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Brigade Dirlewanger

Brigade Dirlewanger

Titel: Brigade Dirlewanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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ein paar begrüßen sie, die anderen warten sicherheitshalber ab, um nicht vielleicht in Verschiß zu kommen.
    Paul Vonwegh, noch Zugführer, aber im Moment Nummer 1 der schwarzen Liste, fragt Müller: »Was dazugelernt?«
    Der Mann nickt.
    »Was?«
    »Schnauze halten.«
    »Gut so …«, erwidert Vonwegh in einer Art, die sich an jeden wendet.
    Wie recht er hat mit seiner Warnung, erfahren sie ein paar Minuten später, als die Burggendarmen kommen, um den Berliner Gruhnke abzuholen.
    Der Mann folgt ihnen wortlos. Er ist ein zäher Bursche. Er zuckt die Schultern. An der Türe dreht er sich noch einmal um und ruft: »Bedanke mich bei der Drecksau … die mich geliefert hat!«
    Alle sehen zur Tür. Petrat flucht: »Recht hat er … So was gibt's nicht mal im Knast!« Er begegnet Vonweghs kalten Augen, knurrt: »Weiß schon …« und hält den Mund.
    Sie wissen, daß Gruhnkes Leben keinen Pfifferling mehr wert ist. Sie tasten einander ab, soweit sie nicht zu erschöpft dazu sind. Fleischmann war nicht der Spitzel, sagt sich der Zugführer, zumindest nicht der einzige … Petrat ist nicht der Typ eines ›Horchgeräts‹. Gewiß schafft er jede Gemeinheit, aber jemanden zu verraten läßt bei ihm der Kodex des Berufsverbrechers nicht zu. Außerdem wäre der Mann mit der fliehenden Stirn und den unsymmetrischen Augen, der keinen Satz korrektes Deutsch sprechen kann, viel zu primitiv, um schauspielerisches Talent zu entfalten … Kortetzky kann ich auch ausklammern, überlegt Vonwegh weiter, erstens war er nicht dabei, als Gruhnke durchdrehte, und dann liegt er nebenan im Fieberwahn …
    Wie geht es ihm eigentlich? denkt der Zugführer und betritt dann die Stube. Gut, sieht er mit einem Blick. Das Wundfieber hat nachgelassen. Der Gorilla hatte schon ein paar lichte Momente, in denen er erfuhr, daß er ausgerechnet seinem Widersacher das Leben verdankte. Jetzt schlummert sein Bewußtsein unter dünnem Schlaf. Es ist etwas absolut Neues, daß man bei Dirlewanger einen Schwerverwundeten durchbringt. Die meisten läßt man einfach liegen oder erschießt sie. Die leichteren Fälle humpeln so lange im Haufen mit, bis sie umfallen oder es geschafft haben. Kortetzky wurde primitiv versorgt und mitgetragen. Seine Büffelnatur wird es überstehen, überlegt Vonwegh …
    In diesem Moment wacht der Verwundete auf. Er sieht Vonwegh und erschrickt, denkt angestrengt nach, lächelt breit. Der Zugführer setzt sich neben ihn auf den Strohsack.
    »Du bist's …« keucht Kortetzky, »dich … dich wollten … wir fertigmachen!«
    »Nicht reden.«
    »Doch … Ich will dir nur sagen … Ich bin ja ein oller, mieser Ganove, verstehste? … Aber du … du … bist prima!«
    »Schlaf jetzt«, erwidert Vonwegh und lächelt. In Ordnung, überlegt er, die Rechnung geht auf! Doch merkwürdig, daß diese alten, hoffnungslosen Kriminellen noch die Ehrlichsten sind. Mit ihnen wird er es am leichtesten haben … Dann geht er zurück zur Mannschaftsstube.
    »Bist du der Vonwegh?« fragt ihn ein Burggendarm.
    Der Zugführer nickt.
    »Du meldest dich in zwanzig Minuten zum Rapport im Schloß!«
    Fleischmann, weiß Vonwegh, es ist soweit. So oder so. Rouge oder noir. Durchkommen oder krepieren.
    Als der Burggendarm gehen will, ist der Kampf auf Kleinschmidts Gesicht beendet.
    »Sie haben gestern meinen Kumpel geholt …«, sagt er. »Was habt ihr mit Haubach gemacht?«
    »Haubach …«, spielt der Posten Zerstreutheit. »Ach, so …«, antwortet er dann gemäß seiner Instruktion, »der ist in Lager II … bei den Hiwis …«
    Und der Schuß, der dann fiel, denkt Kleinschmidt. Noch ist ihm nicht aufgefallen, daß auch Aumeier, Dirlewangers Hausschlächter, den jeder kennt, nicht mehr da ist. Kleinschmidt ist kein übler Kerl, er wird der Sache nachgehen.
    Der Burggendarm hat die Gedanken des B-Soldaten erraten. »Neugierde ist gefährlich …«, droht er. »Ich gebe dir einen Rat«, sagt er beim Abgang, »frag künftig nicht so dumm!«
    Paul Vonwegh notiert den Zwischenfall mechanisch. Haubach, prägt er sich den Namen ein. Auch Kleinschmidts Reaktion vergißt er nicht.
    Die anderen sagen kein Wort, als er sich fertig macht. Kirchwein reicht ihm den Stahlhelm. Petrat fährt über seine Schuhe. Alles ohne Geheiß.
    »Bist du schon mal mit dem Alten zusammengekommen?« beendet Kordt das Schweigen.
    Paul Vonwegh schüttelt den Kopf.
    »Nur nicht widersprechen«, rät der rundliche Müller, »tu das um Gottes willen nicht!«
    »Nerven

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