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Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit

Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit

Titel: Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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einzige menschliche Lebewesen sein können, wenn dieser Mann sie nicht hartnäckig verfolgte. Es wäre nicht schwer, ihn abzuschütteln. Aber ihr fiel eine bessere Möglichkeit ein. Sie erinnerte sich an sein Erschrecken, als sie von seinem Pferd gesprungen war. Sie würde ihm einen guten Grund geben, sich zu ängstigen!
    Als sie den vertrauten Pfad zur alten Burg hinaufstieg, erstand vor ihrem inneren Auge eine bunte Szenerie. Der Burggraben war wieder mit Wasser gefüllt. Schwäne schwammen majestätisch vorbei. Tänzelnde Pferde, flatternde Wimpel, Damen in fließendem Samt und Lords, von den Spuren wilder Schlachten gezeichnet. Die Bilder waren so lebendig, dass sie sich gut vorstellen konnte, einmal in dieser Burg gelebt zu haben. Hiral, ihr Hindu-Kindermädchen, hatte gesagt, die Menschen würden immer wieder geboren, lernten dazu und erweiterten ihren Geist während dieser Zeit. Mit einigen Vorbehalten glaubte Meriel den Worten Hirals, denn die Bande, die sie mit Warfield verknüpften, waren nicht zu Lebzeiten eines einzigen Menschen geschmiedet worden.
    Schweigend sprach sie ein Gebet für Hiral, die in dem Massaker von Alwari umgekommen war. Ihr liebenswertes Kindermädchen verdiente es, in ein schönes, sorgenfreies Leben wieder geboren zu werden.
    Für gewöhnlich ging Meriel zuerst in das dachlose, hohle Rund des Burgfrieds, aber heute ging sie quer über den von Schafen abgeweideten Burghof zu den Steinstufen, die zu der Wehrmauer führten. Beim Hinaufsteigen erhob sie ihre Stimme zu einem schaurigen, wortlosen Trauergesang, den sie in Indien gehört hatte. Ihre Stimme schallte von den Steinmauern wider, ergreifend wie der Schrei einer verlorenen Seele.
    Sie erreichte den schmalen Weg auf der Mauer und blickte über den Fluss. An einem klaren Tag sah man deutlich die Hügel von Wales. An diesem Morgen aber konnte sie kaum das wild strömende Wasser ausmachen, das weit unter ihr um die Klippen strudelte. Ihr Vorfahre, Adrian of Warfield, hatte eine gute Wahl getroffen, als er die Burg hier auf die Klippen baute, die die Festung von drei Seiten umgaben. Obwohl sie verschiedene Male angegriffen wurde, war Warfield Castle niemals eingenommen worden.
    Immer noch singend, schritt sie auf dem Mauerweg entlang. Sie achtete darauf, dass sie keine Steinchen lostrat, bis sie an ihrem Ziel angelangt war. Als ihr Gesang zu einem Crescendo anstieg, kletterte sie in eine Schießscharte. Ein leichter Windhauch umwehte sie und löste einige Strähnen aus ihrem Haar. Der aufkommende Wind und die wärmende Sonne würden den Nebel bald aufgelöst haben.
    Sie blickte hinunter zu den Klippen. Ihr Körper bewegte sich im Rhythmus der Melodie, das lockere Gewand bauschte sich um sie. Der Stein unter ihren bloßen Füßen war kalt.
    Dann, als eine Stimme erschrocken hinter ihr aufschrie, machte sie einen Schritt in die Luft.
     
    »Meriel! Meriel!« Mit pochendem Herzen hastete Dominic die Stufen hinauf, drei auf einmal nehmend. Er brüllte, als ob er sie mit seiner Stimme von dem selbstmörderischen Sprung in die Tiefe abhalten könnte.
    Er stürzte zu der Stelle, an der sie hintergesprungen war, und blickte über den Zinnenrand hinaus. Der Fluss war weit, weit unten. Mit Sicherheit würde niemand einen derartigen Sturz überleben, trotzdem suchte er das Wasser ab in der Hoffnung, eine Spur von ihr zu sehen. Nichts.
    Er schwankte benommen, wollte sich übergeben, als er den Impuls bekämpfte, ihr hinterherzuspringen. Nicht um sie zu retten, dazu war es zu spät, aber als Buße dafür, dass er eine Unschuldige in dieses furchtbare Ende getrieben hatte. Meriel hatte hier jahrelang in Frieden gelebt, bis er auftauchte und die zarte Hülle zerstörte, die ihren Geist schützte. In den letzten Tagen hatte er sie als fast normales Mädchen betrachtet, das ab und zu bizarren Launen nachgab. Nur seiner Dummheit, seines mangelnden Verständnisses wegen, trieb ihr gebrochener Körper weit unten in den eisigen Fluten.
    Eine leichte Bewegung rechts von ihm riss ihn aus den trüben Gedanken. Er wandte den Kopf und blickte zur
    Burgmauer hinunter. Grüner Stoff? Spielte ihm seine Einbildung einen Streich? Er lehnte sich über die Schießscharte.
    Er war der Ansicht gewesen, die Burgmauer würde sich direkt über den Klippenrand erheben, aber hier entdeckte er einen mehrere Fuß breiten Sockel zwischen Mauer und Klippe. Direkt unter ihm hatte sich durch jahrhundertelangen Verfall eine Schicht Erdreich angesammelt, das mit allerei Grünzeug

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