Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
hierher gebracht. Als wir sie befreiten, waren zwei kräftige Männer nötig, um sie festzuhalten. Um sie vor sich selbst zu schützen, haben wir sie dann schließlich gefesselt. Bevor ich mit der Behandlung beginne, muss sich der Patient in Selbstbeherrschung üben.«
»Rühren die Striemen auf Meriels Gesicht daher?« Dominics Stimme verhieß nichts Gutes. Er trat hinter ihren Stuhl und versuchte die Knoten zu lösen, was ihm misslang. Seine Finger zitterten einfach zu stark.
»Erlauben Sie?« In Kamais Hand funkelte ein Dolch, mit dem er den Strick durchtrennte. Craythorne schnappte nach Luft, wagte aber nicht dazwischen zugehen.
Dominic erinnerte sich, wie Kamal mit dem Dolch einmal eine Ananas zerteilt hatte. Eine sehr praktische Waffe und vielseitig verwendbar. Vor allem, um vorlaute Doktoren einzuschüchtern.
Meriel sackte nach vorne, als alle Stricke zerschnitten waren. Dominic konnte sie gerade noch auffangen. Die Pupillen waren weit geöffnet und die Augen nur noch schwarze Höhlen. Auf der Zwangsjacke waren Flecken. Man konnte den Geruch von Laudanum ausmachen. »Haben Sie ihr etwa Betäubungsmittel verabreicht?«
»Ich ... ich habe nur versucht, sie zu beruhigen, damit ich sie behandeln konnte«, stammelte der Doktor, merklich in die Enge getrieben. »Sie können nicht wissen, wie schwer es ist, mit geistesgestörten Patienten zu arbeiten.«
»Und wenn sie es zu Beginn der Behandlung noch nicht sind, so sorgen Sie bis zum Ende auf jeden Fall dafür«, fauchte Dominic, als Kamal endlich auch die Knoten der Zwangsjacke zerschnitten hatte. Zusammen halfen sie ihr aus dem widerlichen Ding.
Sie wankte förmlich auf Dominic zu und versank in seinen Armen. Sie zitterte am ganzen Körper.
Er drückte sie fest an sich und strich ihr liebevoll durch das Haar. Dominic war unendlich froh, sie wieder in den Armen zu halten. Sie wirkte so verletzlich, wie sie den Kopf an seiner Schulter vergrub. Hoffentlich hatte die Gefangenschaft die Fortschritte, die sie unlängst gemacht hatte, nicht völlig zerstört. Was nur, wenn sich das Mädchen seines Herzens an nichts mehr erinnern konnte?
Er mochte den Gedanken nicht zu Ende führen. »Gleich sind wir weg von hier, meine kleine Elfe, und du musst nie mehr an diesen grauenvollen Ort zurück«, sagte er zärtlich und unterdrückte mühsam die aufsteigenden Tränen.
Mittlerweile hatte sie sich wie ein kleines Kind an ihn geklammert, die Beine um seine Hüften geschlungen und die Arme um den Nacken gelegt. Mühsam gelang es ihm aufzustehen. »Falls sie bleibende Schäden haben sollte, Craythorne, dann ...«Er ließ den Satz unbeendet in der Luft hängen, doch die Drohung war deutlich herauszuhören.
»Offensichtlich erkennt Meriel Sie wieder. Das muss ich Ihnen zugestehen. Wenn einer meiner Leute sie von den Fesseln befreit hätte, wäre sie wie eine Furie über ihn gekommen. Das soll aber nicht heißen, dass sie geistig gesund ist.«
»Könnten Sie beweisen, dass Sie geistig gesund sind, Craythorne?«, fragte Dominic mit beißender Stimme. »Wie lange dauert es, bis Meriel wieder frei von Betäubungsmitteln ist?«
Der Doktor zögerte. »Sicherlich ein paar Stunden. Sie ist nicht besonders kräftig und hat eine ziemlich starke Dosis bekommen.«
Ohne den Doktor eines Blickes zu würdigen, verließ Dominic, dicht gefolgt von Kamal, das Zimmer. Craythorne machte keinen Versuch, sie aufzuhalten. Er war sichtlich froh, die ungebetenen Gäste loszuwerden, während sie das Gebäude auf schnellstem Wege verlassen wollten.
Kamal holte die Pferde. Für Dominic war es unmöglich aufzusteigen, da sich Meriel immer noch fest an ihn klammerte. Er gab sie kurz in Kamais bewährte Hände, um sie dann, als er fest im Sattel saß, sogleich wieder in Empfang zu nehmen. Da die Betäubungsmittel immer noch wirkten, nahm er sie kurzerhand auf seinen Schoß.
Dominic und Kamal verloren kein unnötiges Wort, bis sie die Hauptstraße erreicht hatten. »Der Doktor wird sicherlich keine Zeit verlieren und Lord Grahame so schnell wie möglich benachrichtigen«, bemerkte Kamal.
»Ich weiß.« Gedankenverloren starrte Dominic auf Meriel. Wie lange würde es wohl dauern, bis sie ihm wieder wie früher in die Augen blicken konnte? Leider war sie noch sehr schwach, ansonsten hätten sie nach Warfield reiten können. Was sollten sie also tun? Wo konnten sie hin? Ein Rasthaus kam auf keinen Fall in Frage. Dort würde Grahame sie sicher zuerst suchen. Dominic versuchte nachzudenken. »Wir reiten
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