Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
war sehr müde, aber er wollte die Gepflogenheiten des Hauses nicht unnötig durcheinander bringen. Daher entschuldigte er sich erst kurz nach dem Abendessen. Bevor er in sein Zimmer ging, wollte er nach Meriel sehen.
Sie bat ihn herein, nachdem er geklopft hatte. Als er das Zimmer betrat, sah er sie am Fenster sitzen, die Beine zum Körper herangezogen und die Arme fest um die Beine geschlungen. Sie starrte hinaus in die sommerliche Abenddämmerung. Die graue Katze war ihr gefolgt und bediente sich an den Resten von Meriels Abendessen.
»Ich hoffe, du hast etwas gegessen, bevor der graue Geist sich über deinen Teller hergemacht hat.« Dominic küsste Meriel auf den Kopf und setzte sich zu ihr ans Fenster. Ihre bloßen Füße schauten unter dem Saum ihres Kleides hervor.
»Der graue Geist und ich haben eine Vereinbarung getroffen«, sagte sie, ohne ihn anzublicken. »Ich bekomme die erste Hälfte der Mahlzeit, er die zweite.«
»Geht es dir besser?«
Sie nickte, während ihr Blick immer noch auf den kleinen Garten oder vielleicht auf die Dächer von Mayfair gerichtet war. »Aber in meinem Leben hat sich so viel verändert, dass ich mich manchmal frage, ob ich nicht träume.«
Er blickte prüfend ihr klares Profil an. »Bedauerst du, dass es sich verändert hat?«
Eine lange Zeit erwiderte sie nichts. »Ich denke nicht. Ich habe viel gewonnen. Aber ich war auch glücklich, bevor ich dich gekannt habe. Ich wusste nicht, was mir entging, und vieles war mir gleich. Wäre es besser, ich wäre geblieben wie früher? Ich weiß es nicht.«
Das ließ ihn zusammenfahren. Obwohl er Ehrlichkeit im Allgemeinen sehr schätzte, verletzte es ihn, dass er sie nicht absolut glücklich machte. Er versuchte, sich das nicht anmerken zu lassen, und sagte: »Früher oder später hätte es Veränderungen gegeben. Lord Amworth war der Einzige, der immer verhindert hat, dass man dich ins Irrenhaus steckte. Aber er ist älter und gebrechlicher als Lord Grahame.«
»Vielleicht war Warfield nur ein Traum. Wenn es so ist, dann war es ein schöner Traum.«
»Bist du denn jetzt unglücklich?«
Sie zitterte ein wenig. »Ich fühle mich so ... schwebend, so als hätte ich keinen festen Boden unter den Füßen.«
Um sowohl sie als auch sich selbst zu trösten, stand er auf, hob sie von ihrem Stuhl, setzte sich und nahm sie auf den Schoß. Sie seufzte leise, schmiegte sich an ihn und legte den Kopf auf seine Schulter. Während es draußen immer dunkler wurde, streichelte er über ihren Rücken. Ihre Wärme und ihr vertrauter Geruch beruhigten ihn.
Er wusste, dass es ausgesprochen werden musste, und sagte leise: »Es ist noch nicht zu spät, Meriel. Du kannst dir das mit der Heirat auch noch anders überlegen. Wir können eine andere Lösung finden, um dir deinen Onkel vom Leib zu halten. Rebeccas Eltern fahren bald in ihr Sommerhäuschen im Lake District. Rebecca hat vorgeschlagen, dass du mit ihnen fährst und für ein paar Monate dort bleibst. Es ist ein urwüchsiger, ruhiger Ort. Ich glaube, es würde dir dort gefallen.«
Ihr schlanker Körper spannte sich an. Lange sagte sie nichts, sodass er sicher war, sie nutzte die Gelegenheit, sich wieder zurückzuziehen. Stattdessen fragte sie ihn leise: »Bereust du, mich heiraten zu wollen, weil du jetzt feststellst, wie wenig ich als Ehefrau tauge?«
»Guter Gott, nein!«, rief er aus. »Wie kommst du denn darauf?«
»Meinetwegen hast du sehr viele Unannehmlichkeiten ertragen müssen. Jetzt, wo wir hier in London sind, ist es doch offensichtlich, dass ich niemals >normal< sein werde.« Sie legte den Kopf in den Nacken. Es war zu dunkel, um den Ausdruck in ihren Augen zu erkennen. »Einem Mann, der einer Frau einen Heiratsantrag macht, ist es im Allgemeinen nicht erlaubt, seinen Antrag zurückzuziehen - nur den Damen billigt man dieses Privileg zu. Das ist eine törichte Regel. Ich entledige dich all deiner Verpflichtungen. Du wolltest mich retten und das hast du getan. Du solltest nicht noch mehr dafür bezahlen, ein Gentleman zu sein.«
Sein Puls begann zu rasen. »Ich möchte dich nicht aus einer Verpflichtung heraus heiraten, Meriel, sondern weil ich dich liebe. Ich wollte nur sicher sein, dass du mich aus freien Stücken heiratest.«
Sie starrte ihn mit offenem Mund an.
Die Vorstellung, dass sie sich trennen könnten, jagte ihm Angst und Schrecken ein. Er küsste sie fest auf den Mund, um ihre Zweifel zu beseitigen. Nach einem Moment der Überraschung öffnete sie den Mund und
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