Bride 02 - Tempel Der Liebe
eine anständige Frau.
Aber Troth hatte gelogen. Für sie war es vielleicht unmöglich, einen Fan-qui zu heiraten. Aber sie träumte davon, mit einem ins Bett zu gehen.
Gavin schenkte eine Tasse dampfenden Tee in die chinesische Schale und reichte sie Kyle. »Was halten Sie davon?«
Kyle kostete nachdenklich den Tee. Sein Freund hatte ihm beigebracht, worauf es bei Tee ankam. Er war jetzt selbst ein Experte. »Schmeckt eher mild.«
»Sie sind viel zu gutmütig. Er schmeckt stinklangweilig. Aber ... er wird zu einem sehr guten Preis angeboten. Ich frage mich, ob er es wert ist, den ganzen Weg bis nach Boston verschifft zu werden.«
Kyle nahm noch einen Schluck. »Wie wäre es, wenn Sie ihn mit irgendetwas parfümieren? Der Teegeschmack an sich ist ja recht stark. Er könnte verbessert werden, wenn man ihn mit etwas anderem mischt.«
Gavin blickte ihn interessiert an. »Und womit, zum Beispiel?«
»In Indien habe ich Tee getrunken, der mit Kardamom gewürzt war. Er duftete und schmeckte sehr gut. Sie könnten es auch mit Zitrusfrüchten versuchen. Zitrone oder Orange wäre gut.«
Sein Freund nickte nachdenklich. »Ich werde eine ordentliche Menge von diesem Tee bestellen und dann können wir verschiedene Geschmacksrichtungen ausprobieren. Es wird mir noch gelingen, aus Ihnen einen Kaufmann zu machen. Hätten Sie nicht Lust, in London eine Niederlassung von Elliott House zu führen?«
»Haben Sie vor, nach England zu expandieren?«
»Das wäre doch nur folgerichtig. In Großbritannien könnte ich viel mehr Kunden gewinnen als in den Vereinigten Staaten.« Gavin grinste. »Als ich noch ein Junge war, damals in Aberdeen, habe ich mir immer vorgestellt, einmal eines der größten Handelshäuser der Welt zu führen.«
»Nun, Sie sind auf dem besten Wege.« Auch Kyle war sehr erfolgreich. Er hatte ausprobieren wollen, ob er in der Lage war, unabhängig von seinem Titel und seiner gesellschaftlichen Stellung es als Kaufmann zu etwas zu bringen, und war überaus zufrieden mit den Unternehmungen, die sich als sehr profitabel erwiesen hatten. Obwohl er nun bald wieder das gesetzte Leben eines englischen Gentleman führen würde, wollte er seine Verbindungen in den Fernen Osten aufrechterhalten. Dies spielte gewiss bei Gavins Expansionsplänen für Elliott House eine Rolle. »Ich glaube, eine Niederlassung in London ist eine hervorragende Idee - sie wird mich vor allzu großer Sesshaftigkeit schützen.«
Kyle hätte damit auch in Zukunft einen Grund, Reisen zu unternehmen. Natürlich musste er erst einmal seiner Pflicht nachkommen und heiraten und einen oder zwei Erben zeugen. Das waren keine besonders verlockenden Aussichten, obwohl der Gedanke war ihm nicht mehr so unerträglich war wie damals, als er England verlassen hatte. Er würde sicher eine liebe junge Frau finden, die eine brave Ehegattin abgeben konnte. Er glaubte nicht an die große Liebe. Die gab es nur einmal im Leben.
Gavin schrieb einige Zahlen auf ein Blatt Papier, das er aus seiner Brusttasche gezogen hatte. »Ich habe eine Besprechung im Consoo House und bin schon spät dran. Könnten Sie Jin Kang bitten, diesen Brief an Pao Tien zu schreiben? Er ist der Händler, der uns die Teeproben geschickt hat. Ich möchte eine Bestellung machen.«
»Kann Jin denn Englisch lesen?«, fragte Kyle überrascht.
»Ich glaube nicht. Lesen Sie ihm einfach den Brief vor. Er wird ihn dann ins Chinesische übersetzen und alle nötigen blumigen Höflichkeitsfloskeln hinzufügen.«
»Ich erledige das sofort.« Kyle freute sich, einen Grund zu haben, mit Jin Kang zu sprechen. Vielleicht würde er herausfinden, warum der junge Mann ihn bei ihrem ersten Treffen so beeindruckt hatte.
Als er sich umdrehte, um zu gehen, sagte Gavin: »Vergessen Sie nicht, dass heute Abend Ihnen zu Ehren ein großes Dinner in der English Factory gegeben wird.«
Kyle stöhnte. »Ich habe wirklich versucht, es zu vergessen. Warum meinen die Burschen von der Ostindien-Handelsgesellschaft, dass sie mich offiziell willkommen heißen müssen? Ich glaube, ich habe jeden ausländischen Händler in Kanton bereits kennen gelernt.«
»Das liegt daran, dass in Kanton so verdammt wenig los ist. Es gibt keine Frauen und wir sind alle auf einem Stück Land zusammengepfercht, das gerade mal so groß wie ein Kricketplatz ist. Da ist jede Entschuldigung recht, die ein wenig Abwechslung verspricht. Einen adligen Gast zu unterhalten ist ein guter Grund, das Festsilber aus dem Schrank zu holen.«
Das war
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