Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
Moment, Schwestern! Das geht unter die Haut! Magda! Wenn Magdas Ehemann keinen Grund hat, sich dafür zu schämen, dass er mit dieser billigen Schlampe in meinem Kostüm essen geht, dann wird er mich ihr vorstellen. Ich änderte meinen Kurs, um an seinem Tisch vorbeizukommen, woraufhin er sich intensiv ins Gespräch mit der Schlampe vertiefte, aufsah, als ich vorbeiging und mir ein ruhiges, selbstsicheres Lächeln zuwarf, als wollte er sagen »geschäftliche Besprechung«. Ich warf ihm einen Blick zu, der besagte: »Erzähl mir bloß nichts von einer geschäftlichen Besprechung«, und stolzierte weiter.
Doch was sollte ich jetzt tun? O weh, o weh. Es Magda erzählen? Es Magda nicht erzählen? Magda anrufen und fragen, ob alles in Ordnung sei? Jeremy anrufen und damit drohen, es Magda zu erzählen, wenn er der Hexe mit meinem Kostüm nicht den Laufpass gibt? Mich um meinen eigenen Kram kümmern?
Während ich an Zen, Kathleen Tynan und innere Ausgeglichenheit dachte, machte ich eine Version des Sonnengrußes, an den ich mich aus einem Yogakurs entfernt erinnerte und konzentrierte mich auf den
Innenfuß, bis das Flow-Gefühl einsetzte. Dann beschloss ich großmütig, niemandem davon zu erzählen, da Klatsch ein bösartiges, schleichendes Gift ist. Werde statt dessen häufiger Magda anrufen und für sie da sein, und falls irgend etwas im argen ist (was sie mit ihrer weiblichen Intuition zwangsläufig spüren wird), wird sie mir das sagen. Dank Flow wird sich dann auch der richtige Moment einstellen, wo ich ihr sagen kann, was ich gesehen habe. Nichts von Wert entsteht im Kampf, sondern nur durch Flow. Fließen muss es, fließen! Zen und die Kunst zu leben. Zen. Fließen. Flow. Hmmm, aber wie kam es dann, dass ich Jeremy und der billigen
Schlampe zufällig begegnet bin, wenn nicht - durch Flow? Aber was heißt das jetzt für uns?
Dienstag. 11. April
55,5 kg, Alkoholeinheiten o, Zigaretten o, Lose 9 (das muss aufhören).
Bei Magda und Jeremy wirkt alles ganz normal, also war es womöglich doch eine geschäftliche Besprechung. Vielleicht stimmen Zen und das mit dem Flow ja doch, denn ich habe dadurch, dass ich mich entspannt und auf die Vibrationen gehört habe, das Richtige getan. Bin zu einer Schickeria-Buchpräsentation von Kafkas Motorrad nächste Woche im Ivy eingeladen. Bin fest entschlossen, mich weder vor der grausamen Party zu fürchten noch die ganze Zeit in Panik zu verbringen und dann deprimiert und sturzbetrunken nach Hause zu
gehen, sondern meine sozialen Fähigkeiten und mein Selbstbewusstsein auszubauen und ab sofort
richtiggehenden Nutzen aus Partys zu ziehen - wie in der Anleitung aus dem Artikel, den ich gerade in einer Zeitschrift gelesen habe.
Offenbar gelingt es Tina Brown vom New Yorker hervorragend, mit Partys umzugehen und gutaussehend von einem Grüppchen zum anderen zu schweben und in einem Ton »Martin Amis! Nelson Mandela! Richard Gere!« auszurufen, der auf der Stelle vermittelt: Mein Gott, ich war in meinem ganzen Leben noch nicht so glücklich wie jetzt, wo ich ausgerechnet dem/der Betreffenden über den Weg laufe. Und wenn man dann endlich dem (abgesehen vom gegenwärtigen Gesprächspartner) faszinierendsten Menschen ins Auge blickte, gibt es nur eins: Reden! Reden! Kontakte sind alles. Und dann: »Ciaooo!« Wäre gern wie Tina Brown, wenn das Ganze nicht so in Arbeit ausarten würde.
Der Artikel ist voller nützlicher Tipps. Offenbar sollte man sich auf einer Party nie länger als zwei Minuten mit derselben Person unterhalten. Ist die Zeit abgelaufen, sagt man einfach: »Ich glaube, man wünscht, dass wir uns tummeln. War nett, Sie kennen zulernen«, und geht weiter. Wenn einem die Worte fehlen, nachdem man jemanden gefragt hat, was er von Beruf ist, und zur Antwort erhalten hat: »Bestattungsunternehmer« oder »Ich arbeite fürs Kinderhilfswerk«, muss man einfach fragen: »Und gefällt Ihnen das?« Wenn man Leute einander vorstellt, sollte man der Anschaulichkeit halber gleich noch ein paar interessante Details hinterher schieben: Etwa: »Das ist John. Er kommt aus Neuseeland und geht gern Windsurfen.« Oder: »Gina ist begeisterte Fallschirmspringerin und lebt auf einem Boot.«
Das wichtigste aber ist, dass man nie ohne ein klares Ziel auf eine Party geht: Sei es nun, um karriereförderliche Kontakte zu knüpfen oder sich mit jemand Bestimmtem anzufreunden oder einfach, um ein Supergeschäft vorzubereiten. Endlich ist mir klar, was ich falsch gemacht habe, als ich
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