Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
die Flasche wieder wegzustellen, als seine Schwester fragte: »Willst du mir denn keinen anbieten?«
Überrascht erwiderte er: »Du bist zu jung, um Brandy zu trinken.«
Sie zog die Brauen hoch. »Ich bin volljährig und werde bald heiraten. Da werde ich doch wohl einen Schluck Alkohol trinken dürfen.«
Wortlos goss er einen Finger breit ein und reichte ihr das Glas. Dann ließ er sich in dem anderen, weniger bequemen Stuhl nieder. »Ich hoffe, du bist nicht hier, um mich in ein tief schürfendes Gespräch von Schwester zu Bruder zu verwickeln. Ich bin nämlich nicht in der Stimmung.«
»Das habe ich mir schon gedacht.« Vorsichtig nippte sie an ihrem Brandy. »Wusstest du, dass Papa und ich Warfield einen Besuch abgestattet haben, während Dominic sich dort aufhielt und so tat, als wäre er du?«
Kyle erstarrte. »Guter Gott, so lange weiß Wrexham schon von dem Betrug?«
Lucia schüttelte den Kopf. »Du weißt doch, wie ungern er seine Brille trägt. Er ist einfach zu eitel. Er hat es gar nicht gemerkt - Dominic ahmt dich sehr gut nach. Ich wusste natürlich sofort, wer er war. Aber Dominic hat mir dann unter vier Augen erklärt, warum er dort war, und mich gebeten, ihn nicht zu verraten.« Ihre Blicke trafen sich. »Ich habe um euer beider willen zugestimmt.«
Kyle musste sich unwillkürlich winden, als er sich vorstellte, wie Dominic sich gefühlt haben musste, als seine Familie in Warfield eintraf. Er war sicher versucht gewesen, um sein Leben zu rennen.
Zum ersten Mal fragte Kyle sich, was wohl in seiner Abwesenheit geschehen war. Außer der Tatsache, dass Dominic Lady Meriel verführt hatte, war offensichtlich noch mehr schief gelaufen. Er war doch neugierig und fragte daher widerwillig: »Also dann erzähl mir schon, was du sagen wolltest. Du wirst ja doch nicht ruhen, ehe du mir alles gesagt hast.«
»Ganz richtig«, stimmte sie ihm zu. »Es ist wichtig, dass du die ganze Wahrheit erfährst.«
Er betrachtete sein Glas und bewunderte das bernsteinfarbene Leuchten des Kerzenlichts in seinem Getränk. »Hat Dominic dich gebeten, mich zu beruhigen? Er hätte wissen müssen, dass dies nicht funktionieren wird.«
»Deshalb hat er mich auch nicht darum gebeten«, gab sie zurück. »Ich möchte mit dir reden. Der Gedanke, dass meine beiden Brüder den Rest ihres Lebens nicht mehr miteinander sprechen, ist mir verhasst.«
»Gewöhne dich lieber daran«, erwiderte er knapp. »Wenn ich Glück habe, werde ich ihm nie wieder begegnen. Was er getan hat, ist... unverzeihlich.«
Sie schnaubte verächtlich - ein wenig damenhaftes Geräusch. »Warum? Weil du so schrecklich in Meriel verliebt warst? Ein Verliebter hätte niemals seinen Bruder gebeten, seiner zukünftigen Frau den Hof zu machen.«
Er blickte auf, die Lippen fest aufeinander gepresst.
»Ich hatte meine Gründe.«
Ihre Stimme wurde etwas weicher. »Gewiss. Aber du hast dich nicht wie jemand verhalten, der unsterblich in seine zukünftige Frau verliebt ist. Du warst ihr ja selbst erst einmal begegnet, nicht wahr? Das reichte wahrscheinlich kaum, um sie kennen zu lernen, geschweige denn, sich in sie zu verlieben.«
»Du bist von dem Gedanken an Liebe ganz besessen«, sagte er gereizt. »Nicht jeder heiratet aus Liebe, so wie du. Lady Meriel ist geisteskrank, sie ist keine Frau, in die sich ein Mann verlieben kann. Ich sollte sie heiraten, um sie vor Männern zu schützen, die nur hinter ihrem Vermögen her sind.« Wieder kochte die Wut in ihm über. »Durch meine Nachlässigkeit wurde sie von einem Mitgiftjäger verführt, von meinem eigenen Bruder.« Unangenehmerweise wurde ihm bewusst, dass Schuldgefühle Teil seiner Wut waren - er hatte in der Erfüllung seiner Pflicht versagt und deswegen musste ein unschuldiges, einfältiges Mädchen jetzt leiden.
»Du hast Lady Meriel als bemitleidenswerte Kreatur betrachtet, die deines Schutzes bedurfte«, sagte Lucia. »Dominic sah sie an und erblickte eine wunderschöne Frau, die es wert war, geliebt zu werden.«
»So redet er sich also heraus.« Kyle leerte sein Glas und füllte sogleich etwas nach. »Ich wusste gar nicht, wie gut er lügen kann.«
»Kyle, ich habe Meriel kennen gelernt. Sie ist wirklich ganz reizend. Eine charmante Person«, erwiderte Lucia ernst. »Ihre zwei Anstandsdamen haben mir erzählt, dass sich ihr Zustand deutlich verbessert hat, seit Dominic in Warfield weilte. Anscheinend ist sie jetzt fast normal und das ist Dominics Verdienst. Hättest du das Gleiche für sie tun
Weitere Kostenlose Bücher