Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
Nähe ließ, und das würde seine Absprache mit Kyle zunichte machen. Er versuchte sich als Herr auf Bradshaw Manor vorzustellen, aber das Bild wollte nicht gelingen. Möglicherweise hatte er den Auftrag, um Lady Meriel zu werben, unwiderruflich vermasselt.
Sonderbarerweise schien er gespaltener Meinung zu sein. So sehr er Bradshaw Manor wollte, fühlte er sich in seiner Rolle in zunehmendem Maße unbehaglich. Meriel hatte dieses schäbige Täuschungsmanöver nicht verdient. Sie verdiente einen Mann, der ihr zugetan war, nicht einen, der kaum an einer Ehe interessiert war und der es nicht für nötig hielt, selbst um seine Braut zu werben. Oh, Kyle würde einen unschuldigen Menschen niemals verletzen. Er würde dieses Mädchen einfach ignorieren. Er würde sich nicht die Zeit nehmen, um herauszufinden, was an ihr besonders und einzigartig war.
Nicht allzu lange dachte Dominic über die Dinge nach, die ihn an seinem Bruder abstießen. Dann besann er sich wieder auf Naheliegenderes. Meriel hatte am Reiten offenbar Gefallen gefunden. Wäre sie fähig, allein mit einem Pferd zurechtzukommen? Obwohl sie nicht normal war, besaß sie eine eigene Art von Intelligenz. Genug vielleicht, um reiten zu können, wenn sie es wollte.
Allmählich hatte er den Verdacht, dass sie viel mehr konnte, als ihre Beschützer wussten. In ihrem Trachten, das Mädchen zu behüten, hatten sie die Hindernisse entfernt, an denen sie hätte wachsen können.
Meriel wäre fast wieder verschwunden und er beschleunigte seinen Schritt. Obwohl sie keine Eile zu haben schien, bewegte sie sich trotz ihrer Zierlichkeit recht schnell voran. Im Nebel konnte er sie leicht verlieren.
Der Nebel erinnerte ihn an seine Aufenthalte in Schottland, als er als kleiner Junge im Jagdhaus seines Vaters zu Besuch war. Er und Kyle lernten unter Aufsicht des väterlichen Jagdaufsehers, eines wortkargen Schotten, wie man sich in den Hochmooren an das Wild heranpirschte. Dominic war der bessere Spurenleser gewesen. Sein besonderes Talent, die Bewegungen des Rotwilds aufzuspüren, hatte sogar Auld Donald beeindruckt. Aber er hatte nicht das Zeug zum Schießen gehabt. Das Wild war für ihn zu schön gewesen, um es zu vernichten.
Kyle empfand keine Freude am Töten, aber im Gegensatz zu Dominic begehrte er niemals dagegen auf. Als ausgezeichneter Schütze ließ er die Beute ungerührt fallen, ohne dabei die geringsten Skrupel zu zeigen. Der Earl of Wrexham war auf seinen Erben stolz gewesen.
Heute kam ihm Auld Donalds Schule zugute, denn Meriel war flüchtig wie das scheue schottische Rotwild. Mit dem hellen Haar und den wehenden Kleidern könnte er sie für einen Geist gehalten haben, wenn er es nicht besser gewusst hätte.
Die bepflanzten Gartenanlagen hatten sie schon eine Weile hinter sich gelassen. Der immer dichter werdende Nebel sagte ihm, dass sie sich dem Fluss näherten. Der Pfad stieg steiler an und war unwegsamer geworden. Er musste aufpassen, dass er nicht ausglitt, und blickte regelmäßig auf, damit seine Beute nicht außer Sichtweite geriet.
Allmählich fing er zu keuchen an. Wie konnte dieses zarte Wesen eine Steigung mit dieser Geschwindigkeit bewältigen? Überrascht blieb er plötzlich stehen. Die mit Zinnen bewehrten Steinwälle einer mittelalterlichen Burg türmten sich vor ihm auf. Unheimlich wie in einem Schauerroman. Unwillkürlich fröstelte ihn. Auf der Karte war diese Stelle mit >Normannische Ruinen< angegeben, aber es gab keinen Hinweis darauf, dass noch so viel von der Befestigung erhalten war. Der Ort war schlicht und einfach gespenstisch.
Durch einen Torweg gelangte Meriel auf den hohen Außenwall. Einst hatten dicke Holztore den Zwischenraum ausgefüllt. Nun kringelten sich Nebelschleier an den kahlen Steinwänden. Er blieb stehen. Sollte er ihr in ein abgegrenztes Terrain folgen, wo sie ihn leicht ausmachen konnte?
Aber er war ihr nicht bis hierher gefolgt, um wieder kehrtzumachen. Lautlos wie der Nebel schlich er durch den einsamen Torweg in die alte Burg.
Sie hatte sofort gewusst, wer ihr folgte. Seine Energie war wie eine Kerze im Nebel, hell und deutlich. Ihr Mund wurde schmal. Sie hätte Roxana mitnehmen sollen, die ihm nur zu gern den Weg versperrt hätte. Aber Roxana war alt und die feuchte Morgenkälte machte ihren Knochen zu schaffen. So hatte Meriel sie zu Hause gelassen.
Sie liebte den Zauber des Nebels, der die vertraute Landschaft in etwas Fremdes, Schemenhaftes verwandelte. Sie hätte hier zu dieser frühen Stunde das
Weitere Kostenlose Bücher