Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
am Saum ihres Kleides. Sie zuckte zusammen und erschreckte den Vogel. Gavin fürchtete, dass sie dieses letzte, marternde Warten nicht durchstehen würde. Vielleicht würde sie im nächsten Augenblick auch vor Wut toben. Eine Furie aus der Hölle war nichts gegen eine rasende Mutter.
Hinter ihnen hörte man das Geräusch einer sich öffnenden Tür. Gavin drehte sich um. Der Kammerdiener war mit einer dicht verschleierten Frau mit Kind eingetreten. Gavins Herz sank, als er das Mädchen sah. Es hatte ungefähr das richtige Alter, aber dieses Kind mit dem gestelzten Gang und der unterwürfigen Haltung konnte nicht die Tochter einer Frau wie Alex sein.
Instinktiv drehte sich Alexandra herum. Ihr Gesicht strahlte plötzlich vor Freude. »Katie!«
»Mama!« Vorbei war es mit dem gehorsamen Gehabe, als die Kleine aufschrie und durch die Riesenvoliere rannte, so dass die erschreckten Vögel in Scharen aufflatterten. Beim Laufen fiel der Schleier samt Kopfputz herunter und enthüllte glänzendes blondes Haar und eine feine Miniaturversion von Alexandras Gesicht.
Sie trafen sich in der Mitte des Vogelhauses. Alexandra fiel auf die Knie, umarmte ihr Kind und weinte. »Katie, Katie, mein Liebstes«, während ihr die Tränen die Wangen hinunterrannen.
Gavins Kehle zog sich bei diesem Anblick schmerzhaft zusammen. Seine Tochter Anna wäre fast gleich alt und ebenso blond gewesen. Aber die Erinnerung an sie tat nicht mehr so weh wie früher. Er hatte jetzt ein anderes Bild vor Augen. Helena und Anna schritten lachend über eine Himmelswiese. Alexandras Worte in jener Nacht, in der sie von Maduri ausliefen, hatten ihm Frieden gegeben.
Unter Tränen wandte sich Alexandra an den Herrscher. »Das Verlorene wurde gefunden, Eure Majestät. Im Augenblick besitze ich keinen Penny, aber wenn Ihr mir vertraut und mir meine Tochter zurückgebt, werde ich Euch ein Lösegeld schicken, das einer Prinzessin würdig ist.«
»Das ist nicht erforderlich, Airs. Warren. Es ist nicht recht, eine Mutter von ihrem Kind zu trennen. Gehen Sie mit meinem Segen.«
Als Gavin sich verbeugte und dem Radscha dankte, konnte er nicht fassen, dass es so einfach gewesen war. Zugegeben, er hatte dem Radscha ein wertvolles Geschenk überbracht. Außerdem stand der Radscha in dem Ruf, ein gerechter, anständiger Mensch zu sein, aber konnte es tatsächlich so einfach gewesen sein, Katie Warren zurückzuholen?
Das war es.
Alexandra begleitete ihre Tochter und die verschleierte Eskorte zu den Frauengemächern zurück, damit Katie die wenigen Dinge, die sie besaß, einpacken und sich verabschieden konnte. Erstaunt hörte sie, wie Katie in fließendem Malaiisch plapperte. Umarmungen und Tränen der Haremsfrauen zeigten, dass Katie beliebt und gut behandelt worden war. Gavin hatte Recht gehabt, dass ihre Tochter hier ein glückliches Leben geführt hätte. Aber Gott dem Herrn sei Dank, das war nicht nötig.
Als sie die Frauengemächer verließen, trug Alexandra eine Tasche mit Katies Sachen in der einen Hand, während Katie sich an der anderen festhielt. Auch wenn Katie seit ihrer Zusammenführung ununterbrochen geredet hatte, wurde sie jetzt schweigsam. Besorgt fragte Alex: »Fehlt dir auch nichts, Katielein? Sicherlich ist es schwer für dich, die Freunde, die du hier gefunden hast, zu verlassen.«
Katie nickte. »Ich werd sie nie wiedersehen, oder?«
Alexandra schmerzte die traurige Stimme ihrer Tochter. Vor kaum einem Jahr hatte sie auch ihre australischen Freunde verloren. »Wahrscheinlich nicht, mein Herz. Unser Zuhause ist auf der anderen Seite der Weltkugel.«
»Kann England mein Zuhause sein, wenn ich nie dort gewesen bin?«
Da war eine gute Frage. Alexandra dachte darüber nach, bevor sie antwortete. »Zuhause ist dort, wo deine Familie ist. Wenn du deine Großeltern, Cousins und Cousinen kennen lernst, wirst du dich allmählich in England zu Hause fühlen. Du wirst neue Freunde gewinnen, und dieses Mal können sie es ein Leben lang bleiben.«
»Ich möchte Freunde für immer haben«, sagte Katie wehmütig.
Alexandra packte sie fester bei der Hand und schwor sich, dass ihre Tochter niemals wieder unter dem Verlust von lieb gewonnenen Menschen leiden musste. »Es ist schwer, Menschen zu verlieren, die man ins Herz geschlossen hat. Ich war zu Tode erschrocken, als dich die Piraten fortschleppten.«
Katie sah plötzlich älter aus. »Ich war auch so erschrocken, Mama. Ich ... ich dachte, ich sehe dich nie wieder.«
Wie lange hatte Katie in Angst und
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