Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
der Traveller besser beobachten zu können und Informationen bezüglich ihrer Stärke, ihrer Einstellung und jeder möglichen Gefahr für seinen eigenen Stamm zu gewinnen.
Lardis führte nicht grundsätzlich Krieg gegen die Traveller, die sich den Wamphyri beugten. Er zog es vor, ihnen weitgehend auszuweichen. Falls sie allerdings ihm gegenüber kriegerisch gesinnt waren, war sein Stamm immer gut vorbereitet. Seine Männer und sogar viele der jungen Frauen waren geübte Kämpfer und äußerst gefährliche Gegner. Sie hatten sich bei Hinterhalten, Fallen und im Kampf mit bloßen Händen bewährt, und sie konnten mit allen möglichen Waffen umgehen. Bei den wenigen Überfällen von außen, die sie erlebt hatten, waren die Gegner bitter bestraft worden. So hatte sich in den fünf Jahren seiner Führung die Legende ausgebreitet, man dürfe sich auf keinen Fall mit ihm anlegen. Er hieß kleine Gruppen von Neuankömmlingen im Stamm willkommen, doch größere Clans und ganze Stämme nahm er grundsätzlich nicht auf. Sein Motto war klar: Ein Stamm mittlerer Größe ist am sichersten. Nicht groß genug, um das gesteigerte Interesse der Wamphyri zu wecken, aber doch etwas zu stark und kampferprobt, um die von den Wamphyri abhängigen Stämme zu Überfällen zu reizen. Bisher jedenfalls war diese Politik genau die richtige gewesen.
Doch Lardis’ Zweifel an der Überlegenheit der Wamphyri und seine Abscheu bei dem bloßen Gedanken an eine Einigung mit diesen waren nicht die einzigen Gründe für seinen Erfolg. Er erkannte sehr wohl die rein physische und taktische Überlegenheit der Vampirlords – ihre Stärke und Grausamkeit, der Schrecken, den ihre gewaltigen Reittiere verbreiteten, die flinken, lautlosen Fledermauskundschafter und die enorme Beweglichkeit ihrer Herren –, aber er kannte durchaus auch ihre Schwächen und verstand es, diese zu nutzen. Sie konnten ihre Überfälle nur bei Nacht wagen. Für gewöhnlich griffen sie kurz vor oder kurz nach dem einen oder anderen ihrer ständigen Kleinkriege untereinander an, um ihre Kriegsvorbereitungen zu unterstützen oder die durch den Krieg verminderten Vorräte aufzufrischen, und sie führten diese Überfälle meist in höchster Eile durch. Sie wollten nicht zu viel Zeit auf der Sonnenseite verbringen, denn während sie sich dort aufhielten, mussten sie Aktionen ihrer Feinde von der Sternseite in ihrem Rücken befürchten. Es war durchaus öfter geschehen, dass eine Felsfestung erobert und besetzt wurde, während ihr Besitzer auf der Sonnenseite die Traveller überfiel. Es war Lardis auch bekannt, dass die Wamphyri nur selten westlich des Passes auftauchten, denn die meisten Nomadenstämme, und besonders diejenigen, welche die Wamphyri als ihre Herren anerkannt hatten, lebten im Osten. Warum sollten die Wamphyri also ihre Zeit mit Raubzügen im Westen verschwenden, wenn ihnen im Osten die Beute auf dem Tablett serviert wurde? Trotz ihres viel zitierten Stolzes und ihrer Arroganz waren die Wamphyri nämlich im Grunde faul! Wenn sie nicht gerade wieder einen Krieg führten oder auf Raubzug waren, planten sie voller Hingabe neue Kriege oder schliefen sich aus. Auch das war eine Schwäche. Lardis Lidesci schlief nur selten, und bei Sonnunter konnte er sich ohnehin nur ein gelegentliches Nickerchen leisten.
Die Wamphyri waren zwar sehr schwer zu töten, aber es war nicht unmöglich , und Lardis kannte ihre Schwächen und wusste, wie man das anstellen musste. Für die Vampire war es ein großer Unterscheid, ob sie von einem Traveller getötet wurden oder durch anderer Vampire. Letztere Möglichkeit zogen die Wamphyri – wenn auch ungern – in Betracht. Doch durch die Hand irgendeines der verachteten Traveller? Niemals! Worin hätten da Ruhm und Ehre gelegen? Wie konnte man auf solche Weise aus dem Leben gehen? Lardis hatte noch keinen der Lords getötet, doch zwei andere, die nach diesem höchsten Rang unter den Wamphyri strebten. Sie waren Söhne und Offiziere von Lesk, dem Vielfraß, gewesen, die versucht hatten, ihn in der Stunde gerade vor Sonnauf zu überfallen, in der Hoffnung, ihn und die Seinen beim Auftauchen aus dem Höhlenversteck zu überraschen. Nur kannte Lardis die Bedeutung des Wortes ›Überraschung‹ gar nicht.
Durchbohre das Herz eines Vampirs mit einem harten Holzpflock, schlage ihm den Kopf ab und verbrenne seinen Leichnam ... dann ist er wirklich tot. Doch Lardis hatte an Lesks Söhnen ein Exempel statuiert. Er hatte sie gepfählt und der Sonne
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