Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
meinem neuen Job überstanden. Ich fing langsam an zu glauben, dass vielleicht alles gut werden und ich vielleicht doch nicht zwangsläufig von einem Schäferhund aufgefressen werden würde, als meine Mutter persönlich im Zimmer stand - mit einer Nähmaschine unterm Arm.
»Was, in aller Welt, machst du denn da, du Dummerchen?« zwitscherte sie. Ich wog gerade hundert Gramm Getreideflocken für mein Frühstück ab, indem ich eine Tafel Schokolade als Gewicht benutzte (die Gewichte für meine Waage sind in Unzen, was mir nichts nützt, da sich die Kalorientabelle auf Gramm bezieht).
»Rate mal, was passiert ist, Liebes«, sagte sie und begann, sämtliche Schranktüren auf- und wieder zuzumachen.
»Was?« fragte ich, während ich in Socken und Nachthemd dastand und versuchte, mir die Wimperntusche unter den Augen wegzureiben.
»Malcolm und Elaine feiern ihre Rubinhochzeit nun doch in London, und zwar am dreiundzwanzigsten, also wirst du ja kommen und Mark Gesellschaft leisten können.«
»Ich will Mark aber gar nicht Gesellschaft leisten«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
»Oh, aber er ist sehr intelligent. Ist in Cambridge gewesen. Offenbar hat er in Amerika ein Vermögen gemacht...«
»Ich gehe nicht hin.«
»Nun komm schon, Liebes, fang mir nicht so an«, sagte sie, als wäre ich dreizehn. »Weißt du, Mark hat das Haus in Holland Park inzwischen fertig eingerichtet, und er veranstaltet die gesamte Party für seine Eltern, sechs Etagen, ein Partyservice und so weiter... Was ziehst du denn an?«
»Gehst du mit Julio oder mit Dad hin?« fragte ich, um sie zum Schweigen zu bringen.
»Ach, Liebes, das weiß ich nicht. Vermutlich mit allen beiden«, sagte sie mit dieser speziellen, rauchigen Stimme, die sie für die Momente reserviert, in denen sie sich für Diana Dors hält.
»Das kannst du nicht machen.«
»Aber Daddy und ich sind noch Freunde. Und mit Julio bin ich auch nur befreundet.«
Grr. Grrr. Grrrrrrr. Ich kann sie nicht ausstehen, wenn sie so ist.
»Auf jeden Fall sage ich Elaine, dass du kommst, ja?« sagte sie, nahm die unerklärliche Nähmaschine wieder unter den Arm und ging auf die Tür zu. »Ich muss los. Tschüs!«
Ich werde nicht noch einen Abend damit verbringen, vor Mark Darcy herumgeschwenkt zu werden wie ein Löffel Kohlrabipüree vor einem Säugling. Ich sollte das Land verlassen oder irgend etwas dergleichen.
20 Uhr. Auf Dinner-Party gegangen. Sämtliche selbstgefälligen Ehepaare laden mich jetzt andauernd samstags ein, seit ich wieder allein bin, und setzen mich mit ätzenden alleinstehenden Männern zusammen. Es ist sehr nett von ihnen, und ich bin ihnen ausgesprochen dankbar dafür, aber es scheint mein emotionales Versagen und meine Isolation nur noch zu betonen - obwohl Magda sagt, ich solle nicht vergessen, dass allein sein immer noch besser ist, als einen Kerl zu haben, der dauernd fremdgeht.
Mitternacht. Ach du liebe Zeit. Alle haben versucht, den Ersatzmann aufzuheitern. Der Typ ist siebenunddreißig, frisch geschieden und sagt Sachen wie: »Ich muss sagen, ich finde, dass Michael Howard in etwas unfairer Weise verleumdet wird.«
»Ich weiß nicht, worüber du dich beklagst«, warf Jeremy ihm vor. »Männer werden mit den Jahren immer attraktiver, Frauen immer unattraktiver, also hecheln dir jetzt all die Zweiundzwanzigjährigen hinterher, die dich keines Blicks gewürdigt haben, als du fünfundzwanzig warst.«
Ich saß mit gesenktem Kopf da und bebte vor Wut über ihre Anspielungen auf weibliche Verfallsdaten und das Leben als eine ewige Reise nach Jerusalem, wo weibliche Wesen, die ohne Stuhl/Mann dastehen, ausscheiden müssen, wenn die Musik aufhört, was mit Punkt dreißig der Fall ist. Das fehlte noch.
»O ja, da bin ich ganz deiner Meinung, es ist wirklich das beste, sich nach einem jüngeren Partner umzusehen«, warf ich unbekümmert ein. »Männer in den Dreißigern sind totale Langweiler mit ihren Komplexen und ihren zwanghaften Wahnideen, dass alle Frauen sie nur an die Kette legen wollen. Momentan interessiere ich mich eigentlich nur noch für Männer Anfang Zwanzig. Sie sind auch soviel ausdauernder beim... na, ihr wisst schon...«
»»Ehrlich?« sagte Magda neugierig. »Inwiefern...?«
»Ja, du bist schon interessiert«, wandte Jeremy ein und funkelte Magda an. »Der Punkt ist nur, dass sie nicht an dir interessiert sind.«
»Ahm. Entschuldige bitte. Mein derzeitiger Freund ist dreiundzwanzig«, sagte ich zuckersüß.
Sprachloses Schweigen
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