Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
wie Marmor. Vielleicht war es besser, noch eine Weile abzuwarten, bis sich ihr Zorn gelegt hatte, überlegte er. Nein, jetzt war er hier oben und würde nicht mehr umkehren. Wahrscheinlich würde er sie ein zweites Mal nicht wieder finden.
Nachdem er die Entfernung sorgfältig abgeschätzt hatte, schwang er sich auf einen starken Ast, der sich zwischen seinem Standort und dem offenen Fenster befand. Wenn Meriel große Auftritte liebte, dann dürfte ihr dies hier gefallen.
Er landete unsanft und ließ sich in die Hocke fallen. Wie versteinert stand sie da und starrte ihn an.
Beim Aufrichten blickte er sich neugierig um. Das Baumhaus war beileibe kein Spielzeug. Es war ein zwölf mal zwölf Fuß großer orientalischer Palast mit verputzten Wänden und farbenprächtigen persischen Teppichen. Die Wand am Eichenstamm war mit Bücherregalen bedeckt. Die gepolsterte Bank ihm gegenüber verlief von einer Wand zur anderen. Kostbar bestickte Kissen lagen wahllos herum, auf dem Boden, auf der Bank.
Sein Blick kehrte zu Me riel zurück. Mit dem flachsfar benen Haar und dem schillernden Sari war sie so exotisch wie ihre Umgebung. Ihr Haar war lang, ihr Fuß war leicht und ihre Augen waren wild.
Ruhig, als ob dies ein völlig normaler Anlass sei, sagte er: »Sie sind wütend über das, was mein Vater gesagt hat; das kann ich Ihnen nicht verübeln. Würden Sie mir glauben, wenn ich Ihnen sage, dass ich kein Mitgiftjäger bin, der es nur auf Ihr Erbe abgesehen hat?«
Sie übersah ihn absichtlich und zündete die Mixtur im Messingpfännchen an. Eine Wolke, süß und moschusartig duftend, stieg auf. Weihrauch. Auf einmal glaubte er sich in ein fernes, fremdes Land versetzt, weit weg von England. Oder auch an einen Ort der Träume.
Er ging zum Bücherregal und zog ein Buch heraus. Es war ein handgeschriebenes Gartenjournal von einer von Meriels Vorfahrinnen. »Kein Wunder, dass Sie hier niemandem Zutritt gewähren. Jeder Besucher würde sofort erkennen, dass viel mehr zu Ihnen gehört als das, was Sie der Welt zeigen.«
Sie schien ihn weiterhin nicht zu beachten, ging zum Fenster und schloss es. Dann zog sie die schweren Vorhänge zu, die an jeder Seite hingen. Das Gleiche tat sie bei den anderen Fenstern und schuf damit eine geschlossene, intime Sphäre.
Auch wenn sie gelassen wirkte, überraschte es ihn nicht, als sie plötzlich durch das Zimmer sauste und einen kleinen Vorleger hochzog. Darunter befanden sich die Luke und die Strickleiter, die ordentlich zwischen zwei Holzgeländern aufgerollt war.
Er schnappte sie, bevor sie den Riegel zurückziehen konnte, der den Lukendeckel verschloss. Seine Hand lag unter der ihren. Auf der anderen Seite der Luke knieend, meinte er ernst: »Sie haben nichts von mir zu befürchten, Meriel. Ihr Onkel und mein Vater haben versucht, eine Ehe für Sie zu arrangieren, aber ich würde nie etwas gegen Ihren Willen tun.«
Meriels Blick war rätselhaft, aber nicht verärgert. Erleichtert sagte er: »Ich hoffe, Sie wissen jetzt einiges über mich. Ich bin nicht mein Vater. Seine Meinung ist nicht die meine.«
Die Hand war warm unter der seinen, das Gesicht nur eine Hand breit entfernt und er konnte den frischen Rosenduft riechen, der von ihrer Perlmutthaut aufstieg.
Als sich sein Puls beschleunigte, fragte er sich, warum er es so verdammt eilig gehabt hatte, ihr zu folgen, als sie fluchtartig das Esszimmer verlassen hatte. Es wäre gar nicht so schlecht, wenn die ungehörigen Bemerkungen seines Vaters sie veranlasst hatten, sich nicht mit Kyle zu verheiraten. Aber er verabscheute den Gedanken, dass sie glauben könnte, er sei nur an ihrem Besitz interessiert.
Verflixt noch mal, sogar er hatte Schwierigkeiten, sich von seinem Bruder abzusetzen. Es wäre schön, wenn sie schlecht über Kyle dächte - aber von Dominic sollte sie nur das Beste halten. Die Zeit war reif, um ihr zu erklären, wer er war.
Das Denken fiel ihm schwer, wenn sie ihm so nahe war, die großen Augen erwartungsvoll auf ihn gerichtet. Seine Hand entwickelte ein Eigenleben, kroch über ihren nackten Arm die Schulter hinauf. Die Haut fühlte sich seidenglatt an und pulsierte vor Leben. »Meriel«, flüsterte er.
Ihr Mund öffnete sich leicht. Sie beugte sich vor, bis sich ihre Lippen trafen. Er zog sie an sich zu einem langen, berauschenden Kuss. Wie verzaubert spürte er ihre Nähe, ihren Duft, ihren willigen Mund. Deswegen war er hierher gekommen. Ihn hungerte und dürstete nach ihr.
Unter der dünnen Seide fühlte er
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