine Chance gehabt. Wenn es etwas gab, das Lardis Lidesci imponierte, dann war es ein guter und fairer Kämpfer. Oder auch ein guter und unfairer!
Lardis beobachtete sie, wie sie den Passweg entlang auf ihn zukamen. Er trat vor, um sie zu begrüßen. Zek nahm er in die kräftigen Arme und küsste ihr rechtes Ohr. »Reiße die Berge ein!«, grüßte er sie. »Ich bin froh, dass du in Sicherheit bist, Zekintha!«
»Gerade so eben«, antwortete sie atemlos. »Das habe ich ihm zu verdanken«, fuhr sie fort und nickte in Richtung Jazz.
Jazz, der nun ziemlich erschöpft war, streifte sein Gepäck ab, als würfe er einen Anker aus, nickte zurück und sah sich im Dämmerlicht des Tales um. Männer und Wölfe liefen im Schatten der hohen Klippen geschäftig umher. Das Klingeln ihrer Fußglöckchen und ihre leisen Unterhaltungen erschienen Jazz vertraut
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