Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
sind.«
Meriel wirkte noch eine Spur angespannter. »Das sind wohl sehr vornehme Leute?«
Er schüttelte den Kopf. »Mach dir keine Sorgen. Beide sind Maler. Als Künstler haben sie Verständnis für ungewöhnliche Situationen. Auf Anhieb fällt mir kein Haus in London ein, das mir mehr zusagen würde. Für Londoner Verhältnisse haben sie sogar einen recht ansehnlichen Garten. «
Sie entspannte sich ein wenig. »Warum kennst du Maler?«
Wie konnte man erklären, was gegenseitige, echte Freundschaft bedeutete? Im Grunde war sie mit der Liebe verwandt. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen. »Lady Kimball - Rebecca - ist eine angesehene Porträtmalerin. Eine meiner damaligen Bekannten bat mich, ihr Gesellschaft zu leisten, während sie gemalt wurde.« Als jugendlicher Müßiggänger hatte Dominic genügend Zeit, sich auf solche Vorschläge einzulassen, insbesondere dann, wenn ihn mit der verwitweten Dame eine Liebschaft verband.
»Meine Bekannte und Rebecca diskutierten über eine bestimmte Pose. Ich fühlte mich überflüssig und wanderte im Haus umher. Irgendwann landete ich in Kenneths - Lord Kimballs - Atelier. Er war mit ganzem Herzen Soldat. Nicht so ein Blender wie ich. Bekannt wurde er wegen seiner Kriegsbilder, in denen er auf die Folgen des Kriegs aufmerksam machte.« Er erinnerte sich genau an den Augenblick, als er das Atelier zum ersten Mal betreten hatte und wie er gebannt vor dem fast fertigen Bild auf Kimballs Staffelei stehen geblieben war. Nie zuvor hatte er die Kraft der Kunst deutlicher wahrgenommen.
Er verdrängte die Erinnerungen. »Thema unserer Unterhaltung war eine Begebenheit aus der Schlacht bei Waterloo, die Kenneth gerade malte. Ich war zur Zeit der Schlacht ein sehr junger Kavallerieoffizier, während er Kommandant eines Schützenkorps war. Beide waren wir dabei gewesen, wodurch sich sofort eine gewisse Verbundenheit einstellte. Er hatte genug junge Männer unter seinem Kommando gehabt, um zu wissen, was mich damals am Krieg angezogen hatte, vermutlich wusste er es besser als ich selbst. Während das Porträt meiner Bekannten fertig gestellt wurde, hatten mich die beiden jedenfalls wie einen kleinen Bruder in ihr Herz geschlossen. Seit Jahren bin ich nun bei ihnen zu Gast. Sie werden nicht sonderlich verwundert sein, wenn wir vor ihrer Tür stehen.«
Meriel schien nicht mehr abgeneigt zu sein. »Das klingt, als könnte man sich bei ihnen wohl fühlen.« Genau das brauchte Meriel jetzt, auch wenn sie nicht so recht daran glaubte.
»Der Türklopfer ist oben, also haben sie die Stadt noch nicht verlassen«, bemerkte Dominic, als die Kutsche vor einem schönen Eckhaus Halt machte. »Ursprünglich gehörte das Haus Rebeccas Vater, Sir Anthony Seaton. Er war Präsident der Royal Academy. Vielleicht kennst du ihn?«
Meriel nickte. Sir Anthony, bezaubernd, aber eingebildet, wäre sicherlich hocherfreut zu hören, dass sogar eine Einsiedlerin, die sich nicht für die Welt interessierte, seinen Namen kannte.
»Als Kenneth und Rebecca heirateten, schenkte ihnen Sir Anthony dieses große Haus. Er selbst bezog das kleinere Haus nebenan mit seiner Frau. Im untersten Geschoss verbindet eine Tür die beiden Häuser. So kann man für sich bleiben oder zusammen sein, ganz wie es einem beliebt. Ich persönlich kenne keinen vergleichbaren Haushalt.«
Eigentlich wollte Dominic vorangehen, um den Kimballs die Lage zu schildern, doch Meriel stieg gemeinsam mit ihm aus der Kutsche. Sie hatte sich die Schuhe angezogen. Auch für Londoner Verhältnisse sah sie ziemlich ungewöhnlich aus. Sie war sehr blass, schlicht wie eine Dienerin gekleidet und wirkte ungeheuer zerbrechlich.
Das Dienstmädchen hatte sie gerade hereingelassen, als ein kleiner Junge aus der Eingangshalle auf sie zugeschossen kam. »Onkel Dominic!«
Lächelnd hob Dominic den fünf Jahre alten Jungen über den Kopf, um ihn dann wieder abzusetzen. »Willst du mir nicht erst einmal guten Tag sagen, bevor du mich über den Haufen rennst?«, fragte er lachend. Er wandte sich an Meriel. »Darf ich vorstellen: Der ehrenwerte Michael Seaton Wilding.
Dann wandte er sich an den Jungen. »Bitte erweise Lady Meriel Grahame die Ehre, meiner zukünftigen Frau.« Als der Junge sich verbeugte, hörte man von etwas weiter oben eine vorwurfsvolle Kinderstimme: »Ich dachte, du wartest, bis ich erwachsen bin?«
Dominic hob den Kopf und sah, wie ein Mädchen von ungefähr acht Jahren die Stufen herunterkam. Ihre kleine Gestalt war in einen mit
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