Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm
der Vollmond über den Dächern. Wie wäre es eigentlich gewesen, wenn ich mit Mark auf das Konzert gegangen wäre? Er hätte mir wahrscheinlich über die Schulter geguckt, sämtliche Rundmails betr. Konzert-Picknick gelöscht und nur lapidar geantwortet: »Ich bringe den Hummus mit und die schwarzen Mülltüten.«
Aber es wäre auf jeden Fall etwas gewesen, auf das ich mich gefreut hätte. Weil es nämlich auf jeden Fall schön geworden wäre. Ach was, reiß dich zusammen und mach weiter. Keep buggering on! K.B.O. Berühmter Spruch von Churchill.
SOMMERKONZERT
Donnerstag, 4. Juli 2013
Wir bretterten wie die Wahnsinnigen durch die idyllische Parklandschaft. Wir waren spät dran, weil Billy unbedingt das Navi auf dem iPhone ausprobieren wollte und wir prompt die falsche Ausfahrt nahmen. Aber dann schafften wir es doch noch, und mit einem Mal umfing uns der Duft von frischem Heu, und die alten Kastanien leuchteten satt und grün im goldenen Abendlicht.
Beladen mit Instrumentenkoffer, Picknickdecke und zwei Picknickkörben (Cola light und Haferplätzchen passten nicht mehr in den ersten Korb) folgte ich dem Pfeil, der sagte »Zum Konzert hier«.
Schließlich standen wir vor einer weiten Wiese und waren erst einmal tief beeindruckt von dem Anblick. Alles sah aus wie auf einem Gemälde – sowohl das von Glyzinien zugewachsene Herrenhaus mit der großen Steinterrasse als auch der gepflegte Rasen, der weiter hinten zu einem See abfiel. Offenbar diente die Terrasse als Musikbühne, denn es stand bereits ein Konzertflügel darauf, Notenständer waren aufgestellt und davor die Stühle für das Publikum. Billy fasste mich fest an der Hand, denn wir wussten nicht recht, wie es jetzt weitergehen sollte.
Aber überall rannten kleine Jungen mit Instrumenten herum und waren ungeheuer aufgeregt. Dann riefen Jeremiah und Bikram: »He, Billy«, und Billy sah mich erleichtert an. »Na, geh schon«, sagte ich. »Ich komme mit den Sachen nach.«
Ich sah ihm hinterher und bemerkte bei der Gelegenheit, dass die anderen Eltern alle am Seeufer waren und dort ihre Picknickdecken ausgebreitet hatten. Keiner von denen war allein, man sah nur Paare, deren Ehe garantiert nicht von PlentyOfFlachwichser oder Twitter gestiftet worden war, sondern sich im real life angebahnt hatte. Wieder Erinnerungen an Mark, die mir in diesem Moment nicht guttaten. Als Erstes wäre er pünktlich hier gewesen, denn er hätte sich bei dem Navi nicht allein auf seinen Sohn verlassen müssen. Zudem hätte er nicht annähernd so viel Zeugs mitgenommen. Wir wären überhaupt ein Bild von einer Familie gewesen, unten am See bei unserem Picknick statt …
»Haben Sie den Küchentisch mitgebracht?«
Ich drehte mich um. In schwarzer Hose und weißem Hemd mit offenem Kragenknopf sah Mr Wallaker verblüffend elegant aus. Er schaute zum Herrenhaus und schloss dabei seine Manschettenknöpfe. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Nein, danke, es geht schon«, sagte ich, während eine Tupperdose aus dem Korb rutschte und die Eiersandwiches auf den Rasen purzelten.
»Lassen Sie mal«, befahl er. »Geben Sie mir das Fagott, und ich hole jemanden, der Ihnen die Sachen zum See trägt. Bei wem sitzen Sie?«
»Bitte reden Sie mit mir nicht wie mit einem Ihrer Schuljungen«, sagte ich. »Weder bin ich Bridget Wie-immer-unbegleitet-Darcy, noch bin ich außerstande, einen Picknickkorb zu tragen, und nur weil Sie hier das große Wort führen und alles unter Kontrolle haben mit Ihrem See und dem Orchester, bedeutet das nicht, dass ich …«
Auf der Terrasse krachte etwas hin, und unmittelbar darauf fielen wie Dominosteine sämtliche Notenständer um, einschließlich eines Cellos, das die Grasböschung hinunterrutschte. »Sie gehen jetzt besser, geben Sie mir das.« Er nahm das Fagott und lief auf das Haus zu. »Ach so, was ich noch sagen wollte: Ihr Kleid …«, rief er im Weggehen.
»Was ist mit dem Kleid?«
»Es lässt tief blicken, wenn Sie die Sonne im Rücken haben.«
Ich sah an mir hinunter. Tatsächlich, das Fähnchen war praktisch durchsichtig.
»Aber trotzdem nicht schlecht. Sie sind ja tageslichttauglich«, sagte er, um das Maß voll zu machen.
Halb entrüstet, halb verwirrt starrte ich ihm nach. Er war … das war … glatter Sexismus! Er reduzierte mich auf ein hilfloses Sexobjekt und … dabei war er verheiratet und alles … und überhaupt.
Gerade, als ich meinen ganzen Kram zusammenpacken wollte, erschien ein livrierter Diener und sagte: »Darf ich das für Sie
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