Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
ihr ab, weil er fürchtete, dass die heiß aufwallende Erinnerung an ihre Intimität in seinen Augen zu sehen war. Die meiste Zeit gelang es ihm, sein Begehren zu verdrängen, trotzdem flackerte es zu den unpassendsten Gelegenheiten auf, und seine Sehnsüchte blieben unerfüllt. Um das Thema zu wechseln, fuhr er fort: »Ich bin froh, dass ich mich erst nach dem heutigen Tag von den Inseln verabschieden muss. England ist schön auf seine Art, aber hiermit kann man es nicht vergleichen.«
»Sie scheinen den Osten sehr zu lieben. Könnten Sie sich vorstellen, eines Tages zurückzukehren?«
»Vielleicht auf Besuch, aber nicht, um hier zu leben.« Erfolglos versuchte er eine flache Muschel über das Wasser schlittern zu lassen. »Die letzten zwölf Jahre habe ich größtenteils in meinem Haus in Macao verbracht, auf dem schmalen Küstenstreifen von Kanton, oder ich bin zwischen den Inseln herumgesegelt. Es war eine aufregende, anstrengende Zeit, die ich nicht missen möchte, aber ich habe das Gefühl, als ob ... als ob diese Phase meines Lebens vorbei ist.«
»Mir scheint, Sie betrachten England als eine grimmige Herausforderung und nicht als lang ersehntes Ziel.« Sie wich einer heranrollenden Woge aus. »Was zieht Sie an einen Ort, den Sie innerlich ablehnen ? «
Er überlegte kurz, inwieweit er sie einweihen wollte. Zum Beispiel brauchte sie nicht zu wissen, dass er noch eine Rechnung zu begleichen hatte mit einem Mann, der ihn ohne Grund zu ruinieren versuchte. Die familiären Hintergründe allerdings konnte sie erfahren. »Mein Vater verließ England in Ungnade. Seine Familie tobte, als er unter seinem Stand heiratete, obwohl meine Mutter aus einer achtbaren Familie stammte. Er wurde von seinem Vater enterbt.«
»Darum ist Ihnen das englische Klassensystem so verhasst?«
»Ja. Die Geschichte meines Vaters geht noch weiter. Er war in der Marine. Nach der verlorenen Schlacht gegen die Franzosen gaben seine Vorgesetzten ihm die Schuld, da er nicht mehr die Rückendeckung seiner Angehörigen hatte. Er hatte Glück, dass er nicht vor ein Kriegsgericht gestellt wurde. In Anerkennung seiner bisherigen Dienste durfte er seinen Abschied nehmen, und wir schifften uns nach Amerika ein.«
»Der Lockruf der See war Ihnen also in Fleisch und Blut übergegangen«, sagte sie nachdenklich.
»Hatte sich Ihr Vater mit seiner Familie ausgesöhnt?«
»Nein. Ich kann es kaum erwarten, in London in mein Elternhaus zu spazieren und meinem Großvater zu verkünden, dass ich der Sohn des schwarzen Schafes bin.«
Sie sah ihn an. Die von seiner Hutkrempe beschatteten Augen blickten sorgenvoll auf das Meer. »Wenn Sie möchten, dass die Familie Ihres Vaters Sie akzeptiert, mag es vielleicht nicht so günstig sein, wenn Sie kampflustig auftreten.«
»Ich habe nicht im geringsten den Wunsch, von diesem bigotten, engstirnigen Pack akzeptiert zu werden. Ich will ihnen nur zeigen, dass es mich gibt. Mein Vater hat es überlebt, dass er von meinem Großvater verstoßen wurde, und mich berührt es nicht mehr.« Er lächelte über das Bild, das er seit Jahren vor sich hatte. »Ich freue mich darauf, in London als reicher, vulgärer Amerikaner zu leben und jedem, den es interessiert, zu erklären, dass ich ein abgebrochener Ast des Stammbaumes der Elliotts bin.«
Sie lachte. »Das ist ganz schön böse von Ihnen. Solche Rachegelüste hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.«
»Rache ist ein zu starkes Wort ... Gerechtigkeit wäre passender. Die meisten Beweggründe für meine Rückkehr nach England sind allerdings geschäftlicher Art. Elliott House braucht eine Niederlassung in London, und ich habe dort viele Freunde und Gegner, die diese Stadt für mich interessant machen.« Freunde, Gegner und einen echten Feind.
Katie rannte ihnen mit einer Hand voll Muscheln entgegen. »Sieh doch, Mama!«
»Oh, das sind aber schöne Muscheln!« Alex knotete sie in einen Zipfel ihres Sarongs ein. »Du möchtest sicherlich noch mehr sammeln?«
Das fröhliche Lachen schallte ihr nach, als Katie kehrtmachte, um genau das zu tun. Ihrer Tochter nachblickend, sagte Alex leise: »Es würde mich schwer treffen, wenn meine Familie mich verleugnen würde. Hat Ihr Vater die Abkehr seiner Familie wirklich so leicht verschmerzt?«
»Um ehrlich zu sein, nein«, räumte Gavin ein. »In seinem Herzen war er traurig geblieben. Nachdem wir England verlassen hatten, sprach er nie mehr über die Vergangenheit, nur einmal, als er mir sagte, dass die von der Marine erhobene
Weitere Kostenlose Bücher