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Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Wo Türme und Erker durch hochragende Strebepfeiler gestützt wurden, gähnten daneben die drohenden Öffnungen von Pechnasen. Teile ganz oben, die normalerweise für eines Menschen Fuß nicht zu betreten gewesen wären, allein schon wegen der hindernden Felsvorsprünge und Überhänge, wurden durch schräg hintereinander angeordnete Säulen erreichbar, die mit ihren Kapitellen eine Art von Treppe bildeten. Viele einzelne Ebenen wurden durch schmale Treppen ohne jedes Geländer verbunden, die zumeist aus dem blanken Felsen herausgeschlagen worden waren. Fensteröffnungen schimmerten wie verhüllte Augen im vom Mondschein gelb gefärbten Stein und blickten hinter ihren Lidern finster auf Jazz herab, der im Schatten verborgen kauerte und wie gelähmt hinaufstarrte.
    Die Grundmauern des Gebäudes befanden sich etwa fünfzehn bis zwanzig Meter hoch an der Steilwand, auf halber Höhe einer einzeln aufragenden Felssäule. In dem Kamin zwischen Klippe und Säule waren Steinstufen sichtbar, die sich im Zickzack hochzogen bis zum düster gähnenden Eingang einer Höhle. Vermutlich war es eine sehr weitläufige Höhle, aus der Gänge direkt in die Burg hineinführten. Noch ein Stück höher wucherten die eigentlichen Festungsanlagen wie ein lang gezogener, steinerner Pilz quer über die Felswand. Sie ergänzten die von der Natur geschaffenen Vorsprünge, Spalten und Schründe auf ihre weniger wuchtige, doch viel zweckmäßigere Art. Waren sie von Menschen geschaffen worden? Jazz nahm es an, konnte aber nicht sicher sein.
    Doch wer immer diesen Adlerhorst erbaut hatte, war offensichtlich nicht mehr da. Auf den Wehrgängen oder den Treppen rührte sich nichts, in den Fenstern, den Türmen oder auf den Balkonen glimmten keine Lichter, und kein Rauch quoll aus dem hochgezogenen Schornstein, der direkt an den Felsen gemauert war. Die Burg schien verlassen – schien . Denn andererseits war sich Jazz vollkommen sicher, dass er von verborgenen Augen beobachtet wurde, während er voll atemlosen Staunens diese gewaltige aus der Felswand gehauene Burganlage musterte.
    Der untere Teil der Felssäule, der wie ein knochiger Finger aus der Klippe herausragte, lag noch im Schatten, der unter dem höhersteigenden Mond langsam zurückwich. Jazz war froh darüber, dass der Mond aufgegangen war, denn die ferne Sonne ging eindeutig gerade unter. Wenn er den Bergsattel erreichte, würde er vielleicht noch eine Stunde oder etwas länger ihren trüben Schein genießen können, doch im Moment hatte er nur den Mond, der den Würgegriff der Dunkelheit von ihm fernhielt. So schritt er nun rasch weiter, ja, rannte beinahe, um den – eingebildeten? – Augen zu entgehen, hielt sich so weit wie möglich in den Schatten von Felsblöcken und huschte hastig durch vom Mondschein erhellte Zwischenräume. Und so erreichte er schließlich den Sockel der verwitterten Felssäule, wo sie sich aus der Klippenwand herausschob. Oder, genauer gesagt, stand er vor der mächtigen Mauer, die den Sockel umgab.
    Die Mauer bestand aus massiven Natursteinen, war von breiten Zinnen gekrönt und wies eine lange Reihe von Pechnasen in Form von Drachenmäulern auf. Doch die in Stein gehauenen Drachen waren nicht die der Erde. Jazz schritt leise und rasch an der Mauer entlang und kam an ein aus mächtigen Bohlen gezimmertes Tor, mit Eisen behauen und mit einem furchteinflößenden Wappen bemalt: wiederum ein Drache, aber mit dem Gesicht und den Flügeln einer Fledermaus und dem Körper eines Wolfs! Ihm kam augenblicklich das Ding in dem Behälter in Perchorsk in den Sinn. Und dieser Drache wurde von einem bedrohlich dunklen Spalt in der Mitte geteilt, denn das Tor stand offen. Die Flügel waren ein Stück weit nach innen geöffnet, doch der dahinter befindliche Hof lag in tiefer Dunkelheit. Wie eine Einladung. Falls es eine war, ignorierte Jazz sie allerdings und eilte weiter der untergehenden Sonne entgegen. Er wollte so viel Entfernung wie möglich zwischen sich und diesen dunklen Horst bringen, so lange das wenige Licht dazu ausreichte.
    Minuten später begann er aufzuatmen, als er den Kamm erreichte und mit einem Mal in blassen aber warmen Sonnenschein gebadet wurde. Er beschirmte seine Augen, da ihn die Sonne ein wenig blendete, und wandte sich zurück, um einen Blick auf die Burg zu werfen. Aus ein paar hundert Metern Entfernung hob sie sich kaum noch von der steilen Felswand ab. Jazz wusste, dass sie da war, hatte sie gesehen und auf gewisse Weise sogar gefühlt, aber Stein

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