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Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit

Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit

Titel: Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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kommen. Einem Impuls folgend, beschloss er in die Bibliothek hinunterzugehen, um einige Bücher über Indien herauszusuchen. Schließlich hatte Meriels Leben dort seine tragische Wendung genommen. Wenn er mehr über das Land und ihre Erlebnisse erfuhr, könnte dies sein Verständnis für sie verbessern.
    Kyle wusste über Indien Bescheid; er hatte immer schon gerne Bücher über fremde Länder gelesen. Wahrscheinlich war Kyle von London aus noch keine fünfhundert Meilen weit gereist, jene fünfhundert Meilen, die erforderlich waren, um in den Travellers Club aufgenommen zu werden. Wrexham hielt seinen Erben kurz.
    Dominic war sich nicht sicher, ob er sich freuen oder ärgern sollte, dass Kyle über das Land, in dem seine Braut zwei Jahre lang gelebt hatte, bestens informiert war. Dominic nahm einen Leuchter und ging leise die Treppen hinunter. Das Bibliothekszimmer sah mit den bequemen Sitzmöbeln sehr einladend aus. Die Regale an den Wänden waren reich mit Büchern bestückt. Gerne hätte er hier einen kühlen, regnerischen Tag verbracht, bei knisterndem Feuer in den beiden mannshohen Kaminen, in Gesellschaft Meriels, ihrem Hund und ihrer Katze.
    Die Tür stand offen. Ein Lichtstrahl schien durch den Spalt. Sicherlich suchte sich eine der Damen zu später Stunde eine Nachtlektüre aus. Er blieb im Türrahmen stehen und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Ein mehrarmiger Leuchter brannte am anderen Ende des Raums. Am Rande des Lichtkegels stand eine zierliche weibliche Gestalt neben einem Bücherbord. Sie war in ein Buch vertieft, das sie in den Händen hielt. Das silbrig glänzende Haar und die zarte Figur legten die Vermutung nahe, dass es sich um Mrs. Rector handelte.
    Dann stellte sie das Buch wieder zurück und zog ein anderes heraus, dabei wandte sie sich um, sodass er sie besser sehen konnte. Der Kiefer fiel ihm herunter. Meriel. Und sie las! Der Schock war genauso groß wie damals, als er sie zum ersten Mal singen hörte und feststellte, dass sie nicht stumm war.
    Vielleicht sah sie sich nur die Abbildungen in einem illustrierten Band an? Er beobachtete, wie ihre Augen hin und her wanderten. Es war eindeutig. Sie las. Jena Arnes hatte erzählt, dass Meriel bereits mit vier Jahren lesen gelernt hatte, aber er war der Meinung gewesen, sie hätte das Lesen wie vieles andere auch nach all den traumatischen Erlebnissen verlernt. Stattdessen hatte sie heimlich weitergelesen.
    Einem Zornesausbruch nahe, marschierte er in das Bibliothekszimmer. Meriels Kopf wirbelte herum, als sie die Schritte vernahm. Sie erstarrte. Die Augen verengten sich zu Schlitzen.
    »So eine Überraschung, Lady Meriel«, sagte er eisig. »Welches Buch weckt Ihr Interesse? Darf ich es sehen?«
    Ihre Augen flackerten ein wenig, als sie den Raum fluchtartig verlassen wollte, aber an der Tür wäre sie niemals an ihm vorbeigekommen. Sich vor ihr auftürmend, nahm er ihr den Band aus den Händen. »William Blake, Lieder der Unschuld.« Ein Dichter, der als verrückt galt, obwohl Dominic seine Gedichte mochte. Seine weltfernen Zeilen und Illustrationen mussten Meriels Bewunderung erregen.
    Er legte das Buch auf den Tisch und suchte einen anderen, schmalen Band heraus. John Keats. Er schlug das Buch auf. Seine Augen hefteten sich auf einen Vers.
     
    Ich traf ein Mädchen in den Auen
    Voller Schönheit, ein Feenkind;
    Ihr Haar war lang, ihr Fuß war leicht,
    Und ihre Augen waren wild.
     
    Er schlug das Buch zu. Großer Gott! Keats konnte Meriel nicht begegnet sein, als er die Verse von »La Belle Dame Sans Merci« schrieb, aber er hatte sie vollendet beschrieben.
    Wütend und gekränkt bemühte er sich um Fassung. »Sie haben uns also alle an der Nase herumgeführt. Sie können lesen. Gewiss verstehen Sie auch das gesprochene Wort. Sie wissen über alles Bescheid, was um Sie herum vorgeht. Dieser ganze große Haushalt dreht sich einzig und allein um Ihre Launen und Ihr Wohlergehen, wobei jeder versucht, Ihnen einen Gefallen zu tun. Sie akzeptieren das alles und geben nichts zurück. Nichts!«
    Als seine Stimme anschwoll, sprang sie auf und flitzte an ihm vorbei auf die Tür zu. Er erwischte sie bei den Schultern, zog sie zu sich herum und musste ihren scharfen Fingernägeln ausweichen. »Benimm dich, du kleine Wildkatze!«
    Er riss sich das lose Halstuch herunter und band damit rasch ihre Handgelenke zusammen. Sie trat nach ihm, aber mit ihren bloßen Füßen konnte sie nicht viel ausrichten. Dann hob er sie hoch und trug sie zu dem

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