Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
Verstand wieder einsetzte, lag das neue Land vor ihr, in das sie wieder geboren wurde.
Friede. Zufriedenheit. Liebe. Er lag auf der Seite und streichelte verträumt ihren Rücken. Er empfand es als Geschenk der Vorsehung, dass sie endlich zu sprechen gewagt hatte und damit die letzte Barriere zwischen ihnen durchbrochen hatte. Obwohl er sich eingestehen musste, dass auch Worte ein Wunder wie das eben erlebte nicht beschreiben konnten.
Ihre schweißnassen Körper kühlten in der Abendluft. Er zog eine zusammengefaltete Decke vom Diwan und schlang sie um sie beide. Wie lange würden sie dieses kostbare, einfache Nahe sein genießen dürfen, bevor sie sich mit der Tatsache abfinden mussten, dass die Büchse der Pandora geöffnet worden war und sich nie wieder schließen ließ?
Einen Augenblick später hörte er, dass sie leise weinte. Erschrocken strich er ihr das Haar aus der Stirn, damit er ihr Gesicht sehen konnte. »Was hast du, Meriel? Habe ich dir wehgetan?«
Sie schüttelte den Kopf und verbarg das Gesicht wieder.
»Du weinst, als ob dir das Herz brechen würde«, murmelte er an ihren Schläfen. Sie fühlte sich so zart und zerbrechlich an, als er sie in den Arm nahm. »Sag mir, was du hast, mein Liebes. Jetzt, wo du wieder sprichst. Ich möchte alles hören, was du zu sagen hast.«
Ihre Stimme War nur ein heiseres Wispern, als sie sagte: »Ich hatte nicht gewusst ... wie ... wie einsam ich war.«
Diese Worte zerrissen ihm das Herz. Liebevoll wischte er ihr die Tränen von den Wangen. »Nie wieder musst du allein sein, solange ich lebe.«
Auch wenn sie nicht davon überzeugt war, seufzte sie selig. Als ihm bewusst wurde, dass er großzügig ein Versprechen abgegeben hatte, das er vielleicht nicht halten konnte, wechselte er das Thema. »Du hast nie zu einem anderen Menschen gesprochen, auch nicht zu Kamal?«
»War nicht notwendig.« Aus seiner Umarmung rollte sie sich auf den Rücken und meinte schelmisch: »Kamal plagt mich nicht so wie du.«
Er grinste. »Auch wenn die Leute in deiner Gegenwart wie von einem Möbelstück sprachen, hast du alles verstanden, was um dich herum vorging.«
Sie hob die Achseln. »Wenn ich zugehört habe.«
Er vermutete, dass sie das Geschehen im Haus und im Park wohl meistens nicht zur Kenntnis genommen hatte. »Wenn du aufmerksam warst, dann hast du wahrscheinlich mehr erfahren, als man dir unter normalen Umständen zugetraut hätte.«
Die Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln. »Vielleicht.«
Er sah, dass es ihr schwer fiel, nach so vielen Jahren des Schweigens wieder die Sprache zu gebrauchen. Hätte sie nicht ihre Melodien gesummt, wäre ihre Stimme vielleicht für immer verwelkt. »So viel ich sehe, hast du vor, eine Frau der wenigen Worte zu werden.«
Sie warf ihm einen grimmigen Blick zu. »Du sprichst genug für uns beide.«
Er lachte. »Wenn du schweigst, muss ich das wohl. Bis jetzt.« Er stützte den Kopf auf die Hand. Der Blick ruhte auf ihrem Gesicht. »Warum hast du dich absichtlich abgekapselt? Die Beziehungen zu Menschen, die dir nahe standen, nicht aufrechterhalten? Du warst sehr jung, als du diesen Entschluss gefasst hast.«
»So war es nicht«, räumte sie langsam ein. »Das Feuer, das Gemetzel, die Gefangenschaft waren mehr, als ich ertragen konnte.« Einen Augenblick lang schloss sie die Augen. Das Gesicht verzog sich schmerzhaft. »Im Geist war ich nach Warfield zurückgekehrt. Den Zenana verdrängte ich, so gut es ging. Kurz nach meiner Rückkehr nach Hause öffnete ich mich langsam wieder für die Außenwelt, aber zu spät, ich war das Sprechen nicht mehr gewöhnt. Und ... mir gefiel mein Leben, wie es war. Ich hatte alles, was ich mir wünschte. Das Sprechen, das mich zum normalen Menschen machen würde, hätte diesen Zustand geändert.«
»Den du nicht ändern wolltest.«
Sie ersparte sich die Antwort. Er betrachtete ihr feines Profil und sah das empfindsame Kind, das durch die Hölle gegangen war und dessen Heilung erst schrittweise einsetzte, als sie in ihr geliebtes Zuhause zurückkehrte. Es war verständlich, dass sie das bequeme Leben mit all seinen Freiheiten gegen die zweifelhaften Vorteile eines >normalen< Daseins nicht eintauschen wollte. Sogar seine eigene Schwester war gegen die Mauern der ihr als Tochter des Earl of Wrexham auferlegten Beschränkungen mehr als einmal Sturm gelaufen.
Aber Meriels Sehnsucht nach Liebe und Nähe hatten die Veränderung heraufbeschworen, ob sie es wollte oder nicht. Es war Zeit,
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