Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
ausstreckte, schnappte die Füchsin nach ihr und peitschte mit der buschigen Rute den Boden.
Hastig zog Meriel die Hand zurück. Normalerweise duldeten die wilden Tiere in Warfield ihre Gegenwart, aber die Füchsin litt zu große Schmerzen und konnte gefährlich werden.
Zweige knackten im Unterholz. Renbourne? Nein, sein Schritt war leichter. Sie vermutete, dass der Wilderer kam, und versteckte sich rasch am anderen Ende der Lichtung.
Einige Augenblicke später tauchte ein armselig gekleideter Jugendlicher mit einer leeren Jagdtasche über der Schulter aus dem Dickicht auf. Sein Blick war zielstrebig auf die Falle gerichtet. Ein Wilderer, auf ihrem Land! Einer, der die Tiere verstümmelte und tötete, die ihrem Schutz anvertraut waren!
Meriel schnappte nach Luft, als er ein Messer aus der Scheide zog. Er würde der Füchsin die Kehle durchschneiden.
Schreiend vor Wut sprang sie auf die Beine und stürzte sich auf den Eindringling.
Wenn Dominic nicht ein so talentierter Fährtensucher gewesen wäre, hätte er Meriels Spur nie ausfindig gemacht. Lautlos wie der weichende Nebel lief sie über den weichen Boden, aber ab und zu ließ sie zertretene Grashalme oder einen Fußabdruck zurück und er konnte sie recht bald einholen.
Aber was dann? Er war versucht, ihr den Hintern zu versohlen, aber das war wohl unangemessen für eine junge Dame von dreiundzwanzig Jahren.
Das Herz blieb ihm stehen, als der markerschütternde Schrei einer Frau die Luft durchschnitt. Das war kein vorgetäuschter Selbstmord, es war ein echter Schreckensschrei. Er rannte los und überlegte, was sie bedrohen konnte. Gefährliche Tiere gab es im Park jedenfalls nicht.
Er hätte daran denken sollen, dass das gefährlichste Tier der Mensch war. Als er auf die kleine Lichtung stürmte, sah er Meriel auf dem Gras liegen, ein fremder Mann beugte sich über sie. Beide kämpften wie wahnsinnig. Eine heftige, bisher noch nie erlebte Wut durchfuhr ihn. »Du Dreckskerl!«
Er warf sich auf die Kämpfenden und riss den Schurken mit einem kräftigen Ruck von Meriel. Dann zerrte er den Mann herum und schlug ihn mit einem Kinnhaken zu Boden. Dominic stand mit geballten Fäusten über ihm. Er musste sich zusammenreißen, um den Kerl nicht zu blutigem Brei zu zertreten. »Nur eine Bestie überfällt ein hilfloses Mädchen!«
»Hilflos!«, widersprach der Mann mit unverkennbarem Shropshire-Akzent. Blutende Stellen im Gesicht zeigten, dass Meriels Fingernägel am Werk gewesen waren. »Die hat angefangen! Ich versuch ja nur, sie davon abzuhalten, mir die Augen auszukratzen.«
Dominic blickte zu Meriel, die vom Boden aufgestanden war. Wie eine zarte Maid, die einer Vergewaltigung knapp entgangen war, sah sie nicht gerade aus. Selbstbewusst und mit zusammengekniffenen Augen starrte sie den Fremden an. Sie erinnerte ihn an ein wildes Raubtier, das erbarmungslos angreifen würde.
Ein kurzer, prüfender Blick klärte die Lage. Ein Fuchs in der Falle, ein weggeworfenes Jagdmesser, eine Wildtasche mit trockenen Blutflecken von früheren Beutezügen. »Ein Wilderer«, stieß Dominic angewidert hervor.
Der Mann stand schwankend auf. Sofort schoss Meriels Arm vor und wollte ihm einen spitzen Stock ins Gesicht schlagen. Dominic hielt sie rechtzeitig davon ab und zog sie fest an sich. Der kleine Körper vibrierte vor Kraft und Angriffslust. Allmächtiger! Und er hatte geglaubt, sie wäre mehr oder weniger normal! Wenn dies ein Beispiel der Wutanfälle war, von denen Mrs. Rector gesprochen hatte, dann begriff er, weshalb man das Mädchen als unnormal bezeichnete. Sie war weiß Gott gefährlich.
Aber ihre Gewalttätigkeit war nicht willkürlich, denn sie wandte sich nicht gegen ihn, als er sie packte. Dem Himmel sei Dank dafür, dachte er im Stillen. Es wäre schwierig geworden, die kleine Teufelskatze zu bändigen, ohne dass einer von ihnen zu Schaden kam. Glücklicherweise verhielt sie sich jetzt ruhig, den Wilddieb allerdings hätte sie am liebsten mit ihren Blicken erdolcht.
Als Dominic merkte, dass der Wilderer nahe daran war, Reißaus zu nehmen, sagte er drohend: »Rühr dich nicht vom Fleck oder ich lasse sie auf dich los, und sie ist schnell. Sehr schnell.«
Angstvoll beäugte der Mann - oder eher Junge, der nicht älter als siebzehn sein konnte, so mager und schlaksig wie er war - sein Gegenüber. »Ich wollte der jungen Miss nichts tun. Ich weiß ja, dass sie nicht ganz richtig im Kopf ist.« Er rieb sich die blutende Wange. »Sie kam mir nach wie ein
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