Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
Post Mavis Enderby getroffen habe?«
»Mum. Heute ist mein erster Arbeitstag. Ich bin wirklich etwas durchgedreht. Ich will nicht über Mavis Enderby sprechen.«
»Ach du lieber Gott, Herzchen! Was ziehst du denn nur an?« »Meinen kurzen schwarzen Rock und ein
T-Shirt.«
»Oh, du solltest nicht in düsteren Farben rumlaufen wie Aschenputtel nach dem Glockenschlag. Zieh etwas Schickes, Freundliches an. Wie war's mit diesem reizenden kirschroten Zweiteiler, den du früher immer getragen hast? Ach, übrigens, habe ich dir schon erzählt, dass Una eine Kreuzfahrt auf dem Nil gemacht hat?«
Grrr. Fühlte mich so schlecht, nachdem sie aufgelegt hatte, dass ich fünf Silk Cut hintereinander geraucht habe. Kein s. g. Anfang heute.
21 Uhr. Liege völlig erschöpft im Bett. Hatte vergessen, wie grässlich es ist, einen neuen Job anzutreten, wo dich niemand kennt und wo daher dein ganzer Charakter durch jede zufällige Bemerkung oder jede kleine Merkwürdigkeit, die du von dir gibst, definiert wird. Außerdem kann man sich nicht einmal nachschminken, ohne zu fragen, wo die Damentoilette ist.
Ohne eigenes Verschulden kam ich zu spät. Es war unmöglich, in die Fernsehstudios zu gelangen, da ich keinen Hausausweis hatte und die Tür von Wachleuten gesichert wurde, die es für ihre Aufgabe hielten, die Angestellten am Betreten des Gebäudes zu hindern. Als ich endlich am Empfang ankam, ließ man mich nicht nach oben, bis mich jemand abholen kam. Zu diesem Zeitpunkt war es 9.25 Uhr, und die Besprechung sollte um halb zehn anfangen. Schließlich tauchte Patchouli mit zwei riesigen, bellenden Hunden auf, von denen mich einer ansprang und mir das Gesicht abzuschlecken begann, während mir der andere seinen Kopf unter den Rock steckte.
»Sie gehören Richard. Sind sie nicht irre?« sagte sie. »Ich bringe sie kurz zum Auto.«
»Komme ich dann nicht zu spät zu der Besprechung?« fragte ich verzweifelt, während ich den Hundekopf zwischen meinen Knien festhielt und versuchte, ihn wegzuschieben. Sie musterte mich von oben bis unten, als wollte sie sagen »Na und?« und verschwand, die Hunde hinter sich her zerrend.
Als ich endlich im Büro ankam, hatte die Besprechung schon
begonnen, und alle starrten mich an - außer Richard, dessen beleibte Gestalt in einem seltsamen grünwollenen Overall steckte.
»Los, los«, drängte er und zog dabei den Tisch mit beiden Händen an sich heran. »Ich denke an den Neun-Uhr-Gottesdienst. Ich denke an geile Pfarrer. Ich denke an sexuelle Handlungen in der Kirche. Ich frage mich, warum sich Frauen in Pfarrer verlieben. Na los, für diesen Job musst du ein bisschen Leistung bringen. Lass dir was einfallen.«
»Warum interviewen Sie nicht Joanna Trollope?« fragte ich.
»Trollope?« sagte er und sah mich verständnislos an. »Wer soll denn das sein?«
»Joanna Trollope. Die Autorin, die das Buch über die Pfarrersfrau geschrieben hat, das fürs Fernsehen verfilmt wurde. The Rector's Wife. Sie muss es doch wissen.«
Ein anzügliches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Phantastisch«, sagte er zu meinen Brüsten. »Absolut komplett phantastisch. Hat irgend jemand die Nummer von Joanna Trollope?«
Langes Schweigen. »Äh, offen gestanden habe ich sie«, sagte ich schließlich und spürte zum erstenmal den Hass der supercoolen Leute im Raum.
Als die Sitzung vorüber war, eilte ich aufs Klo, um mich wieder zu fassen.
Dort schminkte sich Patchouli Seite an Seite mit ihrer Freundin, die ein direkt auf ihren Luxuskörper gepinseltes Kleid trug, das Höschen und Bauch sehen ließ.
»Das ist doch nicht zu aufreizend, oder?« sagte das Mädchen zu Patchouli. »Du hättest die Gesichter dieser fiesen Mittdreißigerinnen sehen sollen, als ich hereinkam... Oh!«
Beide Mädchen sahen mich entsetzt an und schlugen sich die Hand vor den Mund.
»Wir haben nicht Sie gemeint«, sagten sie.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das durchstehen werde.
Samstag. 9. September
56 kg (s. g., geht wohl zurück auf den Stress in meinem neuen Job), Alkoholeinheiten 4, Zigaretten 10, Kalorien 1876, imaginäre Gespräche mit Daniel 24 Minuten (hervorragend), Neufassungen meiner Gespräche mit Mutter, in denen ich die Oberhand behalte, 94 Minuten.
11.30 Uhr. Warum nur habe ich meiner Mutter einen Schlüssel zu meiner Wohnung gegeben? Ich stand zum erstenmal seit fünf Wochen vor einem Wochenende, ohne die ganze Zeit an die Wand starren und in Tränen ausbrechen zu wollen. Ich hatte die erste Woche in
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