Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
Schrecken gelebt, bis sie in freundliche Hände kam? Alexandra schluckte den Kloß in der Kehle hinunter. »Das hätte der Fall sein können, wenn Captain Elliott nicht gewesen wäre.«
»Der Mann, der mit dir im Vogelgarten war?«
»Ja, er ist Kapitän zur See. Er hat mich auf der Insel Maduri gesehen und meine Freiheit erkämpft.« Mehr brauchte Katie nicht über das Sklavendasein ihrer Mutter zu wissen. »Er wird uns mit seinem Schiff nach England bringen.«
Als sie das Aviarium wieder betraten, nickte Alexandra Gavin zu, um ihm zu sagen, dass alles in Ordnung sei. Er wandte sich dem Radscha zu, der jetzt einen scharlachroten Papagei auf der Schulter hatte. Nach weiteren Verbeugungen und blumenreichen Dankesworten verabschiedeten sich die Fremden.
Auf dem Weg durch den Palast stellte Alexandra Gavin ihrer Tochter vor. Katie fragte ernst: »Sind Sie ein holländischer Kapitän?«
»Nein, ich bin Amerikaner«, antwortete er ebenso ernsthaft.
»Gut. Ich mag keine holländischen Kapitäne.«
Diese Bemerkung war ein weiteres Zeichen der Ängste, die Katie bei dem Piratenüberfall durchlitten hatte, denn damals hatte sie den Kapitän der A ms e l gemocht. Auf dem Heimweg musste Alexandra ihre Tochter dazu bringen, über das Geschehene zu sprechen. Sie war jung, und mit ein wenig Glück würde sie das Schlimmste bald vergessen haben. Ein Jammer, dass Erwachsene nicht so schnell vergessen konnten.
Katie liebte ihre Kabine. Noch aufgeregt von den Ereignissen des Tages, hüpfte sie herum und bewunderte die Einrichtung und die Bücher. »Hier ist es viel, viel schöner als auf der A msel «
»Weil uns Captain Elliott seine eigene Kabine überlassen hat.« Alexandra machte es sich in einem Sessel bequem und folgte den Bewegungen ihrer Tochter mit den Augen. In den letzten Monaten war sie beträchtlich gewachsen. So klein war sie jetzt nicht mehr, aber Alex war froh, dass es ihr so leicht fiel, die verlorene Zeit zu vergessen.
Katie fuhr mit den Fingerspitzen über die ledernen Buchrücken in einem Regal. »Der Captain mag dich.«
Alexandras Nerven flatterten, als ob Gavin einen Annäherungsversuch gemacht hätte. Der Gedanke war sowohl erschreckend als auch erfreulich. Man sollte nicht zu viel aus der beiläufigen Bemerkung eines Kindes lesen, ermahnte sie sich und sagte: »Ich mag ihn auch sehr gern. Er war sehr nett zu mir.« Um weiteren Andeutungen über Gavin zu entgehen, fuhr sie fort: »Morgen früh werden wir wieder mit dem Unterricht beginnen. Hoffentlich hast du nicht alles vergessen, was du im Französischen, im Rechnen und in Erdkunde gelernt hast.«
Katie blickte sie erschrocken an. »Wieder Unterricht? Schon so bald?«
Das enttäuschte Gesicht ihrer Tochter ließ Alex auflachen. »Nun, vielleicht gönnen wir uns einen oder zwei Tage Ferien. Sieh mich nicht so missmutig an. Du bist doch immer gern zur Schule gegangen.«
»Das kann man so nicht sagen«, entgegnete Katie und zog eine Schnute, auch wenn die Augen schelmisch aufblitzten.
»Hattest du im Palast Unterricht?«
»Ja. Aber kein Rechnen, kein Französisch, keine Bücher. Jasmin, die mir zugeteilt war, brachte mir Malaiisch bei. Alle Mädchen lernten tanzen, singen und sich wie die Damen auf der Insel zu benehmen.« Anmutig führte Katie einige der feinen, abgezirkelten Bewegungen des Sukaun-Tanzes vor. »Das Tanzen hat mir gut gefallen. Sie sagten, ich mache das gut.«
»Davon bin ich überzeugt.« Alex schaute ihr beeindruckt und ein wenig unbehaglich zu. Wieder ein Beweis für die Anpassungsfähigkeit von Kindern. Wie viele Jahre würde es wohl gedauert haben, bis Katie ein Mädchen aus Sukau geworden und ihr englisches Erbe fast völlig vergessen hätte? Innig umarmte sie ihre Tochter und sagte: »Ich hatte so große Sehnsucht nach dir, mein Herzchen. Furchtbare, furchtbare Sehnsucht.«
»Ich auch, Mama«, flüsterte Katie. »Ich habe mir immer gesagt, dass ich tapfer sein muss und nicht weinen darf, aber manchmal konnte ich nicht anders.«
»Mir ging es ebenso.« Alex merkte, wie ihr wieder Tränen in die Augen stiegen. Diesmal störte es sie nicht, dass sie sich gehen ließ.
Auch wenn sie vor Glück wie auf Wolken ging, wurde Alexandra in dieser Nacht von Albträumen geplagt, wie in den meisten Nächten. Sie wachte schweißnass und keuchend mit einem flauen Gefühl im Magen auf. Auch wenn ihr der Verstand sagte, dass sie frei war, litt sie unter diesen entsetzlichen Ängsten, die jedes Teilchen ihres Seins packten. Furcht vor
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