Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm
Händen die Augen und sah meine Kinder an.
»Zeigt mal her.«
Sie wühlten in ihren Ranzen. Mabels Karte zeigte eine Familie mit Daddy, Mummy, einem kleinen Mädchen und einem kleinen Jungen. Billys Zeichnung war von einem Herz eingerahmt: ein kleiner Junge, der mit seinem Vater ein Spiel spielte. Darunter stand »Daddy«.
»Können wir sie an Daddy schicken?«, fragte Mabel.
Zu Hause angekommen holte ich die alten Fotos wieder hervor. Mark und Billy in identischen Anzügen und identischer Pose. Wie ähnlich ihr Gesichtsausdruck war, wie ähnlich die Hand in der Hosentasche. Dann ein Bild, auf dem Mark eine nur wenige Tage alte Mabel im Arm hielt, Mabel winzig wie eine Puppe. Wir unterhielten uns eine Weile über Daddy, und ich sagte ihnen einmal mehr, dass er zwar nicht mehr da war, aber sie immer noch liebhatte. Dann gingen wir hinaus, um die Karten in den Briefkasten zu werfen.
Mabel schickte ihre Karte an »Daddy. Himmel. Weltraum«. Ich konnte nur hoffen, dass der Briefträger solche verlorenen Schreiben kannte und sich nicht allzu viele Gedanken machte.
Auf dem Rückweg sagte Billy: »Warum können wir nicht in einer normalen Familie leben wie Rebecca?«
»Rebecca hat auch keine normale Familie«, sagte ich. »Sie und ihr Mann sind nicht …«
»Aber Finn darf auch unter der Woche Xbox spielen!«, sagte Billy, als wäre gerade dies der Ausweis einer normalen Familie.
»Dürfen wir gleich SpongeBob gucken?«, fragte Mabel.
Doch sie waren schon zu müde, und ihnen fielen sofort nach dem Bad die Augen zu.
20.00 Uhr. Roxster kommt in einer halben Stunde. Werde selber noch ein Bad nehmen und mir noch einmal die Haare waschen. Dann werde ich mich schminken und etwas zum Anziehen suchen, das gleichermaßen geeignet ist, den Laufpass oder einen Verlobungsring entgegenzunehmen.
20.10 Uhr. Das war ja klar! Kaum sitze ich in der Badewanne, klingelt das Telefon.
20.15 Uhr. Aus der Wanne gesprungen, Badetuch umgeworfen und Hörer geschnappt, nur um Georges mächtigen Bariton zu hören.
»Okay, wir sind gerade in Denver gelandet … Das lief ja schon mal sehr gut heute, trotzdem wollen wir Ihre Stimme nicht … Santa Fe.«
»Wieso denn Santa Fe, ich dachte, wir hätten uns auf Stockholm geeinigt?«, sagte ich, wobei mir einfiel, dass der Chicken-Pie noch nicht im Ofen war.
»Bleiben Sie dran, wir steigen gerade aus … Also wir wollen Ihre Stimme nicht verlieren.«
Bitte? Ich hatte meine Stimme nicht verloren. Oder doch?
»Stockholm? Nein, ich steige nur um nach Santa Fe.« Sprach er mit mir oder zu der Stewardess?
»Wir wollen, dass Sie wieder mehr Schub in die Hedda bringen.«
»Mehr Schub?« Er sprach in Rätseln – oder gar nicht zu mir, sondern zu dem Piloten.
»Moment, ich korrigiere: Albuquerque.«
»George!«, rief ich in den Apparat. »Sollten Sie nicht längst in Albufeira sein?«
»Was? WAS ?«
Dann wurde es still in der Leitung.
20.20 Uhr. Kurz nach unten geflitzt, um den Pie in die Röhre zu schieben. Abermals klingelte das Telefon.
»Was sagten Sie da von Albufeira?« George mal wieder.
»Das war ein Witz«, erwiderte ich und versuchte dabei, die Packung mit den Zähnen zu öffnen. »Aber ich verstehe Sie nicht einmal zur Hälfte, wenn Sie dauernd in irgendeinem Fortbewegungsmittel sind. Können wir uns nicht einmal zwei Minuten in Ruhe unterhalten und Sie rennen nicht permanent herum?«, sagte ich, den Hörer unters Kinn geklemmt, da ich mit der einen Hand die Ofenklappe aufmachen und mit der anderen den Pie hineinschieben musste. »Ich kann so nicht arbeiten, wenn Sie dauernd etwas anderes zu tun haben. Ich muss mich konzentrieren!«
Georges Bariton schaltete auf den Besänftigungsmodus, den ich von ihm noch nicht kannte.
»Okay, schon gut. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass wir Sie für ein Genie halten, ehrlich. Sobald ich wieder in London bin, stehe ich Ihnen voll und ganz zur Verfügung. Wir möchten, dass Sie die Hedda wieder mit diesem typischen Hedda-Ton ausstatten, der uns so gut gefallen hat – wenn Saffron mit ihrer Version fertig ist, versteht sich. Ich verspreche Ihnen, Sie haben meine ungeteilte Aufmerksamkeit.«
»Ja gut«, sagte ich völlig durchgedreht, da ich gleichzeitig überlegte, ob ich den Pie noch mit ein bisschen geschlagenem Ei glasieren sollte, ehe ich mir die Haare föhnte.
20.40 Uhr. Puh! Bloß gut, dass Roxster nicht pünktlich ist. Jetzt kommt alles noch hin. Haare sind wieder normal, Pie ist glasiert und verströmt Hauch von echter Kochkunst. Tisch
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