Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
über Dominics Schoß, der das weiche Fell streichelte. Er hatte immer schon eine gute Hand für Tiere gehabt. Seine Fähigkeit, die wildesten Pferde zu reiten, war sprichwörtlich und Hunde wie Katzen kletterten auf ihm herum, so wie dieser Kater hier. Sicherlich könnte er auch ein wildes Mädchen zähmen.
Ein Tag und ein halber vergingen, ohne dass Dominic dem scheuen Wild wieder begegnet wäre. Um die müßigen Stunden zu nutzen, lieh er sich kartografische Aufzeichnungen von Warfield aus, die Mrs. Marks für ihn herausgesucht hatte. Nachdem er die Grundrisse der verschiedenen Gärten studiert hatte, skizzierte er einen groben Plan, klein genug, um ihn bei sich zu tragen, aber das brachte ihn auch nicht in Lady Meriels Nähe.
Als er sich allmählich zu langweilen begann, fiel Dominic ein, dass man Tiere mit einem leckeren Köder in die Falle lockte. Und was für Nager und andere Tiere galt, könnte auch bei einem wilden Mädchen funktionieren. Am nächsten Nachmittag spazierte er mit einem schwer beladenen Korb in der Hand zu den Gartenanlagen.
In Warfield gab es mehr als zwei Dutzend Sorten von Gärten, die sich in Größe und Form unterschieden. Vom kleinen Schmetterlingsgarten bis zu der großflächigen, künstlich angelegten Wildnis, in der Lady Meriel verschwunden war. So ausgedehnt diese Anlagen auch waren, machten sie doch weniger als ein Viertel des Parks aus, und dieser Park war nur ein kleiner Zipfel des Besitzes, zu dem mehrere landwirtschaftliche Gebäude und fünf größere Pächterfarmen gehörten. Er versuchte den Stich in seinem Inneren zu ignorieren, als ihm bewusst wurde, dass dieser prächtige Besitz einmal bei Kyle landen würde, der selbst riesige Güter erben würde, auch wenn er kein besonderes Interesse für das Land zeigte.
Als er bei einem Gärtchen anlangte, das sich zu einem mit Lilien bewachsenen Teich hin öffnete, blieb Dominic auf den breiten Ziegelsteinstufen stehen, um sich auf seiner Karte zu orientieren. Wo lag der Wassergarten? Ah, hier. Sein Ziel war Lady Meriels Baumhaus, das laut Mrs. Rector in der Mitte der Gärten errichtet worden war. Wenn er den Wassergarten links liegen ließ und dem Pfad durch den Obstgarten folgte, müsste er den Baum finden.
Ein Spaziergang von wenigen Minuten führte ihn zu einer friedlichen Lichtung, auf der die größte Eiche stand, die er jemals gesehen hatte. Dick, mächtig und ausladend. Der Baum musste Jahrhunderte alt sein. Aus seinem Holz könnte man ein Segelschiff mittlerer Größe bauen.
Noch eindrucksvoller aber war das Baumhaus, das sich wie ein Nest an die kräftigen Äste schmiegte. Wahrscheinlich stammte der Entwurf von Kamal. Die Ähnlichkeit mit einem östlichen Palast war nicht zu übersehen. Das Dach des Hauses bestand aus einer vergoldeten zwiebeiförmigen Kuppel, die ein hohes, schlankes Minarett zierte. Es war in einem warmen, leuchtenden Weiß gestrichen, das Maßwerk der Fenster grün und golden abgesetzt. Das vollkommene Refugium für eine junge Frau, die wie eine Elfe aussah. Doch der ausgefallene Stil des Hauses hätte ihn beinahe laut auflachen lassen.
Einen Zugang gab es durch eine Strickleiter, die durch ein Loch im Boden heruntergelassen wurde. Mrs. Marks sagte, Lady Meriel würde die Leiter gewöhnlich hinaufziehen, wenn sie im Haus war. Da keine Strickleiter zu sehen war, musste sie anwesend sein.
Der Beweis dafür stellte sich bald ein, als ein großer Hundekopf hinter dem Stamm der Eiche zum Vorschein kam. Mrs. Marks hatte erzählt, dass das Tier, eine Hündin mit Namen Roxana, Lady Meriel überallhin wie ein Schatten folgte, nur nicht in das Baumhaus, da Hundepfoten für Strickleitern ungeeignet waren. Roxana blieb also nichts anderes übrig, als die Privatsphäre ihrer Herrin auf diese Art zu bewachen.
Zeit, um sich an die Arbeit zu machen. Ungeachtet Roxanas misstrauischer Blicke, zog Dominic eine gefaltete Decke aus dem Korb und breitete sie auf dem Gras der sonnenbeschienenen Lichtung aus. Aus dem geöffneten Korb entwichen verlockende Düfte. Der Koch von Warfield hatte ihm gesagt, dass sich Lady Meriel seit dem Vortag nicht mehr in der Küche hatte blicken lassen. Die junge Lady musste also hungrig sein. Auf Dominics Bitte hatte der Koch einige der Lieblingsspeisen seiner Herrin zubereitet.
Nachdem er sich mit verschränkten Beinen auf der Decke niedergelassen hatte, langte Dominic in den Korb. Als Erstes holte er eine köstliche Eiertorte heraus, die mit geriebenem Käse, kleinen
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