Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
sie niemals durchgehalten.
Jena stellte das Glas auf den Nachttisch. »Ich hatte richtige Angst um dich, als du mit Renbourne und Kamal hier ankamst. Du sahst eher tot als lebendig aus. Wie konnte es dein Onkel nur wagen, dich nach Bladenham einzuweisen? Dem jungen Mann, der dich gerettet hat, verdanken wir jedenfalls eine ganze Menge.«
Also wusste man, wer er war. Das war gut so. Sehnsüchtig dachte sie an ihn. Seine körperliche Anwesenheit hatte den Schleier, der sie umgab, entfernt. Durch ihn hatte sie erfahren, dass sie ihrem Schicksal nicht hoffnungslos ausgeliefert war. Wo er sich wohl gerade aufhielt?
»Alles Elend lebt wieder auf, allein beim Gedanken an diese Anstalt.« Jena blickte nachdenklich auf den schwachen Lichtschein und sprach stockend weiter. »Ich versuche immer wieder ... Dr. Craythorne ist nicht so furchtbar, wie man meinen könnte. Er ist eher, wie soll ich es ausdrücken ... voller Mitleid und sehr pflichtbewusst. Viele seiner Patienten waren wirklich hoffnungslos geistesgestört. Aber der gute Doktor ist manchmal etwas übereifrig und so hat er überall Verrückte gesehen, selbst da, wo keine waren. Das ist es, was ich ihm zum Vorwurf mache und was ich ihm nicht verzeihen kann.«
Sie versuchte zu lächeln und blickte Meriel freundlich an. »Ich sollte nicht über so etwas reden. Es gibt Erfreulicheres. Zum Beispiel, wie ich meinem grässlichen Ehemann ein Schnippchen geschlagen habe. An Scheidung war ja nicht zu denken. Aber trotzdem hat es der Anwalt meines Vaters geschafft, die Ehe für ungültig zu erklären. Eine Ehe ist nämlich nicht rechtmäßig, wenn einer von beiden zum Zeitpunkt der Eheschließung geistesgestört ist. Da mein Mann mich in die Irrenanstalt gebracht hat, war es ziemlich offensichtlich, dass mit mir etwas nicht stimmen konnte. Folglich war die Heirat ungültig.« Sie lächelte ein wenig gezwungen. »Es machte mir auch nichts aus, eine beeidigte Erklärung zu unterschreiben, dass ich zum Zeitpunkt meiner Heirat unzurechnungsfähig war. Um Morton zu heiraten, muss man auch geistig gestört sein.«
Meriel lächelte. Sie wusste, wie Jena den letzten Satz gemeint hatte. Es war ausgleichende Gerechtigkeit, dass sie sich auf diese Art und Weise scheiden lassen konnte. Hoffentlich war alles rechtmäßig. Was für ein furchtbarer Gedanke, auf immer und ewig mit einem so abscheulichen Mann verheiratet zu sein!
Jena sah sie eindringlich an. »Mit das Schlimmste in Bladenham war der Verlust der Privatsphäre. Man wusste nie, ob man beobachtet wurde oder nicht. Es war zumindest jederzeit möglich, beobachtet zu werden. Anfangs dachte ich, es wäre besser, wenn ich bei dir bleiben würde, aber jetzt, wo du nicht mehr unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln stehst... Wäre es dir lieber, wenn ich dich allein lasse?«
Meriel nickte zustimmend.
»Du wirst schon ganz bald wieder die Alte sein. Immerhin haben wir uns schon normal unterhalten können.« Jena zögerte kurz und fragte sie dann schüchtern: »Laut Mr. Renbourne bist du in der Lage zu sprechen. Möchtest du mir vielleicht etwas sagen?«
Meriel legte den Kopf zur Seite und starrte gegen die Wand. Sie war nicht darauf vorbereitet, mit jemand anderem als Renbourne zu reden.
Jena schien zu verstehen und stand auf, um zu gehen. »Vielleicht ein andermal. Versuche dich so gut als möglich zu erholen. Morgen früh sollten die letzten Reste des Betäubungsmittels aus deinem Blut verschwunden sein.« Sie gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange. »Ich schlafe im Zimmer links von dir. Mr. Renbourne ist auf der anderen Seite des Flurs untergebracht und mein Vater und Kamal schlafen im anderen Flügel. Du bist hier sicher, niemand wird dich von hier entführen. Falls du irgendetwas brauchst, dann rufe einfach.«
Sie nahm die Öllampe in die Hand und wollte das Zimmer verlassen. »Soll ich die Lampe vielleicht bei dir lassen?«
Meriel nickte. Sie hatte genug Dunkelheit ertragen müssen.
Nachdem Jena gegangen war, lag sie einen Augenblick bewegungslos in ihrem Bett. Sie genoss die Stille, die Sauberkeit und das Alleinsein. Wie lange würde Jena wohl brauchen, bis sie sich ausgezogen hatte und zu Bett gegangen war?
Das Wissen um Renbournes Nähe ließ Verlangen in ihr aufsteigen. Sie wollte ihn. Wollte ihn spüren, schmecken und ihn vor allem bei sich haben.
Als sie dachte, dass genug Zeit verstrichen sei, schwang sie die Beine über die Bettkante. Sie war noch immer benommen, als ob schwere Gewichte auf ihr lasteten,
Weitere Kostenlose Bücher