Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
Ihr Angriff brachte den Russen einen Moment lang völlig aus dem Gleichgewicht.
Eine der Fledermäuse traf Vyotsky beinahe mit einem Flügel, so dass er sich ducken musste, um dem Schlag auszuweichen. Dabei klapperte der kurze Lauf seiner MP gegen einen Felsen, und damit war seine Tarnung dahin. Der Krieger blickte erneut in seine Richtung, pfiff seine Fledermäuse zurück und kam auf ihn zu. Jetzt lag keine Unsicherheit mehr in seinem Schritt. Er wusste, wo sich sein Opfer versteckte. Seine roten Augen glühten, und er grinste sardonisch. Mit einem Ruck seines Kopfes warf er die Stirnlocke zurück und schritt stolz, hoch aufgerichtet und mit durchgedrücktem Kreuz auf den Russen zu.
Vyotsky ließ ihn auf zwanzig Schritt herankommen, bevor er aus dem Schatten trat und im gelben Schein des Halbmonds klar sichtbar auf der Ebene stand. Er zielte auf sein Gegenüber und rief laut: » Halt! Bleib stehen, wo du bist, mein Freund, sonst ist dein Leben beendet!« Doch seine Stimme klang zittrig und nicht überzeugend. Der Krieger bemerkte das anscheinend und ließ sich nicht aufhalten.
Vyotsky wollte ihn nicht töten. Er musste ja irgendwie hier überleben, und wollte sich nicht gleich der Gefahr einer Blutrache für den Tod dieses heidnischen Schurken aussetzen. Verhandeln schien ihm angebrachter, da er eine ganze Welt gegen sich hatte. So schaltete er seine Maschinenpistole auf Einzelschuss und feuerte nur einmal – über den Kopf des Kriegers hinweg. Die Kugel zupfte an dessen Stirnlocke, so knapp hatte der Russe darübergehalten. Sofort blieb der Krieger stehen, blickte auf und schien zu wittern. Und Vyotsky rief ihn erneut an. »Lass uns verhandeln, ja?« Er hielt die freie Hand hoch, mit der leeren Handfläche zum anderen gewandt, und senkte den Lauf der MP, so dass sie auf den steinigen Boden zielte. So konnte er am besten seine Friedensbereitschaft signalisieren. Doch gleichzeitig legte er den Hebel um und schaltete auf Dauerfeuer. Wenn er das nächste Mal abzog, dann richtig.
Der Krieger hob eine Hand und berührte seine Stirnlocke. Dann schnüffelte er misstrauisch an seinen Fingern. Seine platte Nase mit den großen Nasenlöchern wirkte ein wenig wie ein Schweinerüssel. Er riss die Augen weit auf und grollte etwas, das Vyotsky beinahe verstand. Es klang so ähnlich wie: »Was? Du wagst es, mich zu bedrohen?« Anschließend hob er die Rechte in einer Art Gruß an seine rechte Schulter. Der Kampfhandschuh blieb zunächst geschlossen, erst in Schulterhöhe öffnete er ihn und zeigte die bekannte Anordnung von Klingen, Haken und Klauen.
Er duckte sich kampfbereit und wollte sich offensichtlich im nächsten Augenblick auf Vyotsky stürzen. Doch der Russe wartete nicht erst. Auf eine Entfernung von nur sechs oder sieben Schritt konnte er den Gegner kaum verfehlen. Er zog den Abzug der MP durch, um dem Krieger eine ganze Bleigarbe in den Körper zu jagen – und hatte Pech! Mit dieser Waffe schien er ständig Pech zu haben. Denn nur vier Schuss verließen den Lauf, und dann klemmte das Magazin der MP.
Der erste Schuss hatte eine rote Furche an der linken Körperseite des Kriegers hinterlassen. Das rohe Fleisch zeigte sich, als hätte eine grobe Säge seine Haut aufgerissen. Der nächste hatte seine Schulter unterhalb des rechten Schlüsselbeins genau am Schultergelenk durchbohrt. Zwei weitere Schüsse hatten ihn verfehlt. Doch die beiden Treffer waren wie Hammerschläge gewesen, die jeden Soldaten der Erde ausgeschaltet hätten. Allerdings war dies nicht die Erde, und das Ziel war nicht bloß ein einfacher Mensch.
Der Krieger hier war zunächst von dem Einschlag in seine Schulter herumgerissen worden und zu Boden gestürzt, aber im nächsten Moment setzte er sich schon wieder auf und sah sich benommen um. Vyotsky riss fluchend das Magazin aus der Halterung, lud leer durch und sah hinein. Eine nicht abgefeuerte Patrone steckte fest. Er schüttelte die Waffe wild, damit sich die Patrone wieder löste, doch umsonst. Er hätte sie vorsichtig mithilfe eines Werkzeugs lösen müssen. Aber mittlerweile stand sein Gegner schon wieder auf unsicheren Beinen.
Vyotsky hängte die nutzlose MP an seinen Gürtel und löste dafür den Stutzen des Flammenwerfers. Er entsicherte ihn und schaltete die Zündflamme ein. Als der verwundete Krieger erneut auf ihn zustolperte, wagte Vyotsky noch einen Versuch und hielt ihm wieder die leere Handfläche entgegen. Vielleicht hielt der andere die Geste für eine Beleidigung; jedenfalls
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