Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
bereits zu der dunklen Gestalt hinüber, die ihnen ein paar Schritte entgegenkam. Nun entdeckte Vyotsky sie. Wegen des Umhangs verwechselte er den Neuankömmling jedoch zuerst mit einem von Shaithis’ Offizieren.
Der Fremde streckte ungeduldig eine Hand nach dem Paar aus und öffnete dabei seinen Umhang, als wollte er sie darunter verbergen. Er zog die beiden zu sich heran ...
Vyotsky beobachtete sie, doch im nächsten Augenblick ... blinzelte der Russe verwirrt und rieb sich anschließend die Augen. Denn sie waren weg, alle drei vor seinen Augen verschwunden! Aber sie waren nicht in die Höhle hineingegangen!
Eine kräftige Hand legte sich auf Vyotskys Schulter, und der Russe erstarrte. Shaithis’ düstere Stimme raunte in sein Ohr: »Wo sind sie? Hast du sie mit deinen Schüssen getroffen? In deinem Interesse hoffe ich, dass du sie nicht getötet hast!«
Vyotsky blickte sich nicht um, sondern starrte weiterhin verblüfft in die tiefe Dunkelheit der Höhle.
»Also?« Shaithis’ Finger gruben sich in Vyotskys Schulter.
»Ich ... habe sie nicht getroffen, nein«, stotterte der Russe und schüttelte den Kopf. »Da war noch jemand! Ein Mann in einem Umhang ... und mit einer Maske. Er kam heraus und ... nahm sie mit!«
»Nahm sie mit? Ein Mann mit einem Umhang und ...?« Shaithis’ heißer Atem traf Vyotskys Hals. »Mit einer Goldmaske vielleicht?«
Jetzt blickte Vyotsky ihn an – und schrak augenblicklich vor dem schrecklichen Anblick zurück, der ihm entgegensah. »Ja ... ja! Er kam ... und war wieder weg. Und sie mit ihm!«
»Ahhh!«, zischte Shaithis. »Der Herr!« Seine Finger schnappten mit der Kraft eines Schraubstocks zu und zerquetschten beinahe Vyotskys Schulter. Einen Moment lang glaubte der Russe, der Wamphyri-Lord wolle ihn von der Klippe stoßen.
»Es ... es war nicht meine Schuld!«, stammelte er. »Ich ... habe sie gefunden und bin ihnen gefolgt. Vielleicht sind sie dort in der Höhle? Alle drei?«
Shaithis’ Nasenflügel bebten, als er witternd den Kopf vorstreckte. »Nein«, sagte er nach einer Weile. »Nichts. Niemand. Du hast versagt.«
»Aber ...«
Shaithis ließ ihn los. »Ich werde dich nicht töten, Karl! Dein Geist ist jämmerlich, aber dein Fleisch ist stark. Und starkes Fleisch kann man in der Burg von Shaithis von den Wamphyri immer gut gebrauchen!« Er wandte sich ab. »Folge mir hinunter! Und lass dich warnen: Versuche nicht, wegzulaufen! Denn wenn du das ein zweites Mal versuchst, werde ich sehr, sehr böse! Dann werde ich dich an meinen Lieblingskrieger verfüttern. Alles, bis auf dein zuckendes Herz. Das werde ich selbst verspeisen!«
Vyotsky sah ihm nach, als er hinabzusteigen begann, knirschte mit den Zähnen und hob langsam seine Maschinenpistole.
Ohne zurückzublicken grollte Shaithis: »Ja, tu es, Karl. Dann werden wir sehen, wem von uns beiden das mehr wehtun wird.«
Der verkrampfte Ausdruck auf dem Gesicht des Russen entspannte sich ganz langsam. Wie konnte man Wesen wie dieses bekämpfen? Welche Hoffnung gab es, etwas wie Lord Shaithis wirklich zu besiegen oder auch nur ernsthaft zu verwunden? Er atmete tief durch, sicherte seine Waffe und schritt zögernd hinter dem Wamphyri den Sims hinab.
Drunten im Wald heulte ein Wolf klagend – Zeks Wolf, der nun wusste, dass seine Herrin fort war, weit weg von ihm. Er hob den Kopf und heulte erneut aus voller Kehle. Dann schnupperte er aufmerksam und blickte zu den Bergen auf in Richtung Nordwest. Dort befand sie sich, ja! Dorthin musste er ziehen.
Nachtgrau huschte der Wolf durch den Bergwald. Zwei Gestalten kamen auf ihrem Weg bergab an ihm vorbei. Er zog die Lefzen hoch und entblößte das mächtige Gebiss. Doch er gab keinen Laut von sich. Die Gestalten verschwanden im Nebel zwischen den Baumstämmen. Wolf ließ sie ziehen und trabte weiter. Der Sirenenruf seiner Herrin lockte ihn über die Berge ...
Es war Mittag in Perchorsk, aber in den düsteren Höhlen aus Plastik und Metall hätte es genauso gut Mitternacht sein können, man hätte keinen Unterschied gemerkt. Direktor Luchow und Chingiz Khuv sahen zu, wie ein Bautrupp Rohre an den Wänden des Hauptkorridors entlang verlegte, der das Projekt umgab. Die Rohre waren ungefähr sieben Zentimeter stark, sie bestanden aus schwarzem Kunststoff und unter normalen Umständen hätte man sie vielleicht für die Isolierung von Starkstromkabeln halten können. Aber dafür waren sie nicht da.
»Eine Sicherung für den äußersten Notfall?«, fragte Khuv gereizt.
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