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Bride 02 - Tempel Der Liebe

Bride 02 - Tempel Der Liebe

Titel: Bride 02 - Tempel Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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ältere Götter, und es wäre nicht klug gewesen, sie zu vernachlässigen.
    Gegenüber von ihrem Bett stand eine lackierte Truhe, in der sie ihre persönlichsten Gegenstände aufbewahrte. Vielleicht würde die unerträgliche Leere in ihr verschwinden, wenn sie sich ein wenig Zeit mit ihren Schätzen gönnte. Ihre Bewegungen waren wegen des verletzten Knöchels noch recht ungelenk. Sie kniete sich vor die Truhe und holte den Schlüssel heraus, der an einer Seidenkordel um ihren Hals hing.
    Der Duft von Sandelholz stieg empor, als sie den Deckel der Truhe öffnete. Ganz unten lag die Bibel ihres Vaters, andere englische Bücher und ein mit Seide ausgekleidetes Kistchen. Darin bewahrte sie ihren Schmuck auf. Ganz oben lagen ihre heißgeliebten Frauenkleider.
    Es hatte Jahre gedauert, diese Sachen zu besorgen. Chenqua zahlte ihr nur einen geringen Lohn und manchmal gaben ihr die Fan-qui-Kaufleute etwas Geld, wenn sie besonders zufrieden mit ihren Diensten waren. Diese gesparten Münzen hatte sie dafür verwendet, ihr Zimmer einzurichten und Frauenkleider sowie Schmuck zu kaufen.
    Chenqua hatte ihr untersagt, das Haus zu verlassen, wenn sie nicht als Mann gekleidet war. Deshalb tat sie immer so, als suche sie etwas für eine Schwester, wenn sie durch die Stände mit den Frauensachen bummelte. Sie ging sogar auf die andere Seite der Stadt, damit sie niemandem begegnete, der sie kannte. Sie musste lange suchen, bis sie Kleider fand, die groß genug für sie waren.
    Vorsichtig nahm sie den blauen Seidenmantel heraus, auf den sie besonders stolz war. Er war ziemlich abgenutzt und mehrfach geflickt. Aber er musste gewiss einmal einer bedeutenden Dame gehört haben, vielleicht einer großen Manchu-Frau aus dem Norden. Sie zog die Männersachen aus und band ihre Brüste los. Dann zog sie Unterwäsche und Hosen an. Die Seide war glatt und angenehm auf der Haut.
    Sie nahm die Mütze ab und löste den langen Zopf, den hier in China die Männer trugen. Mit den Fingern kämmte sie das dicke Haar und lockerte es. Nachdem sie es gründlich gebürstet hatte, türmte sie es hoch auf ihren Kopf, im Stil einer Hofdame. Mit langen, vergoldeten Haarnadeln, die ihr Vater einst der Mutter geschenkt hatte, befestigte sie die dunklen Strähnen.
    Ein Spritzer Parfüm im Nacken, einen Tupfer Farbe auf den Lippen. Dann zog sie die reich verzierte Robe über. Sogar die Jadeperlen, die sie durch die Schlaufen steckte, um den Mantel zu schließen, fühlten sich edel an.
    Zuletzt kam der Schmuck. Jadearmreifen für die Handgelenke, Ketten mit Glasperlen und geschnitzten Holzperlen und schließlich das zarte Taschentuch, das jede Dame trug. Sie richtete sich auf und hob den Kopf, als wäre sie wirklich eine große Schönheit.
    Li-Yin, ihre Mutter, war sehr schön gewesen. Hugh Montgomery hatte sie sofort zu seiner Konkubine gemacht, als er sie das erste Mal sah. Li-Yin hatte diese Geschichte gern erzählt. Aiiee, zuerst hatte sie panische Angst vor dem riesigen Barbaren mit seinem merkwürdigen roten Haar und seinen grauen Augen gehabt! Aber er war so gut zu ihr gewesen. Bald war sie sehr dankbar gewesen, dass er ihr Herr war.
    Troth hatte die Geschichte immer wieder gern gehört. Früher hatte sie sich vorgestellt, eines Tages einem edlen Fan-qui zu begegnen, der sich augenblicklich in sie verlieben würde. Damals war sie noch sehr jung gewesen.
    Sie ließ die Hände an ihrem Mantel hinabgleiten und spürte die Stickereien, die sich vom restlichen Stoff abhoben. Pfingstrosen für den Frühling, Fledermäuse als Glücksbringer. Sie fühlte sich wunderbar weiblich und drehte sich langsam im Kreis. Das schwere Seidengewand flog um sie herum. Würde sie Maxwell gefallen, wenn er sie jetzt sehen könnte?
    Ihr Blick fiel auf den Spiegel an der gegenüberliegenden Wand und ihr Gesichtsausdruck erstarrte. Orient oder Okzident, es war einerlei, sie war hässlich. Warum quälte sie sich mit diesen Verkleidungen und spielte etwas, das sie nie sein würde? Als Mädchen in Macao hatte sie die schönen Fan-qui-Damen mit ihren unterschiedlichen Haarfarben und den fremdartigen Gesichtszügen bewundert. Mit ihrem großen Körper und den riesigen Dienstmädchenfüßen würde sie bei ihnen weniger auffallen als unter den zarten kantonesischen Damen. Aber niemals würde man sie als hübsch bezeichnen können.
    Es klopfte an der Tür. »Jin Kang?«
    Es war Ling-Ling. >Liebliche Glocke< war Chenquas vierte Frau. Sie war die jüngste, hübscheste und lebhafteste von allen

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