Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
arrogant.
Jetzt würde Dominic diese Steifheit nachahmen müssen. Nicht sehr verlockend. Mit einem Seufzer stand er vom Bett auf. Im Osten dämmerte es bereits und Morrison würde bald mit Kyles Kutsche für die Fahrt nach Shropshire, nordwestlich der walisischen Grenze, eintreffen. Ein Koffer wurde mit Kyles Kleidung gepackt, nicht aber mit seinen Stiefeln. Dominics Füße, wie sein Gesicht, waren einen wenig schmaler geraten und er zog es vor, sein eigenes Schuhwerk zu tragen.
Er wusch und rasierte sich. Konnte Kyle sich selbst rasieren oder erledigte dies immer der hoch geschätzte Morrison für ihn? Dominic zog sich an. Er hatte gerade in Eile sein Frühstück beendet, das aus Brot, Käse und Bier bestand, als der Kammerdiener seines Bruders eintraf.
Von schmächtiger Gestalt und unbestimmbarem Alter, trat Morrison ein. »Ich kann mich darauf verlassen, dass Mylord reisefertig sind.«
Er beherrschte den schulmeisterlichen Trick, jeder Bemerkung den Anflug eines Tadels zu geben. Zum Glück war Kyles Lieblingspferd hinter der Kutsche angebunden. Dominic konnte also die Reise auf dem Pferderük-ken fortsetzen, wenn ihm danach zu Mute war.
Kyles knappe Anweisungen nachahmend, antwortete er: »Beinahe fertig, Morrison.«
Der Diener stutzte, als Dominic den dunklen Umhang seines Bruders ergriff. Dann schloss er seine Wohnungstür hinter sich ab. Merkwürdigerweise überkam ihn in diesem Augenblick das Gefühl, als würde er gleichzeitig den ehrenwerten Dominic Renbourne hinter sich lassen. Von diesem Augenblick an war er Lord Maxwell, ein arroganter Adliger, ein Mann, der sich seiner Stellung in der Welt vollkommen sicher war.
Der Gedanke brachte ihn gehörig aus der Fassung. Er verspürte plötzlich den Wunsch, zu sagen: »Tut mir Leid. Ich habe es mir anders überlegt. Kyle wird seiner Braut persönlich den Hof machen müssen.« Anschließend würde er den Umhang über Morrisons missbilligendes Gesicht werfen und in seine Wohnung zurückkehren. Auch wenn sie ein Tohubawohu war, es waren seine vier Wände.
Aber wenn die Söhne der Renbournes eines gemeinsam hatten, dann waren sie Männer, die ihr Wort hielten.
Dominic fasste sich und bereitete sich innerlich auf die feinen Veränderungen vor, die seinen Schritt härter, beinahe militärisch machten und die Gesichtszüge abweisend und weniger ausdrucksvoll. Es reichte nicht, die Stimme seines Bruders nachzuahmen; er musste auch lernen, wie er zu denken.
Dann, nachdem er Lord Maxwell geworden war, ging er die Treppen hinunter, zur Täuschung bereit.
KAPITEL 3
Der späte Mai war voller Versprechungen. Die ganze Natur stand in Blüte und die Tiere suchten sich leidenschaftlich ihre Partner. Meriel hatte die Schuhe ausgezogen, um die lebendige Erde unter den Zehen zu spüren. Seit dem frühen Morgen arbeitete sie im Kräutergarten. Sie verschnitt und vereinzelte die verschiedensten Pflanzen, um sie gesund und kräftig zu halten.
Einige der Kräuter waren schon uralt, von längst vergessenen Vorfahren gepflanzt. Der Majoran war wahrscheinlich mit besonderem Grund just an diese Stelle von einer Frau gesetzt worden, die ihre Kräuter mit der gleichen Hingabe pflegte wie Meriel jetzt. Sie zog kräftige Gewächse zum Heilen und für die Küche heran. Als Meriel klein war, hatte Kamal ein altes Kräuterhandbuch in der Bibliothek entdeckt und ihr daraus Wissenswertes über die Pflanzen und ihre Verwendung vorgelesen. Er war ein wundervoller Lehrer gewesen, der mit tiefer, ruhiger Stimme jedes Thema, über das er sprach, interessant machte. Seine Bemerkungen kamen eher beiläufig, als ob er zu sich selbst spräche. Wusste er überhaupt, wie viel sie auf diese Art gelernt hatte? Unmöglich zu sagen.
In der Mitte des Nachmittags hatte sie ihre Arbeit im Kräutergarten beendet. Sonne und Blütenduft hatten dem Tag Reife geschenkt. Sie schnalzte mit den Fingern nach ihrem Hund Roxana, der dösend neben einem Strauch Rosmarin lag. Gemeinsam strolchten sie durch den Park auf den Haupteingang von Warfield zu. Sie liebte die rautenförmigen Türmchen am Pförtnerhaus und den Bogen, der sich zwischen ihnen über den Weg spannte. Die Einfahrt war mit Steinen in einem warmen Grau gepflastert, wie auch die Mauer, die den Park umgab und ihr kleines Reich mit einem sicheren Rund umschloss.
In Sichtweite der Einfahrt lag einer ihrer Lieblingsplätze, versteckt zwischen zwei Rhododendronbüschen, die kurz vor dem Aufblühen waren. Im Schneidersitz setzte sie sich auf die Erde,
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