Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
legte ihm die Hand auf die Schulter und beendete damit einen Wortschwall, der so gar nicht zu dem üblicherweise zurückhaltenden Agursky passte. Offensichtlich war er noch nicht wieder ganz der Alte. Trotz der Beteuerungen seiner Ärzte, er sei fit genug, seinen Aufgaben wieder nachzugehen, lagen seine Nerven immer noch blank.
»Aber meine Arbeit ist wichtig!«, protestierte Agursky. »Wir müssen wissen, was auf der anderen Seite des Tores liegt, und diese Kreatur kann uns vielleicht die Antworten darauf geben. Ich kann sie nicht aus ihr herausholen, wenn ich hier im Bett liege.«
»Noch ein Tag mehr auf der Krankenstation wird Ihnen nicht schaden.« Luchow stand auf. »Ich werde auch dafür sorgen, dass Sie ab jetzt einen Assistenten bekommen. Es kann für einen Menschen nicht gut sein, wenn er allein so einer Kreatur ausgesetzt ist. Einige von uns ...«, dabei sah er bedeutungsschwanger zu Vyotsky hinüber, »wären schon viel früher zusammengebrochen, da bin ich mir sicher.«
»Gut, einen Tag noch.« Agursky ließ sich wieder zurücksinken. »Doch dann muss ich wirklich wieder an meine Arbeit. Glauben Sie mir, diese Sache zwischen mir und dieser Kreatur ist jetzt etwas sehr Persönliches geworden, und ich werde nicht aufgeben, bis ich sie besiegt habe.«
»Dann ruhen Sie sich jetzt erst einmal aus«, riet ihm Luchow, »und dann melden Sie sich bei mir, wenn Sie wieder auf den Beinen sind. Ich freue mich schon darauf.«
Agurskys Besucher verließen das Krankenzimmer und endlich war er allein. Jetzt brauchte er sich nicht mehr zu verstellen. Er lächelte auf verschlagene und doch bittere Weise, einerseits spiegelte es seine Freude darüber, dass er jeden in seiner Umgebung getäuscht hatte, andererseits aber auch die Angst vor dem Unbekannten und der Tatsache, dass er jetzt auf sich allein gestellt war. Das Lächeln verschwand von seinem Gesicht so schnell, wie es gekommen war. Es machte einem hysterischen Anfall Platz, der sich in seinen blassen zitternden Lippen und dem Tick zeigte, der einen seiner Mundwinkel unkontrolliert zucken ließ. Er hatte seine Ärzte und seine Besucher getäuscht, aber sich selbst konnte er nicht täuschen.
Die Ärzte hatten ihn gründlich untersucht und nichts gefunden außer einigen Stresssymptomen und einer leichten körperlichen Schwäche, und doch wusste Agursky, dass weit mehr als das mit ihm nicht stimmte. Das Ding in dem Kasten hatte etwas in ihn eingepflanzt, etwas, das sich zurzeit versteckt hielt. Aber die Rädchen drehten sich, die Zeit tickte und die Frage war: Wie lange würde es verborgen bleiben?
Wie lange hatte er, um die Antwort zu finden und den Prozess zurückzudrehen, dessen Natur er nicht einmal kannte? Und wenn er diese Antwort nicht fand, was würde dann mit ihm geschehen, rein physisch, während dieses Etwas in ihm wuchs und gedieh? Wie würde es schließlich zutage treten? Bis jetzt wusste niemand außer ihm selbst davon, und von jetzt an musste er sich genau im Auge behalten, musste es früher als jeder andere wissen, falls ... falls etwas Seltsames mit ihm passierte. Denn wenn sie das zuerst erfuhren, wenn sie entdeckten, dass er in seinem Körper etwas von jenseits des Tores beherbergte, wenn sie auch nur einen Verdacht hegten ...
Agursky begann unkontrolliert zu zittern, knirschte mit den Zähnen und ballte die Fäuste in einem Anfall panischer Furcht. Sie verbrannten die Dinge von der anderen Seite des Tores, besprühten sie mit ihren Flammenwerfern, bis nur noch kleine Klumpen verkohlter Asche übrig blieben. Und sie würden auch ihn verbrennen, wenn ... wenn ...
Was würde er geschehen, wenn diese langsam mahlenden inneren Rädchen ihren Kreislauf vollendet hatten? Das Schlimmste daran war, auf diese Frage keine Antwort zu haben.
Draußen auf dem Rundgang hatten sie sich von Luchow verabschiedet, der sich um seine Aufgaben kümmern musste. Khuv und Vyotsky waren auf dem Weg zu ihrer Arbeit bei der Esp-Gruppe im Institut, als einer von denen ihnen keuchend entgegengelaufen kam. Es war ein fetter und ausgesprochen schmieriger Mann namens Paul Savinkov, der vor seiner Beschäftigung in Perchorsk in den Botschaften in Moskau gearbeitet hatte. Seine Leidenschaft für männliche junge Angehörige des Botschaftspersonals hatte ihn für solche Aufgaben untragbar gemacht. Ohne viel Federlesens war er nach Perchorsk abgeordnet worden, aber er versuchte immer noch, sich von dort wieder wegzuschleimen, vor allem, in dem er alles tat, um Khuv bei Laune zu
Weitere Kostenlose Bücher