»Feuersbrünste und Insektenplagen kommen jeden Tag vor, bei allen von uns.« Wir küssten uns, aber er sagte: »Wir lassen das lieber, sonst lodert gleich das nächste Würstchen.«
Wir gingen ins Kinderzimmer, wo sie ganz friedlich mit ihren Dinos spielten.
»Auf in die Schule!«, sagte ich.
»Okay«, sagte Billy, als wäre nichts Ungewöhnliches passiert.
Und so brach die ganze Rasselbande auf, nur um vor der Tür von einer pikierten Nachbarin angesprochen zu werden. Ob es gebrannt hätte, wollte sie wissen.
»Gebrannt?«, fragte Roxster. »Klar hat es hier gebrannt. Hier brennt nämlich die Leidenschaft, Baby!« Und dann, an die Kinder gewandt: »Tschüs, ihr beiden!«
»Tschüs, Roxster«, antworteten sie, worauf er mir den Hintern tätschelte und sich Richtung U-Bahn in Bewegung setzte.
Jetzt sitze ich hier und komme ins Grübeln. Sollte der heutige Morgen bedeuten, dass es allmählich ernst wird mit uns? Vielleicht war es gar nicht gut, Roxster mit den Kindern zusammenzubringen. Kinder gewöhnen sich schnell an neue Menschen, und wenn wir uns dann wieder trennen, was dann? Oder soll ich ihn jetzt erst recht zu Talithas Geburtstagsparty mitnehmen?
10.35 Uhr. Kurzentschlossen schickte ich ihm eine SMS :
Aber ich bereute es sofort.
10.36 Uhr. Keine Antwort. Hatte seinen Geburtstag, ebenfalls am 24. Mai, mit keinem Wort erwähnt, was aber Absicht war, denn manche Dinge »weiß« man erst nach einiger Zeit, sonst sieht es schnell stalkingmäßig aus – so, als hätte man Informationen gesammelt. Aber warum musste ich erwähnen, dass sie sechzig wird? Was könnte abschreckender sein als diese Zahl? Warum kann man verschickte Mails nicht nachträglich löschen?
10.40 Uhr. Roxster antwortet nicht. Gaah! Telefon! Vielleicht ist es Roxster, der wegen vergreistem Freundeskreis Schluss machen will.
11.00 Uhr. War George von Greenlight. Hatte ziemlich gereizte Unterredung, in der ich George auf Dienstreise erleben durfte. Von George in einer Limousine zu George in einem Geschenkeladen zu George beim Einsteigen in ein Flugzeug. Immer wieder wurden seine Anweisungen zum Drehbuch von Äußerungen unterbrochen, die nicht zur Sache gehörten. Etwa: »Nein, packen Sie es nicht ein, ich muss meinen Flieger kriegen.« Oder: »Nein, packen Sie es doch ein.«
Am Ende – ich hatte gerade eine SMS von Roxster aufgemacht – sagte ich ihm, dass es mir schwerfiele, seinen Vor schlägen irgendeinen Sinn abzugewinnen, wenn er selber ständig abgelenkt sei.
Bin aber nicht sicher, ob er das noch mitgekriegt hat, denn plötzlich war die Verbindung unterbrochen.
Hurra! In der SMS stand:
Dann noch eine, in der stand:
Und dann noch eine:
, antwortete ich geduldig.
Und noch eine hinterher:
DIE HÄSSLICHE SEITE DES SOMMERS
Dienstag, 7. Mai 2013
62 kg (nicht schon wieder!); geeignete Sommer-Outfits: 0; geeignete Outfits für moderne Arbeitswelt: 1 (marineblaues Seidenkleid).
9.31 Uhr. Der Sommer ist da. Endlich Sonne! Bäume stehen in voller Blüte, und alles ist wunderbar. Problem ist nur, meine Oberarme sind noch nicht bereit.
9.32 Uhr. Daneben die vertraute Angst, dass ich den Tag nutzen muss, weil möglicherweise der Letzte seiner Art in diesem Jahr. Auch nicht schön: Bald gehen wieder alle auf tolle Sommerfeste und tragen luftig-eleganten Sommerchic oder sind in Ascot, sehen aus wie Kate Middleton und präsentieren ihren einzigartigen Fascinator. In meinem Kalender steht aber nichts von Sommerfesten, und somit kann ich mir auch den eleganten Kopfschmuck schenken.
9.33 Uhr. Ich hab’s gewusst: Es regnet schon wieder.
Mittwoch, 8. Mai 2013
9.30 Uhr. Schon die Fahrt zur Schule stellt mich vor Klamottenprobleme. Wir befinden uns nämlich in der sogenannten »Übergangszeit«, in der der Sommer noch keinen Mumm hat. Man verlässt das Haus in Wintersachen, plötzlich brennt die Sonne vom Himmel, und es sind 26 Grad. Oder man ist mutig und entscheidet sich für ein