Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
entlang, während ich hinter ihr herhuschte. Sie brach durch eine pinkfarbene Tür in ein riesiges Großraumbüro. Überall stapelten sich Manuskripte, Fernsehbildschirme glotzten von der Decke herab auf die mit Sende- und Dienstplänen vollgehängten Wände und auf die Mountainbikes, die überall an den Schreibtischen lehnten. Am anderen Ende stand ein großer rechteckiger Tisch, an dem die Besprechung in vollem Gange war. Alle drehten sich um und starrten uns an, während wir näher kamen.
»Los! Los!« rief Richard und hielt die Fäuste in die Höhe wie ein Boxer. »Ich denke an Hugh Grant. Ich denke an Elizabeth Hurley. Ich frage mich, wie es zugeht, dass jetzt zwei Monate vergangen sind und sie immer noch zusammen sind. Ich frage mich, wie es zugeht, dass er damit durchkommt. Das ist es doch! Wie kann sich ein Mann mit einer Freundin, die aussieht wie Elizabeth Hurley, von einer Prostituierten auf einer öffentlichen Straße einen blasen lassen und damit durchkommen? Was ist aus unserer guten alten englischen Gerechtigkeit geworden? Kurz gesagt: Warum bleibt die dumme Gans überhaupt bei dem Kerl?«
Ich traute meinen Ohren nicht. Was war mit dem Schattenkabinett? Was war mit den Friedensverhandlungen? Offenbar hätte er selber gern gewusst, wie man damit durchkommen konnte, mit einer Prostituierten zu schlafen. Plötzlich sah er mich unverwandt an.
»Wissen Sie es?« Alle die supercoolen Leute am Tisch glotzten mich an. »Sie. Sie müssen Bridget sein!« rief er ungeduldig. »Wie schafft es ein Mann, der im übrigen eine wunderschöne Freundin hat, wie schafft er es, mit einer Prostituierten erwischt zu werden und alles bleibt beim alten?«
Mich packte die Panik. Mein Kopf war wie leergefegt.
»Nun?« sagte er. »Nun? Los, sagen Sie etwas!«
»Na ja«, sagte ich, weil es das einzige war, was mir einfiel, »vielleicht weil jemand die Beweise verschluckt hat.«
Ein tödliches Schweigen trat ein, und dann fing Richard Finch zu lachen an. Es war die dreckigste Lache, die ich je gehört hatte. Dann fingen die supercoolen Typen am Tisch ebenfalls an zu lachen.
»Bridget Jones«, sagte Richard Finch schließlich und wischte sich die Augen. »Willkommen bei Good Afternoon! Nimm Platz, Schätzchen.« Und zwinkerte mir zu.
Dienstag. 22. August
59 kg, Alkoholeinheiten 4, Zigaretten 25, Lose 5.
Habe immer noch nichts von meinem Vorstellungsgespräch gehört. Weiß nicht, was ich am bevorstehenden Feiertag tun soll, kann mich aber nicht damit abfinden, allein in London zu bleiben. Shazzer fährt zum Edinburgh Festival und Tom auch, glaube ich, außerdem ein Haufen Leute aus dem Büro. Würde auch gern fahren, weiß aber nicht, ob ich es mir leisten kann und habe Angst, Daniel dabei zu begegnen. Außerdem werden alle mehr Glück haben und sich besser amüsieren als ich.
Mittwoch. 23. August
Fahre auf jeden Fall nach Edinburgh. Daniel arbeitet in London, also besteht keinerlei Gefahr, ihm auf der Royal Mile über den Weg zu laufen. Es tut mir bestimmt gut, mal rauszukommen, anstatt in London allmählich durchzudrehen und auf einen Brief von Good Aftemoon! zu warten.
Donnerstag. 24. August
Ich bleibe in London. Jedes mal bilde ich mir ein, ich würde mich in Edinburgh amüsieren, und am Schluss bekomme ich immer nur Karten für irgendeine Comedy-Show. Und dann hat man nur Sommerklamotten dabei, und es ist plötzlich eiskalt. Außerdem muss man sich meilenweite steile Kopfsteinpflasterstraßen hinaufschleppen. Während man den Verdacht nicht loswird, alle anderen würden sich amüsieren.
Freitag. 25. August
19 Uhr. Ich fahre doch nach Edinburgh. Heute hat Perpetua gesagt: »Bridget, es ist zwar wahnsinnig kurzfristig, aber mir ist gerade folgendes eingefallen: Ich habe eine Wohnung in Edinburgh gemietet, und ich fände es herrlich, wenn du auch mitkommen würdest.« Ist ja ungemein großzügig und gastfreundlich von ihr.
22 Uhr. Habe gerade Perpetua angerufen und ihr gesagt, dass ich nicht mitkomme. Ich kann es mir sowieso nicht leisten. Schnapsidee.
Samstag. 26. August
8.30 Uhr. Gut, ich werde mir einige ruhige, gesunde Tage zu Hause gönnen. Wunderbar. Könnte vielleicht Die hungrige Straße von Ben Okri zu Ende lesen.
9.00 Uhr. O Gott, ich bin ja so deprimiert. Alle sind nach Edinburgh gefahren, nur ich nicht.
9.15 Uhr. Ob Perpetua wohl schon abgereist ist?
Mitternacht. Edinburgh. O Gott. Morgen muss ich mir auf jeden Fall etwas ansehen. Perpetua hält mich für verrückt. Sie ' hat sich
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