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Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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auf seinen Gedanken ein, wobei sie seine Hand ergriff und fest drückte. »Ich bin bloß schon länger hier als du ...«
    Lardis Lidesci war ganz anders, als Jazz erwartet hatte. Er war etwa einen Meter und siebzig groß, hatte lange Haare und genau wie Jazz lange Arme, doch im Gegensatz zu Jazz’ katzenhafter Geschmeidigkeit wirkte er so massiv wie ein Nashorn. Und er war jung – drei oder vier Jahre jünger als Jazz – und trotz seines gedrungenen Körperbaus erstaunlich beweglich. Das betraf nicht nur die physische Seite; Lardis’ Intelligenz leuchtete aus jeder braunen Falte in seinem ausdrucksvollen Gesicht. Die meisten dieser Fältchen schienen vom Lachen herzurühren. Offen und freimütig wirkte dieses von dunklem Haar eingerahmte Gesicht. Die Augenbrauen waren buschig und der breite Mund voller kräftiger, wenn auch etwas schief stehender Zähne. In seinen braunen Augen war keine Missgunst oder Bösartigkeit zu sehen; sie lächelten sehr häufig, konnten aber auch nachdenklich dreinblicken. Auf der Erde, die Zek und Jazz so weit hinter sich gelassen hatten, hätte Lardis von seiner Statur her durchaus ein Profi-Catcher sein können. Unter den Menschen in dieser von Vampiren tyrannisierten Umgebung hinter dem Tor war er ein geborener Anführer. Jedenfalls stand der größte Teil seines etwa fünfhundert Mitglieder umfassenden Stammes bis zum Letzten hinter ihm. Arlek war eine der wenigen Ausnahmen gewesen, und er lebte nun nicht mehr.
    Seit er den Rang des Stammesführers vor fünf Jahren von seinem Vater übernommen hatte, der sich seiner Gicht wegen kaum noch bewegen konnte, war es ihm gelungen, seine Traveller vor der Bedrohung durch die Wamphyri ganz effektiv zu beschützen. Der Stamm hatte andere Familienclans und kleinere Splittergruppen aufgenommen und sich vergrößert. Zwar war er immer noch nicht so groß wie einige der östlichen Stämme, aber Lardis Leute wurden kaum noch von den Wamphyri belästigt und zogen so den Neid anderer Stämme auf sich. Nicht einen einzigen erfolgreichen Überfall durch die Wamphyri hatte es in Lardis’ Zeit gegeben, und das hatte mehrere Gründe.
    Der eine lag darin, dass Lardis einer grundsätzlich anderen Anschauung anhing als Arlek. Dieser Gegensatz hatte nun auch zur endgültigen Beseitigung Arleks geführt. Lardis glaubte nämlich keineswegs, dass die Wamphyri die natürlichen und rechtmäßigen Herren dieser Welt seien, und er glaubte auch nicht, dass ein vernichtender Überfall auf seinen Stamm unvermeidbar sei. Er würde sich den Herrschaftsansprüchen der Wamphyri nicht beugen und ihnen nicht nachgeben. Andere Traveller hatten es mit Unterwerfung versucht – auch jetzt taten das noch manche –, doch das hatte ihnen überhaupt nichts eingebracht. Gorgan Lidesci, sein Vater, erzählte immer von alten Zeiten und seinem ursprünglichen Stamm, als er noch ein Junge gewesen war.
    In jenen Tagen hatte für eine Weile unter den Wamphyri so etwas wie Frieden geherrscht. Das ermöglichte es den Lords, ihre Streitkräfte zu sammeln und gemeinsam viel effektivere Überfälle durchzuführen. Gorgans Stamm, der einer der größeren war und von einem Ältestenrat geführt wurde, hatte versucht, einen Handel mit den Wamphyri abzuschließen, eine Art von beiderseits zufriedenstellendem Status Quo herbeizuführen. Vor jedem Sonnunter schickte Gorgans Stamm einen Trupp aus, um unter den kleineren Traveller-Stämmen Gefangene zu machen. Diese bestanden manchmal nur aus zwei oder drei Familien und nicht mehr als dreißig oder vierzig Mitgliedern. Da sie über die gesamten Abhänge auf der Sonnenseite verstreut lebten, war es nicht schwer, vor jedem Sonnunter einen ›Tribut‹ von etwa hundert Menschen einzufangen. Die langen Nächte hindurch hielt man sie gefangen, damit man sie den Wamphyri im Falle eines Überfalls als Opfer anbieten konnte. Die Mitglieder des Ältestenrats von Gorgans Stamm glaubten, solange man den Wamphyri diese Gefangenen als Tribut darbrachte, hätten die Herren es nicht nötig, die Hand zu beißen, die sie nährte.
    Das bewährte sich auch einige Jahre lang. Es gab Zeiten, da die Wamphyriüberfälle häufig erfolgten, und andere, da sie Gorgans Stamm überhaupt nicht trafen, denn die Traveller waren ständig in Bewegung, blieben nie lange am gleichen Ort. Diese Eigenschaft war ihnen in den langen Jahrhunderten mit ihren unzähligen Überfällen in Fleisch und Blut übergegangen. Wurden sie tatsächlich einmal nicht entdeckt, setzte man die Gefangenen

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