Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm
Wallaker. Frohe Weihnachten, Miranda«, sagte ich, obwohl Weihnachten erst in einem Monat war.
Sie sahen mir verdutzt nach, während ich mich mit wackligen Knien entfernte.
21.15 Uhr. Die Kinder liegen im Bett, und ich spüre die Einsamkeit des Alters. Kein richtiger Mann wird mich je wieder ansehen. Wahrscheinlich vögelt Mr Wallaker in diesem Moment mit Miranda. Alle haben ein schönes Leben, nur ich nicht.
DIE FASSADE BRÖCKELT
Montag, 25. November 2013
62 kg; Gewichtsunterschied zwischen mir und Miranda: 20 kg.
9.15 Uhr. Na gut, das kenne ich schon. Und ich weiß mir auch zu helfen. Als Erstes stelle ich dieses ekelhafte Selbstmitleid ein. Und dass ich bei Männern nicht mehr landen kann, diese Gedanken lasse ich erst gar nicht zu. Ich denke auch nicht, dass andere es immer so viel besser haben als ich – außer vielleicht Miranda. Ich konzentriere mich auf meinen mächtigen inneren Baum und gehe wieder zum Yoga.
13.00 Uhr. Gute Güte! War gerade beim Yoga, hatte aber wieder zu viel Cola light getrunken. Im Fersensitz bei der Taube-Übung ist es dann passiert.
Deshalb nach nebenan in die Meditationsklasse gegangen, obwohl eigentlich Geldverschwendung. Alles, was man tut, ist im Schneidersitz rumsitzen und an nichts denken – und das für 15 Pfund die Stunde. Doch nichts zu denken ist gar nicht so einfach, wenn es einem die Eingeweide zusammenzieht, weil man dauernd an Mr Wallaker und Miranda denken muss, und um ein Haar wäre es wieder passiert.
Erst erkannte ich ihn gar nicht, aber der Typ in den weiten grauen Klamotten, der da mit geschlossenen Augen und geöffneten Handflächen auf einer violetten Matte saß, war niemand anders als George von Greenlight Productions. Zumindest war ich ziemlich sicher, dass er es war. Gewissheit hatte ich jedoch erst, als ich die riesige Brille und das iPhone neben der Matte entdeckte.
War im Zweifel, ob ich ihn beim Hinausgehen ansprechen sollte, aber dann dachte ich, dass unsere Auren bereits seit einer Stunde miteinander kommunizierten, also warum nicht? Ich sagte: »George?«
Er setzte die Brille auf und sah mich so misstrauisch an, als wollte ich ihm jeden Moment ein unverlangtes Manuskript anbieten.
»Kennen Sie mich noch? Ich bin’s«, sagte ich. » Laub in seinem Haar ?«
»Oh … ja … Ja, richtig … Hey …«
»Ich wusste gar nicht, dass Sie meditieren.«
»Ich auch nicht. Ich bin nicht mehr im Filmgeschäft. Die Studios wollen heutzutage alles selbst machen. Keine Achtung mehr vor der Kunst. Alles bedeutungslos. Leer. Eine Schlangengrube. Am Ende war ich fix und fertig und … Kleinen Moment, bitte.« Er checkte sein iPhone. »Entschuldigung, ich muss mein Flugzeug kriegen. Ich gehe für drei Monate in einen Ashram in Lahore. War schön, Sie zu sehen.«
»Entschuldigung, aber …«
Ungeduldig drehte er sich um.
»Sind Sie sicher, der Ashram war nicht in Le Touquet?«
Er lachte und erkannte mich offenbar erst jetzt wieder, was zu einer für meinen Geschmack etwas übertriebenen Umarmung führte. »Namaste«, sagte er noch mit seinem Produzenten-Bariton, aber eben mit jenem Schuss Selbstironie, die ihn am Ende liebenswert machte. Dann war er verschwunden.
Dienstag, 26. November 2013
61 kg (gut, nur noch 19 kg schwerer als Miranda); Kalorien: 4.826; Schinken-Käse-Paninis: 2; Pizzen: 1,5; Becher Häagen-Dazs Frozen Jogurt: 2; Alkoholeinheiten: 6 (böses Mädchen!).
9.00 Uhr. Soeben die Kinder zur Schule gebracht. Fühle mich wie fette Qualle. Könnte gleich wieder zu Starbucks gehen und Schinken-Käse-Panini essen.
10.30 Uhr. Und wer stand in der Schlange vor dem Tresen? Nicolette die Unerreichte. Sie wartete auf ihr Heißgetränk. Trug ein weißes Webpelzjäckchen, Sonnenbrille und eine Megahandtasche. Sah aus wie Kate Moss bei einem offiziellen Empfang, bloß dass es erst neun Uhr morgens war. Wollte am liebsten den Rückzug antreten, ließ es aber, weil ich schon eine Weile anstand. Leider entdeckte sie mich, und ich sagte freundlich hallo.
Keine Reaktion. Keine Reaktion bedeutete hier: auch keine frostige, wie ich erwartet hatte. Stattdessen stand sie nur da und starrte mich an, mit ihrem Pappbecher in der Hand.
»Guck mal, ich habe eine neue Handtasche. Hermès«, sagte sie, hielt mir das Ding entgegen, worauf ihre Schultern anfingen zu beben.
»Ein SkinnyVentiohneKoff, stimmt so«, ratterte ich meine Bestellung herunter und schob dem Barista einen Fünfer hin. Ich dachte, wenn sie jetzt unbedingt einen Nervenzusammenbruch haben muss,
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