Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
Kimball.«
»Nenn mich Rebecca.« Nachdenklich lehnte sich die Ältere der beiden an den Baum. »Als junges Mädchen war ich in einen Skandal verwickelt. Noch Jahre später lebte ich wie ein Einsiedler in diesem Haus. Es war nicht einfach, aus der Einsamkeit heraus wieder in die Gesellschaft zurückzufinden.«
Meriel legte den Kopf zur Seite. »Und wie ist es dir gelungen?«
»Es war sehr schwierig. Kenneth gab keine Ruhe und zerrte mich buchstäblich zu meinem ersten Ball.«
»Jetzt verstehe ich, warum die beiden so gut miteinander auskommen«, gab Meriel trocken zurück.
»Sie sind beide ziemlich geradlinig«, stimmte ihr Rebecca zu.
»Obwohl ich Kenneth an meiner Seite wusste, war mein erstes Zusammentreffen mit der vornehmen Gesellschaft grässlich. Die Leute starrten mich an, tuschelten hinter meinem Rücken oder sagten mir Beleidigendes ins Gesicht. Allein Kenneths Freunde hielten zu mir und schon bald war ich froh, wieder unter den Lebenden zu weilen. Mein Atelier im Dachgeschoss schottete mich zwar von allem ab, brachte mir aber nicht viel Abwechslung.«
Es hatte den Anschein, als ob Rebecca Meriel genauso helfen wollte, wie man ihr damals geholfen hatte. Sie wollte nicht, dass sich Meriel als Außenseiterin fühlte. Dennoch war die Situation für Meriel eine andere. »Ich glaube, ich werde sehr viel länger brauchen, um mich wieder in die Gesellschaft einzugliedern.«
»Dein Weg wird wahrscheinlich härter und beschwerlicher sein als meiner«, antwortete Rebecca ruhig. »Wenn man aber ein festes Ziel und den richtigen Begleiter an seiner Seite hat, ist beinahe jede Reise möglich. Mit Dominic hast du eine gute Wahl getroffen. Ich kenne keinen besseren Mann, außer Kenneth natürlich«, fügte sie verschmitzt hinzu.
Rebecca hatte Recht. Dominic war wie ein Heiliger mit seiner Geduld und seinem Verständnis ihr gegenüber. Vielleicht ein bisschen zu heilig für eine Heidin wie sie.
Rebecca unterbrach Meriels Gedanken. »Gibt es etwas, das du dir zur Hochzeit wünschst, oder hast du vielleicht sonst noch Fragen?«
Meriel ahnte, worauf sie anspielte. »Willst du mir meine ehelichen Pflichten erklären? Damit hat sich schon ein General aus Shropshire in Verlegenheit gebracht.«
»Gut. Keine Erklärungen, Ehrenwort. Trotzdem, wenn du Fragen hast, dann bin ich für dich da. Im Übrigen habe ich noch etwas für dich. Ich würde dir gern ein Kleid für die Hochzeit geben. Wir haben fast die gleiche Größe und in meinem Schrank hängt ein Kleid, das dir gut stehen würde.«
»Herzlichen Dank, das ist sehr lieb von dir.« Meriel merkte, wie ihr die Tränen kamen. Sie zeigte sich nur ungern von ihrer verwundbaren Seite, aber die letzten Tage waren einfach zu viel für sie gewesen. »Du bist sehr nett zu einer verrückten Fremden.«
»Die Hälfte der Maler, die ich kenne, machen einen wesentlich verrückteren Eindruck als du. Mach dir da mal keine Gedanken.« Rebecca stand auf. »Bleib hier draußen, solange du willst. Im rückwärtigen Teil des Hauses ist ein nettes, ruhiges Zimmer für dich hergerichtet worden. Dorthin kannst du dich zurückziehen, wann immer du möchtest.«
»Herzlichen Dank.« Meriel ärgerte sich, dass ihr nichts Besseres einfiel. Redegewandtheit war eben nicht ihre Stärke. Zu ihrer eigenen Überraschung streckte sie ihre Hand nach Rebecca aus. »Ich bin sehr froh, dass Dominic mich zu euch gebracht hat.«
Rebecca gab Meriel einen warmen, nach Terpentin riechenden Händedruck. »Ich hoffe, ihr besucht uns wieder. Dominic gehört eigentlich zur Familie und das Gleiche gilt selbstverständlich auch für dich.« Prüfend betrachtete Rebecca Meriels Mehndi am Handgelenk. »Was ist das?«
»Ein Mehndi. Eine Art Tätowierung auf Zeit. Mit Henna gemalt. In Indien und anderen östlichen Ländern ist so etwas nichts Ungewöhnliches.«
Wie ein kleines Kind mit großen Augen setzte sich Rebecca wieder hin. »Fantastisch. Bitte erzähl mir mehr darüber. Haben die Muster eine besondere Bedeutung? Kann ich in London Herina kaufen?«
Lächelnd beantwortete Meriel alle Fragen so gut sie konnte. Sie freute sich, dass sie sich Rebecca gegenüber auf diese Weise erkenntlich zeigen konnte.
KAPITEL 35
Dominic war erleichtert, dass Meriel wieder gefasst war, als sie aus dem Garten zurückkam. Aber sie war offensichtlich sehr müde. Sie schenkte ihm nur einen kurzen Blick und bat darum, dass man ihr ein leichtes Abendessen aufs Zimmer brachte, da sie früh zu Bett gehen wollte.
Auch Dominic
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