Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm
unbesorgt«, sagte Mr Pitlochry-Howard und huschte davon. Umgehend war ich dem strengen Blick von Mr Wallaker ausgesetzt.
»Billy braucht Disziplin und Ordnung«, sagte er. »Es ist das Einzige, das hilft.«
»Er hat genug Disziplin. Und er kriegt im Sportunterricht und beim Schach mehr als genug von Ihrer Sorte Disziplin zu spüren, meinen Sie nicht?«
»Das nennen Sie Disziplin? Warten Sie, bis er aufs Internat kommt.«
»Aufs Internat?«, sagte ich und dachte an Mark, dem ich versprechen musste, unsere Kinder nie in ein Internat zu geben. »Er geht auf kein Internat.«
»Was ist so falsch daran? Meine Kinder sind alle im Internat. Bringt sie mal an ihre Grenzen. Lehrt sie Mut, Tapferkeit …«
»Und was, wenn es mal nicht so läuft? Wer hört ihnen zu, wenn sie einmal nicht Sieger sind? Was ist mit Spaß, Liebe, Kuscheln?«
»Kuscheln?«, sagte er ungläubig. »Kuscheln?«
»Ja«, sagte ich. »Es sind Kinder, wissen Sie, keine ergebnisorientierten Maschinen. Sie müssen lernen, auch dann klarzukommen, wenn Dinge schieflaufen.«
»Gut, dann kümmern Sie sich als Erstes um seine Hausarbeiten. Das ist nämlich wichtiger, als nur beim Friseur herumzusitzen.«
»Bitte nehmen Sie Folgendes zur Kenntnis«, sagte ich und baute mich vor ihm auf. »Ich bin eine selbständige Frau und arbeite zurzeit an einer Filmadaption des Stücks Hedda Gabbler von Anton Tschechow, das in Kürze von einer Filmgesellschaft produziert wird. Komm, Billy, gehen wir«, sagte ich und schob ihn zum Schultor. »Ehrlich, ich kenne niemanden, der so ungehobelt ist wie Mr Wallaker.«
»Ich mag Mr Wallaker«, sagte Billy, dem das alles nicht recht war.
»Mrs Darcy?«
Erbost dreht ich mich noch einmal um.
»Sagten Sie Hedda Gabbler ?«
»Ganz recht«, erwiderte ich stolz.
»Von Anton Tschechow?«
»Ja.«
»Dann interessiert es Sie sicher, dass das Stück von Henrik Ibsen ist. Außerdem heißt die Hauptfigur nicht Gabbler, sondern Gabler – mit langem A und einem B .«
18.00 Uhr. Ach du Scheiße. Hab es gerade gegoogelt, es ist tatsächlich von Ibsen und wird auch nur mit einem b geschrieben. Das Dumme ist, dass dieser Mist jetzt schon auf jedem Exemplar meines Drehbuchs steht. Andererseits, wenn niemand bei Greenlight den Fehler bemerkt hat, gibt es keinen Grund, ihnen das jetzt auf die Nase zu binden. Ich kann immer noch so tun, als sei es Absicht gewesen – eben meine feine Ironie.
21.15 Uhr. Auf dem Küchentisch stapelt sich das Papier. Habe detaillierten Plan für die Hausaufgaben der Kinder ausgearbeitet. Er zerfällt in mehrere Abschnitte.
ABSCHNITT 1 – BEZIEHT SICH AUF DEN TAG, AN DEM DIE HAUSAUFGABE AUFGEGEBEN WURDE.
z. B. Montag: Mathe, Rechtschreibung (hier: Wortendungen), aufgegeben für Dienstag. Dienstag: Werkunterricht, indische Gottheit ausmalen und persönliche Beurteilung der hergestellten Sachen schreiben (Brot, Maus usw.).
ABSCHNITT 2 – BEZIEHT SICH AUF DEN TAG, FÜR DEN DIE HAUSAUFGABE AUFGEGEBEN WURDE.
ABSCHNITT 3
Ist möglicherweise überflüssig, denn er enthält sowohl Elemente von Abschnitt 1 als auch Abschnitt 2, nur in verschiedenen Farben.
ABSCHNITT 4 – LEGT FEST, WELCHE HAUSAUFGABE IDEALERWEISE AN WELCHEM TAG ERLEDIGT WIRD.
z. B. Montag: Male ein »Familienwappen« des Adjektivierungssuffixes »isch«. Male die Arme der indischen Gottheit farblich aus.
Oh, es hat geklingelt.
23.00 Uhr. War Jude, am Boden zerstört. Mit letzter Kraft warf sie sich mir in die Arme und wankte dann zitternd in meine Küche.
»Er verlangt von mir, dass ich ihm Befehle gebe. Etwa dass er bestimmte Sachen ablecken soll«, sagte sie matt und ließ sich, das iPhone noch in der Hand, aufs Sofa fallen. Dort starrte sie mit erloschenen Augen ins Leere.
Das sah mir nach einem Notfall aus, der meine volle Aufmerksamkeit verlangte und alles andere ins Abseits schob. Offenbar steht der Snowboarder, mit dem sie sich seit drei Wochen (erfolgreich) trifft, auf merkwürdige sexuelle Rollenspiele.
»Na ja, das ist doch nicht so schlecht!«, tröstete ich sie und rührte einen hauchzarten Wirbel in den Schaum auf ihrem entkoffeinierten Nespresso-Ristretto-Cappucino. Mit meiner neuen Kaffeekapselmaschine von Weihnachten fühle ich mich gleich wie eine Barista in Barcelona.
»Du könntest ihm zum Beispiel befehlen, er soll … dich lecken!«, sagte ich und reichte ihr ein kleines Kunstwerk von Cappuccino.
»Wenn das alles wäre. Aber ich soll Sachen sagen wie ›Leck meine Schuhsohle!‹ oder ›Leck die Kloschüssel
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