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Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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geschahen gleichzeitig. Jenseits der Gipfel hinter dem gegenüberliegenden Hang im Westen stieg ein strahlend heller Halbmond auf und verfärbte den Himmel in dieser Richtung zu einem goldgeränderten Indigo. Und es erklang ein fernes, schmerzerfülltes, durchdringendes Heulen. Es stieg zum Mond auf und kehrte als Echo zurück, wurde von anderen Kehlen aufgenommen und bis zu der Passhöhe emporgetragen.
    Das Heulen stammte eindeutig von Wölfen! Und Jazz erinnerte sich daran, was man ihm über das zweite Zusammentreffen berichtet hatte. Der Wolf, der aus der Kugel gekommen war, war lahm, blind und völlig harmlos gewesen. Das waren die hier bestimmt nicht. Wenn man ein solch gewaltiges Heulen ausstieß, musste man extrem kräftig und gesund sein! Was nicht gerade Gutes für ihn verhieß ...
    Jazz beendete seinen Imbiss, spülte sich den Mund mit Wasser aus, rückte den Rucksack zurecht und rutschte von dem Felsbrocken. Es wurde höchste Zeit weiterzumarschieren. Aber er stutzte, blieb wie angewurzelt stehen, blickte zuerst geradeaus und dann nach oben, hoch nach oben!
    Zuvor hatte der schwache Schein vom Rand der Sonne die Steilhänge zu beiden Seiten der Schlucht zumindest ein wenig hervorgehoben. Jazz waren sie wie Scheuklappen erschienen, und geradeaus zwischen den dunklen Wänden hatte die eigentliche Aussicht gelegen. Dort hatte er den Bergsattel gesehen, der den Horizont bildete, den von Geröll übersäten Pfad dort hinauf und den schmalen Bogen gelben Lichtscheins hinter dem Pass. Der Lichtbogen hatte sich, wie Jazz wohl bemerkt hatte, langsam von Westen nach Osten geschoben. Nun befand er sich ganz am äußersten Rand seines schmalen Blickfeldes.
    Wenn er während der letzten zwei oder drei Kilometer seinen Blick einen Moment lang von der Sonne abgewandt hatte, um zu den Bergflanken zu sehen, hatten seine Augen, sobald sie sich auf die Dunkelheit eingestellt hatten, gerade noch die dunklen, bewaldeten Höhen und darüber das kalte, silbrige Glänzen von Schnee erspäht. Doch er hatte nicht viel Zeit gehabt, diese Aussicht zu genießen. Meist galt seine Aufmerksamkeit dem kaum sichtbaren Pfad, und er musste sich stets seinen Weg zwischen Felsen und Geröll hindurch suchen, um so gut wie möglich voranzukommen. Ursprünglich hatte sich sein Verstand geweigert, die Existenz eines solchen Pfades überhaupt anzuerkennen! Auf seiner eigenen Welt hätte er so etwas für selbstverständlich erachtet, doch er befand sich nun auf einer anderen Welt und rechnete deshalb nicht damit. Doch mittlerweile hatte er einsehen müssen, dass sich die beiden Welten doch nicht in allem unterschieden. Es gab diesen Pfad!
    Hier war das Tal sehr viel enger als zuvor. Noch vor zwei Stunden war das Tal vielleicht eineinhalb oder sogar zwei Kilometer breit gewesen, doch mittlerweile hatte es sich auf weniger als zweihundert Meter Breite verengt, wie ein von steilen Felsklippen eingerahmter Flaschenhals. Der Kamm des Bergsattels, auf den er zuhielt, war seiner Schätzung nach höchstens noch dreihundert Meter entfernt. Von dort aus würde er endlich in der Lage sein, etwas von dieser Welt zu sehen: auf der Sonnenseite der Bergkette, wie er in Gedanken lächelnd vermerkte.
    Er war so abrupt stehen geblieben, weil der Mond, der nun rasch über dem westlichen Steilhang aufstieg, seinen silbrig-gelben Lichtschein auf die Ostwand der Schlucht warf. Jazz befand sich sehr nahe bei dieser Ostwand, deren Schründe und Klippen dunkel über ihm aufragten. Doch nun, da er nicht mehr nur die bloßen Silhouetten der schwarzen, steilen Felsen wahrnehmen konnte, machte er im Mondschein über sich eine ganz neue Entdeckung.
    In schwindelerregender Höhe wurden Mauern und Türme einer Burg vom Mondschein ganz deutlich dem Dunkel der Nacht entrissen! Es war mit absoluter Sicherheit eine Burg! Wo sich einst ein breites Felsband quer an der Klippe entlanggezogen haben mochte, erhoben sich nun die Mauern einer Festung bis hinauf zu dem massiven, überhängenden Fels am oberen Ende der Steilwand. Eine Burg, ein Außenposten, eine grimme Wehr, die den Pass bewachte! Und Jazz wusste, dass das Bauwerk gar keine andere Funktion haben konnte. Der Pass wurde überwacht.
    Er verdrehte seinen Hals, um diese entsetzliche, vom Mond beschienene Düsternis besser wahrnehmen zu können, die karge Seelenlosigkeit dieses kriegerischen Antlitzes. Da waren Mauerbrüstungen, mit massiven Zinnen bewehrt, deren dunkle Aussparungen wie Zahnlücken im Gebiss eines Riesen wirkten.

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